Tiefer Blick in Sternentstehungsregion NGC 6357
von Stefan Deiters astronews.com
20. Juni 2012
Die Europäische Südsternwarte ESO hat heute eine neue
Aufnahme eines Teilbereichs der Sternentstehungsregion NGC 6357 veröffentlicht.
Zahlreiche junge und heiße Sterne haben hier durch ihre stellaren Winde und ihre
intensive ultraviolette Strahlung eine eigentümliche Landschaft aus leuchtenden
Gaswolken und zerklüfteten Staubschwaden entstehen lassen.
Der Blick mit dem Very Large Telescope in die
äußeren Bereiche der Sternentstehungsregion NGC
6357.
Bild: ESO [Gesamtansicht] |
Das heute von der Europäischen Südsternwarte ESO veröffentlichte Bild wird
dominiert von einem breiten Band aus Staub in der Mitte der Gesamtansicht, das das Licht
dahinter liegender Objekte verschluckt. Rechts davon ist ein kleiner Haufen aus hell
leuchtenden, bläulich-weißen Sternen zu erkennen, die sich aus dem Gas der
Region gebildet haben. Sie sind vermutlich nur wenige Millionen Jahre alt. Ihre
intensive Strahlung hat eigentümliche Hohlräume in dem Gas und Staub der
Umgebung entstehen lassen.
Die mit dem Very Large Telescope der ESO beobachtete Region ist Teil des
Sternentstehungsgebietes NGC 6357. In dessen Zentralbereich befindet sich ein
Haufen aus extrem massereichen und hellen Sternen, der schon wiederholt
beobachtet wurde (siehe etwa unser
Bild des Tages vom 8. Januar 2009).
Er ist auf der
heute veröffentlichten Aufnahme nicht zu sehen. Stattdessen zeigt sie die
weniger gründlich untersuchten äußeren Bereiche dieser stellaren Kinderstube, in
der sich überraschend viele faszinierende Strukturen ausmachen lassen.
Auf dem gesamten Bild sind dunkle Schwaden aus kosmischen Staub zu
erkennen. Die interessantesten Strukturen dieser Art aber finden sich im rechten
unteren Bildteil der Gesamtansicht und an deren rechten Rand. Hier hat die
Strahlung der jungen Sterne eigentümliche Säulen entstehen lassen, die den
bekannten "Säulen der Schöpfung" im Adlernebel gleichen (siehe unser
Bild
des Tages vom 22. Juli 2009: Säulen der Schöpfung).
NGC 6357 wurde erstmals von John Herschel im Jahr 1837 von Südafrika aus
beobachtet. Der Sohn des berühmten Astronomen Wilhelm Herschel konnte
allerdings nur den hellen Zentralbereich von NGC 6357 erkennen, die wahren
Ausmaße des Nebels wurden erst bei späteren, fotografischen Beobachtungen
deutlich.
NGC 6357 ist im englischen Sprachraum auch unter dem Namen "Krieg und
Frieden"-Nebel bekannt. Bei Infrarotbeobachtungen im Rahmen des Midcourse Space
Experiment erkannten die beteiligten Wissenschaftler im hellen, westlichen Teil
des Nebels nämlich eine Taube, während sie der östliche Teil an einen Totenkopf
erinnerte. Im sichtbaren Bereich des Lichts, in dem diese Aufnahme
entstand, lässt sich dies allerdings nicht nachvollziehen. NGC 6357 liegt in
einer Entfernung von rund 8.000 Lichtjahren im Sternbild Skorpion.
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