Rettungsversuche für Satelliten gehen weiter
von Stefan Deiters astronews.com
24. April 2012
Die europäische Weltraumagentur ESA bemüht sich weiterhin,
wieder Kontakt zu ihrem Satelliten Envisat zu bekommen. Seit 8. April
hat es keine Kommunikation mehr mit dem Umweltsatelliten gegeben, der sich aber offenbar noch auf einer stabilen Umlaufbahn
befindet. Wichtige Bilder und Daten über den Zustand von Envisat kommen
von anderen Weltraumagenturen und Einrichtungen.
Diese Aufnahme von Envisat macht der
französische Satellit Pleiades am 15. April 2012
aus einer Entfernung von rund 100 Kilometern.
Bild: CNES [Großansicht] |
Seit 8. April 2012 bemüht sich die europäische Weltraumagentur
ESA, den Kontakt zu ihrem Umweltsatelliten Envisat wieder herzustellen. Am
Sonntag vor zwei Wochen hatte der Satellit bei einem
Überflug nicht wie geplant Daten zur Bodenstation im schwedischen Kiruna
übertragen (astronews.com berichtete). Der Satellit ist seit Februar
2002 im All und konnte damit unlängst sein zehnjähriges Orbit-Jubiläum
feiern. Für Envisat war eigentlich nur eine fünfjährige Missionsdauer geplant
gewesen, bis vor wenigen Wochen hatte man aber noch gehofft, dass der Satellit
mindestens noch so lange Daten liefert, bis eine Nachfolgemission gestartet ist.
Dies erscheint nach dem Ausfall nun mehr als fraglich.
Mit Hilfe verschiedener Beobachtungen konnten die ESA-Experten inzwischen
bestätigen, dass Envisat noch in einer stabilen Umlaufbahn
ist. Jetzt versuchen sie herauszufinden, ob sich der Satellit in einem
sogenannte "Safe Mode" befinden könnte und baut dabei auf alle Informationen und
Beobachtungen, die aus unterschiedlichen Quellen zu bekommen sind.
So richtete beispielsweise die französische Raumfahrtagentur CNES ihren
Erdbeobachtungssatelliten Pleiades am 15. April so aus, dass dieser keine
Aufnahmen der Erdoberfläche, sondern von Envisat machen konnte. Aus den dabei
gewonnenen Bildern hoffen Experten die Orientierung der Solarzellenpaneele von
Envisat ableiten zu können, aus denen der Satellit seine Energie bezieht.
Sind diese ausreichend zur Sonne ausgerichtet, könnte nämlich genug Energie
erzeugt werden, um den Satelliten in den "Safe-Mode" zu versetzen. In diesem
"Safe-Mode", so die Hoffnung der Experten, könnte dann eine Wiederaufnahme der
Kommunikation mit Envisat möglich sein. "Wir sind der CNES für das Angebot sehr
dankbar, Aufnahmen von Envisat mit ihren Satelliten Pleiades und
Spot zu
machen", so Volker Liebig, der ESA-Direktor für die Erdbeobachtungsprogramme der
Agentur. "Weitere Beobachtungen auf der ganzen Welt zeigen, wie die
internationale Raumfahrtgemeinschaft zusammenarbeitet, um die Bahn dieses
Satelliten-Veteranen zu verfolgen."
Wichtige Informationen über Envisat liefert auch das Radarsystem TIRA des
Fraunhofer-Institut für Hochfrequenzphysik und Radartechnik in Wachtberg bei
Bonn. Auf den Radarbildern sind der Satellit selbst, die Solarzellenpaneele und die
Radarantennen deutlich auszumachen. "Diese einmaligen Bildern werden es uns
erlauben, die Orientierung von Envisat zu bestimmen und diese wird dann
Rückschlüsse darauf zulassen, ob es möglich ist, wieder Kontakt zu dem
Satelliten aufzunehmen", so Manfred Warhaut, der Bereichsleiter Missionsbetrieb
bei der ESA in Darmstadt.
Auch vom US Joint Space Operations Center in Amerika kommen Daten über
Envisat. Zudem wird mit Hilfe von Laserentfernungsmessstationen auf der
gesamten Erde
ständig überprüft, ob der Orbit des Satelliten weiterhin stabil ist. Für die ESA
ist es mit dem Ausfall von Envisat nun wichtiger denn je, die Sentinel-Nachfolgemissionen
zu starten. Diese werden gleich aus mehreren Satelliten bestehen. Der Start des
ersten Sentinel-Satelliten ist allerdings erst für das kommende Jahr vorgesehen.
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