Größter Vollmond des Jahres
von
Stefan Deiters astronews.com
4. Mai 2012
Wer das Gefühl hat, dass der Vollmond an diesem Wochenende
besonders groß ist, der könnte ausnahmsweise einmal nicht Opfer einer optischen
Täuschung geworden sein: Die Vollmondposition erreicht der Erdtrabant nämlich in
der Nacht von Sonnabend auf Sonntag ganz in der Nähe des erdnächsten Punktes
seiner Umlaufbahn und erscheint dadurch tatsächlich heller und größer als sonst.

Befindet sich der Vollmond am erdnächsten Punkt seiner Bahn
(oben links) ist er rund 14 Prozent größer und 30 Prozent
heller als ein Vollmond am erdfernsten Punkt der
Mondbahn (rechts unten).
Bild: Science@NASA |
Dass der Mond einem sehr groß am Himmel vorkommt, ist häufiger der Fall, aber
nur in seltenen Fällen gibt es dafür auch eine astronomische Begründung. Am
Wochenende ist es allerdings wieder einmal soweit: Der Vollmond am 6. Mai 2012
um 5.35 Uhr MESZ fällt fast genau mit dem Zeitpunkt zusammen, zu dem der Mond
den erdnächsten Punkt seiner Umlaufbahn um die Erde durchläuft, das sogenannte
Perigäum. Der Erdtrabant kann dadurch bis zu 14 Prozent größer und 30 Prozent
heller erscheinen als bei anderen Vollmonden.
Der Mond umkreist die Erde nicht auf einer exakten Kreisbahn. Während eines
Umlaufs schwankt die Entfernung des Mondes von der Erde dadurch zwischen
356.410 und 406.740 Kilometern - also immerhin um rund 50.000
Kilometer. Kommt es nun, wie an diesem Wochenende, zu einem
Vollmond nahe eines Perigäums, erscheint der Mond entsprechend heller und größer.
Durch den nahen Mond können übrigens auch die Gezeiten etwas höher ausfallen als
sonst, doch ist dies nur ein Effekt im Zentimeterbereich. Durch lokale
Gegebenheiten kann die Flut aber bis zu 15 Zentimeter höher werden. Auch sonst
haben solche "Super-Vollmonde" keine dramatischen Folgen, auch wenn das von
unseriösen Medien immer wieder gerne behauptet wird. Sie sind auch nicht
besonders selten, sondern kommen ungefähr jährlich vor - der letzte
"Super-Vollmond" war im März 2011 zu beobachten.
Ein Perigäums-Vollmond hat übrigens nichts mit einem anderen Phänomen zu tun,
das manche Mondbeobachter immer wieder verblüfft. Aus Gründen, die weder
Astronomen noch Psychologen bislang vollständig verstanden haben, erscheint uns
der Mond in Horizontnähe größer als er wirklich ist. Dieses "Mondillusion"
genannte Phänomen könnte damit zu tun haben, dass unser Gehirn, wenn man den Mond im Vergleich zu Häusern, Bäumen oder anderen
Objekten im Vordergrund betrachtet, irgendwie über dessen wahre Größe getäuscht
wird.
Der Perigäums-Vollmond, der tatsächlich für eine größere Mondscheibe sorgt,
kann also zusammen mit der Mondillusion für einen besonders eindrucksvollen
Mondaufgang sorgen. Der Mond geht am Sonnabend um 20.18 Uhr MESZ auf.
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