Wiedersehen mit den Saturn-Propellern
von Stefan Deiters astronews.com
10. Juli 2012
Nach fast zwei Jahren hat die Sonde Cassini
erstmals wieder Bilder des Ringsystems des Saturn zur Erde gesandt, auf dem
eindrucksvolle Details von dessen Struktur zu erkennen sind. Möglich wurde dies
durch eine Bahnänderung der Sonde, die im Mai mit einem Vorüberflug am
Saturnmond Titan begonnen hatte. Nun kann die Untersuchung von vielen
eigentümlichen Ringstrukturen fortgesetzt werden.

Ein Blick auf die Saturnringe am 5. Juni 2012.
In einer Lücke des A-Rings ist eine
propellerähnliche Struktur (rote Pfeile) zu
erkennen, die sich im Laufe der Zeit weiterbewegt.
Bild: NASA/JPL-Caltech/SSI/Cornell
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Fast zwei Jahre mussten die Astronomen warten, bis ihnen die Saturnsonde Cassini
wieder eindrucksvolle Einblicke in das Ringsystem des Planeten erlaubte. Möglich
wurden die neuen Ansichten durch einen Vorüberflug am Saturnmond Titan im Mai,
durch den die Bahn der Sonde aus der Ebene der Ringe und Monde des Gasriesen
hinausgelenkt wurde (astronews.com berichtete).
Die Inklination, also der Winkel der
Bahnebene der Sonde relativ zur
Äquatorebene des Planeten, beträgt inzwischen 16 Grad. Durch sieben weitere
Vorüberflüge an Titan soll sie bis April 2013 schließlich 62 Grad betragen und
so auch weitere Untersuchungen der Polarregionen des Ringplaneten ermöglichen.
Die neue Bahn um den Saturn erlaubt den Wissenschaftlern aber schon jetzt einen
erneuten detaillierten Blick auf das Ringsystem des Planeten mit seinen
zahlreichen, oft faszinierenden Strukturen. So interessieren sich die Forscher
beispielsweise für eigentümliche kleine Lücken in den Ringen und darin
umlaufende propellerähnliche Strukturen. Sie entstehen vermutlich durch kleine
Brocken, die nicht so groß wie ein Mond, aber doch wesentlich größer als
die sonstigen Ringpartikel sind.
Auf den ersten Bildern des Ringsystems von Anfang Juni haben die Wissenschaftler
auch gleich wieder einen dieser "Propeller" aufgespürt. Es dürfte sich um einen
alten Bekannten handeln, nämlich einen "Propeller-Mond" namens "Sikorsky", da er
sich relativ genau an der Stelle befindet, an der er nach einem einfachen Modell
seiner Bewegung sein sollte. Der "Propeller" wurde nach dem russischen
Luftfahrtpionier Igor Iwanowitsch Sikorsky benannt, der unter anderem als
Konstrukteur von Hubschraubern bekannt wurde.
Nachdem Cassini im Frühjahr des kommenden Jahres eine Bahninklination von 62
Grad erreicht hat, wird die Sonde bis März 2015 in die
Äquatorialebene des Planeten zurückkehren. Ende 2015 dann, so sehen es die
aktuellen Planungen vor, wird Cassini zum letzten Mal die Ebene der Monde und Ringe
verlassen und durch mehrere Manöver die Bahn so verändern, dass die Sonde 2017
durch die schmale Lücke zwischen der Atmosphäre des Saturn und dem innersten
Ring fliegen kann. Die Mission soll schließlich durch einen Flug in die
Saturnatmosphäre beendet werden.
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