Die Sterne des Sommers und die Venus
von
Stefan Deiters astronews.com
1. Juni 2012
Natürlich ist unser Nachbarplanet Venus in diesem Monat der
Hauptdarsteller. Doch auch wer den seltenen Venustransit am Morgen des 6. Juni
verpasst, findet im Juni noch einiges andere Interessante am nächtlichen Himmel.
Da wären etwa die Sternbilder des Sommers und weitere Planeten. Auch ein Blick
in das Band der Milchstraße könnte sich lohnen.

Ein Blick nach Nordosten zu Monatsende kurz vor Sonnenaufgang:
Jupiter (oben) und Venus (unten) erscheinen wieder am Himmel.
Links unterhalb von Venus ist noch der Stern Aldebaran zu
erkennen.
Bild: astronews.com / Stellarium |
Heute beginnt der Sommer - zumindest für die Meteorologen. Seit einem
Beschluss der Weltorganisation der Wetterfachleute beginnen die
meteorologischen Jahreszeiten nämlich immer zu Beginn des Monats, in dessen
letzten Drittel sie bei den Astronomen beginnen. Das erleichtert das Führen
von Statistiken erheblich. Wer sich lieber nach dem kalendarischen und
astronomischen Sommerbeginn, also der Sommersonnenwende, richtet, muss noch
rund drei Wochen warten: Für den beginnt der Sommer erst am 21. Juni um 1.09
Uhr MESZ.
Die Jahreszeit macht sich natürlich auch am Sternenhimmel bemerkbar, wo die
typischen Sommersternbilder das Regiment übernommen haben: Schaut man nach
Einbruch der Dunkelheit nach Osten, erkennt man hier einige helle Sterne,
darunter Wega im Sternbild Leier, die in bläulich-weißer Farbe im Nord-Osten
aufgeht. Wega ist auch für Planetenforscher von großem
Interesse, hat man doch um den Stern eine Staubscheibe entdeckt, die nach
Ansicht der Forscher die Folge der Kollision zweier Planeten vor rund einer
Millionen Jahre ist (siehe
Spitzer:
Planetenkollision bei Wega vom 11. Januar 2005).
Wega ist 25 Lichtjahre von der Erde entfernt und der fünfthellste Stern am
nächtlichen Himmel und der zweithellste Stern am Nordhimmel. Sie strahlt 60-mal
heller als unsere Sonne und dürfte erst rund 350 Millionen Jahre alt sein. Die
beiden anderen Sterne des so genannten Sommerdreiecks [Findkarte]
sind Deneb im Sternbild Schwan und Atair im Adler: Deneb ist
einer der größten bekannten Riesensterne und leuchtet 60.000-mal so hell wie
unsere Sonne und hat ihre 25-fache Masse. Atair ist nur etwa 16
Lichtjahre von der Erde entfernt und nur eineinhalb Mal größer als unser
Zentralgestirn.
Wer abseits von störenden Lichtern diese drei Sterne ausgemacht hat, kann
vielleicht auch das helle Band der Milchstraße erkennen, das sich von Nord-Osten
nach Süd-Osten erstreckt. Man schaut hier auf die mit unzähligen Sternen
bevölkerte Scheibe unserer Galaxie. Der Name "Milchstraße" ist sehr alt. Früher
beobachtete man dieses helle, milchige Band am Himmel, ohne zu wissen, um was es
sich dabei eigentlich handelt. So entstand der Name: Milchstraße, Milky way oder
auch Via Lactea.
Erst in der Zeit Galileos konnte man mit ersten Fernrohren erkennen, dass es
hier eine Unzahl von Sternen gibt und man in die Scheibe unserer Galaxie schaut.
Und erst in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde klar, dass das Universum
aus unzähligen Galaxien besteht und unsere Heimatgalaxie nicht etwa das gesamte
Weltall darstellt. So wurde der Begriff Milchstraße zum Namen für unsere
Heimatgalaxie.
Im Band der Milchstraße lassen sich mit einem Fernglas eine Vielzahl
interessanter Objekte entdecken: So findet man etwa östlich vom Stern Deneb im
Sternbild Schwan bereits mit bloßem Auge eine Region, die etwas heller
erscheint. Ein Fernglas und gute Sichtbedingungen offenbaren, um was es sich
handelt: um ein eigentümlich geformtes Sternentstehungsgebiet, den
Nordamerikanebel (oder auch NGC 7000) [Findkarte].
Er liegt in rund 2.300 Lichtjahren Entfernung und erinnert mit seinen Umrissen
an den nordamerikanischen Kontinent.
In Sachen Planeten hat der Juni ein Jahrhundertereignis zu
bieten - wenn auch nicht am Nachthimmel, sondern am frühen Morgen: Unser
Nachbarplanet Venus zieht vor der Scheibe der Sonne vorüber und zwar in der
Nacht vom 5. auf den 6. Juni zwischen 0.10 Uhr MESZ und 6.50 Uhr MESZ. Dieser
Venustransit ist also von Mitteleuropa aus nur in seiner
letzten Phase zu sehen. Anfang der kommenden Woche werden wir bei astronews.com
noch einmal näher auf dieses Ereignis eingehen. An dieser Stelle nur so viel:
Niemals sollte man ungeschützt in die Sonne blicken. Dies kann im schlimmsten
Fall sogar zur Erblindung führen. Wer die Venus während ihres Transits verpasst,
kann den Planeten dann im letzten Monatsdrittel wieder am Morgenhimmel ausmachen
(siehe Bild).
Auch der sonnennächste Planet Merkur kann in diesem Monat,
mit etwas Glück und Geschick, etwa ab der Monatsmitte für rund zehn Tage sogar
mit bloßem Auge tief am nordwestlichen Abendhimmel beobachtet werden. Wer den
Planeten mit einem Teleskop betrachtet, wird erkennen, dass auch der Merkur
Phasen wie die Venus oder unser Mond zeigt. Am 25. Juni erscheint der Planet
gerade halb beleuchtet.
Der Mars, zunächst im Sternbild Löwen, dann in der Jungfrau,
ist in der ersten Nachthälfte zu beobachten. Seine Helligkeit geht weiter
zurück, besonders auffällig ist der rote Planet somit nicht mehr. Der
Jupiter ist erst ab der zweiten Monatshälfte wieder am frühen
Morgenhimmel zu sehen. Er befindet sich im Sternbild Stier, wo übrigens auch die
Venus zu beobachten ist. Der Saturn geht im Laufe des Monats
immer früher unter und wird damit allmählich zum Planeten der ersten
Nachthälfte. Der Ringplanet steht im Sternbild Jungfrau.
Im Juni gibt es auch eine ganze Reihe von Sternschnuppenströmen, allerdings
sind sie meist nur schwach ausgeprägt und schwer zu beobachten. So sind
beispielsweise die Juni-Lyriden, die aus dem Sternbild Leier zu
kommen scheinen, vom 11. bis 21. Juni zu sehen. Ende Juni, genauer um den 27.,
kann man mit etwas Glück die Juni-Draconiden beobachten, deren
Ausstrahlungspunkt im Sternbild Drache liegt. Weitere Sternschnuppenschauer im
Juni sind die Libriden am 7. und 8. Juni, mit Radiant im
Sternbild Waage, und der Scorpius-Sagittarius-Strom, dessen
Radiant im Grenzbereich zwischen den Sternbildern Skorpion und Schütze liegt. Er
ist den ganzen Monat über aktiv - mit einem Maximum zur Monatsmitte - allerdings
von Mitteleuropa relativ schlecht zu beobachten.
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