Ein neuer Blick auf den Helixnebel
von Stefan Deiters astronews.com
19. Januar 2012
Die europäische Südsternwarte ESO hat heute eine neue
eindrucksvolle Aufnahme
des Helixnebels veröffentlicht. Sie entstand mit Hilfe des Visible and
Infrared Survey Telescope for Astronomy (VISTA), das Teil des Paranal-Observatoriums
in Chile ist. Auf der Infrarotaufnahme sind Strukturen des Planetarischen Nebels
zu sehen, die im sichtbaren Bereich des Lichtes nur schwer zu erkennen sind.

VISTAs Blick auf den Helixnebel.
Bild: ESO / VISTA / J. Emerson /
Cambridge Astronomical Survey Unit [Großansicht] |
Mit einer Entfernung von rund 700 Lichtjahren gehört der Helixnebel (oder
auch NGC 7293) zu den uns am nächsten gelegenen Planetarischen Nebeln und ist
auch gleichzeitig einer der eindrucksvollsten. Er liegt im Sternbild Wassermann
und ermöglicht uns einen Blick auf die - wenn auch ferne - Zukunft unserer
eigenen Sonne. Planetarische Nebel sind nämlich eine der letzten
Entwicklungsstadien von sonnenähnlichen Sternen: Am Ende ihres nuklearen Lebens
stoßen diese ihre äußeren Hüllen ins All ab. Die intensive Strahlung der
glühenden Sternenreste bringt dieses Material dann zum Leuchten, so dass oft
farbenprächtige Nebel entstehen.
Auch auf dem Bild des Helixnebels ist der glühende Sternenrest, der gerade zu
einem Weißen Zwerg wird, als kleiner bläulicher Punkt in der Mitte des Nebel zu
erkennen. Planetarische Nebel haben übrigens nichts mit Planeten zu tun: Der
Name erklärt sich aus der Tatsache, dass sie bei visuellen Beobachtungen oft wie
kleine Scheiben erscheinen, die an das Aussehen der äußeren Planeten unseres
Sonnensystems erinnern. Der Helixnebel ist allerdings schon in einem kleinen
Teleskop vergleichsweise groß, dafür aber sehr lichtschwach.
Planetarische Nebel sind Objekte aus Gas, ionisiertem Material und Staub und
haben eine oft sehr komplexe Struktur. Ihr Material wird durch die ultraviolette
Strahlung des Sternenrests zum Leuchten angeregt. Der Hauptring des Helixnebels
hat einen Durchmesser von ungefähr zwei Lichtjahren, was in etwa der Hälfte der
Entfernung von der Sonne zum nächsten Stern entspricht.
Der Nebel reicht aber noch deutlich weiter ins All hinaus, wie die jetzt von
der ESO veröffentlichte Infrarotaufnahme zeigt. Das darauf rötlich leuchtende
molekulare Gas ist fast überall auf dem Bild zu sehen. Im Hintergrund sind zudem
zahlreiche weitere Sterne und Galaxien auszumachen. Die Aufnahme wurde mit dem
Visible and Infrared Survey Telescope for Astronomy
(VISTA) gemacht. Das 4,1-Meter-Teleskop befindet sich auf dem Gipfel des Paranal
in Chile in unmittelbarer Nachbarschaft des Very Large Telescope (VLT).
Das VISTA-Bild macht auch die Struktur der Ringe des Helixnebels
eindrucksvoll sichtbar, da im Infraroten insbesondere die Verteilung des
kälteren, molekularen Gases zu erkennen ist. Das Material ist in Filamenten
angeordnet, die strahlenförmig vom Zentrum des Nebels ausgehen. Die einzelnen
kometenähnlichen Knoten aus molekularem Wasserstoff mögen winzig erscheinen,
haben jedoch jeweils in etwa die Größe unseres Sonnensystems. Die Moleküle in
ihrem Inneren sind so gut geschützt, dass ihnen die intensive Strahlung des
Zentralsterns nichts anhaben kann. Wie diese Knoten entstanden sein könnten,
wissen die Astronomen bislang nicht.
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