Etosha-Pfanne in Afrika ähnelt See auf Saturnmond
von Stefan Deiters astronews.com
20. April 2012
Die Etosha-Pfanne in Namibia dürfte ähnlich entstanden sein
wie der Ontario Lacus auf dem Saturnmond Titan. Das ergab jetzt eine neue
Auswertung von Beobachtungen der Saturnsonde Cassini. Bei beiden Seen
handelt es sich offenbar um sogenannte ephemere Seen, also ausgedehnte flache
Senken, die sich manchmal mit Flüssigkeit füllen.

Ontario Lacus auf Titan (links) und die Etosha-Pfanne
in Namibia könnten ähnlich entstanden sein.
Bild: JPL/NASA (Cassini) / ESA (Envisat)
/ LPGNantes (Montage) [Großansicht] |
Ontario Lacus ist der größte See auf der Südhalbkugel des Saturnmonds Titan. Er
ist nur wenig kleiner als der Ontariosee in Nordamerika, unterscheidet sich aber
sonst deutlich von seinem irdischen Namensgeber. Ontario Lacus ist, so die
Überzeugung der Wissenschaftler, nämlich nicht mit Wasser gefüllt, sondern mit
flüssigen Kohlenwasserstoffen. Die Tiefe des Sees dürfte allerdings nur einige
Meter betragen.
Der See liegt in einer flachen Senke in einem Sedimentbecken, das von kleineren
Gebirgszügen umgeben ist. Neue Untersuchungen haben gezeigt, dass diese
Geländeformationen und auch das dort herrschende Klima den Bedingungen in den
semiariden Klimaregionen der Erde gleichen, etwa den in den Salztonebenen im
südlichen Afrika.
Bislang hatte man angenommen, dass es sich beim Ontario Lacus um einen See
handelt, der ständig mit flüssigem Methan, Ethan und Propan gefüllt ist. Die
Auswertung von Daten der Saturnsonde Cassini spricht allerdings jetzt
gegen diese Annahme. Die Studie wurde jüngst in der Fachzeitschrift Icarus
veröffentlicht.
Die Wissenschaftler um Thomas Cornet von der Universität im französischen Nantes
werteten Bilder, spektroskopische Daten und Radaraufnahmen des Ontario Lacus
aus, die Cassini gemacht hatte. Dabei entdeckten sie am südlichen Rand
der Senke Hinweise auf Kanäle auf dem Boden des Sees. Diese Kanäle konnten bei
Beobachtungen zwischen Dezember 2007 und Januar 2010 wiederholt eindeutig
aufgelöst werden. "Wir haben daraus gefolgert, dass hier der feste Boden von
Ontario Lacus offenbar frei liegt", so Cornet.
Auf den Cassini-Bildern waren zudem Indizien dafür zu erkennen, dass
der Flüssigkeitsstand zu anderen Zeiten schon einmal höher war. Der See scheint
damit den sogenannten ephemeren Seen auf der Erde zu gleichen, also Seen die
nicht dauerhaft mit Wasser gefüllt sind.
Nach Ansicht der Wissenschaftler dürfte der am ehesten mit Ontario Lacus
vergleichbare See auf der Erde die Etosha-Pfanne in Namibia sein. Dieser
ausgetrocknete Salzsee kann sich durch aufsteigendes Grundwasser während der
Regenzeit mit Wasser füllen, das dann allerdings bald wieder verdunstet. Dabei
bleiben Sedimente zurück, die den früheren Wasserstand verraten. Cornet und
seine Kollegen glauben daher, dass auch Ontario Lacus durch das gelegentliche
Aufsteigen von flüssigen Kohlenwasserstoffen aus dem Untergrund entstanden ist,
die die Senke geflutet haben.
Von der Erde abgesehen, ist Titan die einzige bekannte Welt, auf der es einen
Flüssigkeitskreislauf auf der Oberfläche zu geben scheint, der mit dem
Wasserkreislauf der Erde vergleichbar ist. Die Rolle von Wasser übernehmen dabei
Kohlenwasserstoffe. Die Seen des Saturnmondes spielen bei diesem Kreislauf eine
entscheidende Rolle. "Diese Ergebnisse machen deutlich, wie wichtig
vergleichende Planetologie sein kann: Die Entdeckung bekannter geologischer
Strukturen auf fremden Welten wie Titan, erlaubt uns den Test von Theorien über
ihre Entstehung", so Nicolas Altobelli, Projektwissenschaftler für die
Cassini-Huygens-Mission bei der ESA.
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