Amerikas erste Frau im All ist tot
von Stefan Deiters astronews.com
24. Juli 2012
Sally Ride, die 1983 als erste Amerikanerin an Bord der
Raumfähre Challenger ins All flog, ist gestern einem Krebsleiden erlegen. Sie
wurde 61 Jahre alt. Die Physikerin nahm an insgesamt zwei Shuttle-Missionen teil
und widmete sich später vor allem der Heranführung von Kindern und Jugendlichen
an Naturwissenschaft und Technik. Der Raumfahrt blieb sie bis zuletzt verbunden.
Sally Ride bei ihrem ersten Flug ins All im Jahr
1983 an Bord der Raumfähre Challenger.
Foto: NASA |
"Sally Ride hat Barrieren durchbrochen und das mit Würde und
Professionalität", meinte NASA-Administrator Charles Bolden zum Tod der
Astronautin, die 1983 als erste Amerikanerin ins All geflogen war. "Sie hat im
wahrsten Sinne des Wortes das Gesicht von Amerikas Raumfahrt verändert. Die
Nation hat mit ihr einen ihrer besten Führer, Lehrer und Entdecker verloren. Sie hat
viele inspiriert und wird ein große Lücke hinterlassen." Die
stellvertretende NASA-Administratorin Lori Garver ergänzt: "Sally war menschlich
und im Beruf ein Vorbild für mich und Tausende von Frauen auf der ganzen Welt.
Ihre Einstellung und ihr Einsatz wird weiterhin Inspiration für Frauen überall
sein."
Ride war am 18. Juni 1983 als erste Amerikanerin ins All gestartet. An Bord der
Raumfähre Challenger war sie Teil der Besatzung von STS-7. Sie gehörte zur
ersten Astronautengruppe der NASA, in der auch Frauen zugelassen waren. Bis in
die 1970er Jahre hinein hat die amerikanische Raumfahrtbehörde nur
Kampfpiloten eingestellt und damit ausschließlich Männer.
1977, kurz vor Beginn des Space Shuttle-Programms, suchte die NASA aber auch
Ingenieure und Naturwissenschaftler, die ins All fliegen. Ride, die bereits über einen Abschluss in
Englisch und Physik verfügte und gerade ihre Doktorarbeit in Physik
fertigstellte, bewarb sich und wurde im Januar 1978 als neue Anwärterin auf den
Astronautenberuf von der NASA eingestellt. Nach ihrem ersten historischen Flug
1983 startete sie am 5. Oktober 1984 ein
zweites Mal mit der Challenger ins All.
"Die Sache, die mir von dem Flug immer in Erinnerung bleiben wird, ist, dass es
Spaß gemacht hat", erinnerte sich Ride später an die Mission STS-7. "Ich bin mir sicher, dass es
der größte Spaß war, den ich je in meinem Leben gehabt haben werde." Ride
trainierte für eine weitere Shuttle-Mission, die allerdings nach der Explosion
der Challenger gestrichen wurde. Sie war anschließend Mitglied der Kommission,
die die Unglücksursache herausfinden sollte - eine Rolle, die sie erneut nach
der Columbia-Katastrophe im Jahr 2003 übernahm.
Ride beendete ihre NASA-Karriere im Jahr 1987, ging als Physikprofessorin an die
University of California in San Diego und wurde Direktorin des California
Space Institute. 2001 gründete sie ihr eigenes Unternehmen Sally Ride Science,
um gezielt junge Menschen - und insbesondere Mädchen - für eine Karriere im
Bereich der Naturwissenschaften, Mathematik oder Technologie zu begeistern. Sie
war zudem auch eine gefragte Expertin und erfolgreiche Wissenschaftsautorin.
Zuletzt war Ride an dem Projekt MoonKAM beteiligt, einer speziellen Kamera an
Bord der beiden NASA-Mondsonden der Mission GRAIL, mit denen Schüler den Erdtrabanten erforschen
sollen (astronews.com berichtete). Vor 17 Monaten erkrankte Ride an
Bauchspeicheldrüsenkrebs. Ihren tapferen Kampf gegen diese heimtückische Krankheit hat
Amerikas erste Frau im All gestern verloren.
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