Fünf Planeten und die Sternbilder des Frühlings
von
Stefan Deiters astronews.com
1. März 2012
Die Venus ist im März der Glanzpunkt am abendlichen Himmel.
Zudem sind in den ersten Tagen des Monats alle mit bloßem Auge sichtbaren
Planeten zu sehen: Merkur, Jupiter, Saturn und Mars, der zudem im März seine
Oppositionsstellung erreicht. Auch ein Blick an den Fixsternhimmel kann sich
lohnen, machen sich doch hier die ersten Frühlingsboten bemerkbar.

Wie schon im Februar bietet sich auch am Abend des 25. März am
Westhimmel eine eindrucksvolle Konstellation aus Mondsichel,
Jupiter (links neben dem Mond) und Venus (oben links).
Bild: astronews.com / Stellarium |
Viele werden wohl inzwischen hoffen, dass der Winter nunmehr hinter uns
liegt. Und ein Blick auf den Kalender zeigt, dass am 20. März um 6.14 Uhr MEZ
zumindest für die Astronomen der Frühling beginnt. Fortan
sind die Tage wieder länger als die Nächte und die Nächte hoffentlich auch
nicht mehr so kalt. Für die Meteorologen hat der Frühling dann übrigens schon
längst begonnen: Die meteorologischen Jahreszeiten fangen nämlich jeweils
immer am 1. des entsprechenden Monats an - so lassen sich leichter Statistiken
erstellen. Der März ist übrigens wieder eine Stunde kürzer: Um 2 Uhr in der
Nacht vom 24. auf den 25. März beginnt die Sommerzeit und die Uhr wird um eine
Stunde vorgestellt. Die "geklaute" Stunde bekommen wir dann Ende Oktober
zurück.
Wer abends an den Himmel schaut, kann im März unseren Nachbarplaneten
Venus kaum übersehen: Der Planet ist deutlich am westlichen Himmel
auszumachen und wandert im Verlauf des Monats vom Sternbild Fische durch den
Widder in das Sternbild Stier. Wer Glück hat, kann zu Monatsbeginn auch den
sonnennächsten Planeten Merkur erblicken. Er lässt sich in den
ersten Märztagen aufspüren, indem man in Gedanken Jupiter und Venus mit einer
Linie verbindet und dieser Linie dann bis knapp über dem Horizont folgt. Merkur
ist allerdings nur kurze Zeit in der Abenddämmerung im Westen sichtbar und schon
ab dem zweiten Monatsdrittel gar nicht mehr zu beobachten.
Der Mars im Sternbild Löwe hingegen ist die ganze Nacht über
zu sehen. Der rote Planet steht am 3. März in Opposition zur Sonne und erreicht
zwei Tage später seinen geringsten Abstand zur Erde. Allerdings ist der Mars
dann noch immer über 100 Millionen Kilometer von uns entfernt - bei der
eindrucksvollen Marsopposition im Jahr 2003 waren es nur knapp 56 Millionen
Kilometer. So wird die Marsopposition in diesem Jahr weit weniger eindrucksvoll
ausfallen.
Der Gasriese Jupiter im Sternbild Widder ist noch immer ein
auffälliges Objekt am abendlichen Himmel und abends im Westen auszumachen. Er
geht allerdings nun immer früher unter. Ein faszinierender Anblick bietet sich
am Abend des 25. März, wenn Jupiter und Mond dicht am Himmel beieinander stehen
und sich auch noch die Venus dazugesellt(siehe Bild). Der Ringplanet
Saturn baut seine Sichtbarkeit mehr und mehr aus. Er befindet sich im
Sternbild Jungfrau und ist fast die gesamte Nacht über zu beobachten. Mitte
April wird er seine Oppositionsstellung zur Sonne erreicht haben.
Auch ein Blick an den Fixsternhimmel lohnt sich im März, sind doch hier
bereits die ersten Frühlingsboten auszumachen, wie etwa das Sternbild
Löwe, in dem sich ja auch gerade der Mars entdecken lässt. Es ist Mitte
März abends im Südosten zu sehen und bietet Amateurastronomen mit der
Balken-Spiralgalaxie NGC 2903 ein beliebtes Beobachtungsobjekt
[Findkarte].
Dank ihrer relativen Helligkeit ist die rund 25 Millionen Lichtjahre entfernte
Galaxie schon mit kleinen Teleskopen zu beobachten. Die Spiralstruktur offenbart
sich allerdings erst mit Profi-Teleskopen wie Hubble (siehe
Hubble: Details einer
Balken-Spiralgalaxie vom 28. Februar 2001) oder bei langen
Belichtungszeiten. NGC 2903 hat einen Durchmesser von 80.000 Lichtjahren und ist
damit etwas kleiner als unsere Milchstraße.
Doch auch wer kein Teleskop besitzt, kann am Sternenhimmel einiges entdecken:
So bilden etwa die Sterne Regulus im Löwen, Spica in der Jungfrau und Arktur im
Bootes das so genannte Frühlingsdreieck [Findkarte],
das abends eindrucksvoll im Osten zu sehen ist. Hoch am Himmel steht derzeit der
Großer Wagen, die wahrscheinlich bekannteste Konstellation am Nordhimmel.
Weniger bekannt sein dürfte allerdings, dass der Große Wagen
gar kein richtiges Sternbild ist, sondern nur ein Unter-Sternbild oder, wie das
in der Fachsprache der Astronomen heißt, ein Asterismus: Das richtige Sternbild
heißt Großer Bär und dessen sieben hellste Sterne bilden den Großen Wagen.
Der Große Wagen kann auch hilfreich sein, wenn man den nördlichen Himmelspol
sucht, also den Punkt, um den sich der Sternenhimmel zu drehen scheint. Er liegt
ganz in der Nähe des Polarsterns, der sich wiederum am Ende der
Deichsel des Kleinen Wagens findet. Wer den Kleinen Wagen nicht auf Anhieb
entdeckt, kann den bekannteren Großen Wagen zur Hilfe nehmen: Legt man nämlich
in Gedanken eine Linie durch die hinteren beiden Sterne des Großen Wagens und
verlängert sie Richtung Norden, ist der erste hellere Stern auf den man trifft
der Polarstern.
Dass sich gerade um diesen Stern der gesamte Nachthimmel zu drehen scheint,
ist im Grunde genommen Zufall: Da die Erdachse zurzeit fast genau auf den
Polarstern zeigt, scheint er als einziger Stern still zu stehen. Da die Erdachse
aber leicht "taumelt" wird der Polarstern nicht immer diese exponierte Stellung
behalten: In etwa 12.000 Jahren wird beispielsweise die Wega im Sternbild Leier
nahe dem nördlichen Himmelspol liegen. Der Polarstern ist mehr als nur ein
Stern: Bei ihm handelt es sich vermutlich um ein Dreifachsystem. Dessen
Hauptstern Alpha Ursae Minoris A hat die etwa achtfache Masse unserer Sonne und
eine Leuchtkraft, die die unserer Sonne um das 1.600-fache übertreffen dürfte.
Der Polarstern ist rund 360 Lichtjahre von der Erde entfernt.
Lohnenswert ist auch ein Blick zum Sternbild Zwillinge [Findkarte]:
Das steht abends im Südosten hoch am Himmel. Die beiden hellsten Sterne der
Zwillinge sind Castor und Pollux. Castor ist der westlichere von beiden Sternen.
Das Sternenpaar stellt den Kopf der Zwillinge dar und bei guten
Beobachtungsbedingungen kann man von diesen Sternen ausgehend zwei parallele
Reihen von vier bis fünf Sternen sehen, den Körper der Zwillinge.
Zu Füßen der Zwillinge liegt der Sternhaufen M35, den man –
günstige Bedingungen vorausgesetzt – auch mit bloßem Auge oder mit dem Fernglas
beobachten kann. Er erscheint zunächst wie ein verwaschener Lichtfleck. Ein
genauerer Blick offenbart dann aber, um was es sich handelt: Um einen
Sternhaufen aus mehr als 200 Sternen. M35 ist rund 2.800 Lichtjahre von uns
entfernt und hat einen Durchmesser von 24 Lichtjahren.
Für Sternschnuppenfreunde hingegen ist der März kein guter Monat: Weder die
Virginiden, die aus dem Sternbild Jungfrau zu kommen scheinen,
noch die Hydraiden aus der Wasserschlange sind ein ausgeprägter
Sternschnuppenstrom.
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