Frühling am Himmel und Saturn in Opposition
von
Stefan Deiters astronews.com
1. April 2012
Venus ist noch immer der Glanzpunkt am westlichen
Abendhimmel. Während sich der Jupiter langsam vom Firmament zurückzieht,
erreicht der Saturn zur Monatsmitte seine Oppositionsstellung und ist damit die
ganze Nacht über zu beobachten. Am Fixsternhimmel haben die Sternbilder des
Frühlings vollständig das Regiment übernommen.
Der Mond, der rote Planet Mars (oben) und Regulus, Hauptstern
des Sternbilds Löwe, in der Nacht vom 3. auf den 4. April.
Bild: astronews.com / Stellarium |
Am Nachthimmel ist inzwischen endgültig der Frühling eingekehrt: Die
Wintersternbilder, die uns während der letzten Monate begleitet haben, wurden
von den Frühlingskonstellationen verdrängt: Ähnlich wie ein Wintersechseck, von dem
in den letzten Monaten mehrfach die Rede war, lässt sich auch ein
Frühlingsdreieck [Findkarte]
bilden: Es besteht aus den Sternen Arktur im Sternbild Bootes, Spica im
Sternbild Jungfrau und Regulus im Löwen. Und sogar der Sommer ist am Himmel
schon auszumachen: So erscheint im (Nord-)Osten langsam das sogenannte Sommerdreieck [Findkarte],
das aus den Sternen Deneb im Sternbild Schwan, Wega in der Leier und Altair im
Adler besteht.
Im Südwesten findet sich abends derzeit das Sternbild Krebs. Darin lässt sich
der Sternhaufen Praesepe (M44), die Krippe, entdecken [Findkarte].
Diese Ansammlung von Sternen wird im englischsprachigen Raum auch
Bienenkorb-Haufen (Beehive-Cluster) genannt und ist schon mit bloßem Auge als
verschwommener Fleck am dunklen Nachthimmel auszumachen. Der Sternhaufen hat
eine Ausdehnung am Himmel, die etwas größer ist als der Vollmond und ist einer
der uns am nächsten gelegenen und größten offenen Sternhaufen.
Wer ein Fernglas zu Hilfe nimmt, kann sehen, dass es hier vor Sternen nur so
wimmelt. Da Praesepe schon mit bloßem Auge erkennbar ist, gehört er zu den
wenigen Sternhaufen, die schon von Gelehrten im Altertum beschrieben wurden. So
soll der griechische Astronom Hipparch über den Haufen als "Kleine Wolke"
berichtet haben. Um was es sich bei dieser Wolke wirklich handelte, fand erst
Galileo Galilei heraus, der Praesepe 1610 mit seinem Teleskop genauer
beobachtete: Er zählte insgesamt 36 Sterne in dem Haufen. Mit heutigen
Amateurteleskopen sollten bis zu 150 Sterne zu sehen sein. Man schätzt, dass der
Haufen rund 400 Sterne enthält. Er ist rund 500 Lichtjahre von der Erde entfernt
und etwa 400 Millionen Jahre alt. Etwas südlich von Praesepe befindet sich mit
M67 ein weiterer Sternhaufen, der allerdings nur mit dem Fernglas zu sehen ist.
Er enthält viele Hundert Sterne und ist der älteste Sternhaufen unserer
Milchstraße.
Die Konstellation, die bei uns Großer Wagen genannt wird, heißt in anderen
Ländern Big Dipper, also "Große Schöpfkelle". Der Grund hierfür ist, wenn man
den Großen Wagen betrachtet, recht einleuchtend - genauso wie der im
englischsprachigen Raum geläufige Merksatz: Wenn man ein Loch in den Boden der
Kelle des "Big Dippers" macht, spritzt die Milch dem Löwen auf den Rücken.
Gemeint ist hiermit natürlich das Sternbild Löwe [Findkarte],
das sich auf diese Weise leicht am Nachthimmel finden lässt.
Charakteristisch für das Sternbild Löwe ist seine Mähne, die andere auch als
verdrehtes Fragezeichen ansehen. Der Punkt dieses Fragezeichens wäre dann
Regulus, der Hauptstern des Sternbilds. Regulus ist in dieser Region des Himmels
mit Abstand der hellste Stern. Am gesamten Sternenhimmel nimmt er in Sachen
Helligkeit den 18. Rang ein. Obwohl Regulus gern als Frühlingsstern bezeichnet
wird, ist er zu jeder Jahreszeit zu sehen. Im Frühling allerdings scheint er am
höchsten am Himmel zu stehen.
Im Sternbild Löwe befindet sich gegenwärtig auch der Mars, der Anfang des
vergangenen Monats in Opposition zur Sonne stand, und weiterhin ein markantes
Objekt am Nachthimmel ist. Er ist noch fast die gesamte Nacht über zu sehen, nur
früh am Morgen lässt er sich nicht mehr beobachten. Unbestrittener "Star" am
abendlichen Himmel ist aber noch immer die Venus. Nach Sonnenuntergang ist unser
Nachbarplanet im Westen kaum zu übersehen. Der Planet wandert durch das
Sternbild Stier und erreicht zum Monatsende seine größte Helligkeit.
Der Gasriese Jupiter im Widder bildete in den letzten Wochen ein
eindrucksvolles Paar mit der Venus. Doch diese Zeiten nähern sich nun allmählich
ihrem Ende. In den ersten Wochen des Monats ist der Planet zwar noch zu sehen,
doch geht er immer früher unter und ist zum Monatsende mit bloßem Auge
gar nicht mehr auszumachen. Ganz anders sieht es da beim Ringplaneten Saturn
aus, der am 15. April im Sternbild Jungfrau seine Oppositionsstellung zur Sonne
erreicht. Der Planet ist damit die gesamte Nacht über zu sehen und hat auch den
geringsten Abstand von der Erde. In diesem Jahr sind es 1,304 Milliarden
Kilometer.
Auch Sternschnuppenfreunde könnten im April auf ihre Kosten kommen: Um den
12. April haben die Virginiden ihr Maximum, doch ist der Höhepunkt dieses
Sternschnuppenstromes mit dem Ausstrahlungspunkt im Sternbild Jungfrau nicht
sonderlich ausgeprägt. Die Lyriden, mit Ausstrahlungspunkt im Sternbild Leier,
sind zwischen dem 16. und 25. April aktiv. Ihr Maximum wird für den Morgen des 22. April
erwartet. Obwohl man auch hier kein sehr ausgeprägtes Maximum erwartet, haben
die Lyriden die Astronomen in vergangenen Jahren schon mehrfach überrascht.
Sternschuppenströme entstehen, wenn sich die Erde auf ihrer Bahn um die Sonne
durch eine Region mit besonders vielen winzigen Gesteinsbrocken bewegt, die dann
in die Atmosphäre geraten und verglühen. Die meisten dieser Regionen und der
damit verbundenen Sternschnuppenströme kann man einem Kometen zuordnen, der bei
seinem Umlauf eine Spur im inneren Sonnensystem hinterlassen hat. Im Falle der
Lyriden ist das der Komet C/1861 G1 Thatcher.
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