Frühere Kraterseen und andere Wasserspuren
von Stefan Deiters astronews.com
7. Mai 2012
Neue, jetzt von der europäischen Weltraumagentur ESA
veröffentlichte Bilder der Marssonde
Mars Express zeigen eine Region des Roten Planeten, deren Oberfläche
offenbar durch fließendes Wasser geformt wurde. Das Gebiet liegt in einem Übergangsbereich zwischen der
ausgedehnten Ebene Acidalia Planitita und der
höher gelegenen und älteren Region Tempe Terra.

Der Blick auf den westlichen Teil der Region
Acidalia Planitia auf dem Mars.
Bild: ESA / DLR / FU Berlin (G. Neukum)
[Großansicht] |
Acidalia Planitia ist eine gewaltige Ebene auf dem Roten Planeten, die sich von
der Erde aus schon mit einem Amateurteleskop erkennen lässt. So trug auch der Marsforscher Giovanni Schiaparelli
die Region bereits im 19. Jahrhundert auf seine Marskarte ein und benannte sie nach einer Quelle, in der die Grazien
aus der griechischen Mythologie gebadet haben sollen. Schiaparelli wurde vor
allem durch die "canali" bekannt, die auf seiner Marskarte verzeichnet waren und
die von einigen als künstliche Kanäle gedeutet wurden.
Am 21. Juni des vergangenen Jahres überflog nun die europäische Raumsonde Mars
Express den westlichen Teil der Region, die hier in die höher gelegene und
ältere Region Tempe Terra übergeht. In diesem Übergangsbereich gibt es zahlreiche
Täler, die aus dem Hochland kommend in die Ebene münden. Bei einigen von ihnen
lässt sich ein sogenanntes dendritisches
Muster erkennen, dessen Form an die Verzweigungen eines Baumes erinnert. Solche
Strukturen entstehen nach Ansicht der Wissenschaftler durch den Ablauf von
Oberflächenwasser und könnten somit ein Hinweis auf Niederschläge etwa in Form
von Regen oder Schnee zu einer früheren Epoche der Marsgeschichte sein.
Auf den ersten Blick erscheint es, als würde der linke untere Teil des Bildes im Schatten liegen, doch
besteht die Oberfläche in diesem Bereich tatsächlich aus einem anderen Material. Auf der linken Seite handelt es sich
beim Oberflächenmaterial hauptsächlich um dunklen
Sand, der eventuell vulkanischen Ursprungs ist, während auf der rechten
Bildhälfte hellerer Sand überwiegt.
Auf dem Bild sind außerdem - am rechten Bildrand der Großansicht - Brüche in der
Marskruste zu erkennen, die sich in Richtung der Region Idaeus Fossae
erstrecken. Sie haben, so die Vermutung der Astronomen, einst eine wichtige
Rolle gespielt, indem sie nämlich Wasserreservoirs unter der Oberfläche
freigelegt haben, was möglicherweise zur Bildung von Seen in den Kratern der
Umgebung geführt hat.
So sind auch in einigen älteren, stärker erodierten Kratern der Region (oben im
Bild) Sedimentablagerungen auf den Kraterböden zu erkennen, die für die einstige
Existenz von Wasser auf der Oberfläche sprechen. Bei manchen dieser Krater
scheinen sogar kleine Täler von den Kraterrändern auszugehen. Offenbar hat sich
von hier das Wasser aus den Kratern in die Umgebung ergossen.
Die Sedimentablagerungen könnten auch für Astrobiologen von Interesse sein: Gab
es auf dem Mars nämlich tatsächlich einmal für einige Zeit Wasser auf der Oberfläche,
wären diese stehenden Gewässer der ideale Ort für die Entstehung von primitivem
Leben gewesen, von dem sich eventuell noch Spuren in den Sedimenten erhalten
haben könnten.
Vor allem im mittleren Bildbereich sind auch einige jüngere Krater zu sehen. Man
erkennt sie daran, dass bei ihnen die Erosionsspuren zu fehlen scheinen und sie
sich in manchen Fällen über älteren Strukturen gebildet haben.
Die Aufnahme stammt von der High Resolution Stereo Camera (HRSC) an Bord
der europäischen Marssonde Mars
Express. Das Kamerasystem wurde am Deutschen Zentrum für
Luft- und Raumfahrt (DLR) entwickelt.
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Mars Express,
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Mission Mars - die
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