Die entscheidenden sieben Minuten
von Stefan Deiters astronews.com
17. Juli 2012
Die Landung rückt näher: In weniger als drei Wochen soll der Marsrover
Curiosity im Gale-Krater des Mars aufsetzten und anschließend die Region
zwei Jahre lang erkunden. Bei der NASA gibt man sich zuversichtlich, dass alles
klappt. Doch das Manöver ist nicht ohne Risiko und ein Misserfolg durchaus
möglich. Entscheidend sind vor allem sieben Minuten.
Riskantes Manöver: Die Landung von Curiosity auf
dem Mars ist der gefährlichste Teil der Mission.
Bild: NASA / JPL-Caltech |
"Die Landung von Curiosity ist die schwierigste NASA-Mission, die in der Geschichte der robotischen Planetenerkundung je versucht wurde", urteilt John Grunsfeld, der für die wissenschaftliche Abteilung der NASA zuständige Administrator.
"Die Herausforderungen sind zwar hoch, doch das Können und die Hingabe des Teams
macht mich sehr zuversichtlich, dass die Landung klappen wird."
Sicher kann sich da bei einer Marslandung allerdings niemand sein. Das Mars Science Laboratory, wie die Mission des Rovers
Curiosity offiziell heißt, wäre nicht
das erste Unternehmen der NASA zur Erkundung des roten Planeten, das praktisch auf den letzten Metern
gescheitert ist. Nur zu gut dürfte man sich bei der NASA
noch an den bei der Landung vermutlich zerschellten Mars Polar Lander erinnern.
Und diesmal ist alles noch viel komplizierter, da bei Curiosity erstmals
ein als "Sky crane" bezeichnetes Verfahren zur Anwendung kommt, bei dem der Rover an drei Nylonseilen von einer über dem Boden schwebenden
Landeplattform abgeseilt werden soll.
Wegen des hohen Gewichts von Curiosity kann man den Rover nicht wie seine Vorgänger
Spirit und Opportunity in Airbags verpackt einfach auf die
Marsoberfläche "plumpsen" lassen. Zudem dürfte es für die Entwicklung zukünftiger, eventuell auch bemannter Marsmissionen nicht unwichtig sein, ein
Landeverfahren zu erproben, das eine präzise und kontrollierte Landung in einer ganz bestimmten Region erlaubt.
Die Phase, in der sich entscheidet, ob der 6. August 2012 als Beginn einer neuen Ära der Marserkundung in die Geschichtsbücher eingeht, oder als
weiterer NASA-Flopp, dauert nur rund sieben Minuten. In dieser Zeit muss die Raumsonde von einer Geschwindigkeit von rund 5.900 Metern pro Sekunde so weit
abgebremst werden, dass der Rover schließlich sicher landen kann. Den exakten Landezeitpunkt gibt die NASA mit 7.31 Uhr MESZ
am 6. August an.
"Diese sieben Minuten stellen die größte Herausforderung der gesamten Mission dar", so Pete Theisinger, der Projektmanager der Mission am
Jet Propulsion Laboratory. "Damit
die Landung klappt, müssen Hunderte von einzelnen Prozessen korrekt ablaufen, viele auf einen Sekundenbruchteil genau und dies autonom von der Raumsonde
gesteuert. Wir haben alles was uns möglich war getan, damit die Landung gelingt. Wir erwarten daher, dass wir
Curiosity sicher auf den Boden bekommen, aber es gibt keine Garantie.
Das Risiko ist real."
Nach einer geglückten Landung wird Curiosity zunächst gründlich
getestet werden, bevor sich der Rover dann zu seinem primären Ziel, einem
Berghang in der Mitte des Gale-Kraters, auf den Weg macht. Bis er dort
angekommen ist, könnten mehrere Monate vergehen. "Man sollte geduldig sein,
während der Fahrt", so John Grotzinger vom California Institute of Technology. "Das Warten wird
sich lohnen und vielleicht finden sich schon auf dem Weg einige interessante
Forschungsobjekte."
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