Blick ins Zentrum der Andromedagalaxie
von Stefan Deiters astronews.com
12. Januar 2012
Auf der Tagung der American Astronomical Society in
Austin wurde in dieser Woche eine neue Aufnahme des Zentralbereichs unserer
Nachbargalaxie Messier 31 vorgestellt. Hier verbirgt sich ein supermassereiches
Schwarzes Loch mit der 100-Millionen-fachen Masse unserer Sonne. Die Aufnahme
ist das bislang detaillierteste Bild dieser Region im sichtbaren Bereich des
Lichts.
Hubbles Blick ins Zentrum der
Andromedagalaxie.
Bild: NASA, ESA und T. Lauer (National
Optical Astronomy Observatory) / T. Rector und B.
Wolpa (NOAO / AURA / NSF) [Großansicht] |
Andromedanebel, Andromedagalaxie, NGC 224, Messier 31 oder M31 - all dies
sind Bezeichnungen für die uns am nächsten gelegene große Spiralgalaxie, die
zusammen mit unserer Milchstraße die lokale Gruppe, unseren
Heimatgalaxienhaufen, dominiert. M31 ist zudem die einzige Galaxie außerhalb des
Milchstraßensystems, die man noch mit bloßem Auge erkennen kann. Wenn allerdings
das Weltraumteleskop Hubble unseren galaktischen Nachbarn anvisiert,
ist erheblich mehr zu erkennen. Dies machte jetzt wieder eine neue Aufnahme des
Zentralbereichs von Andromeda deutlich, die Tod R. Lauer vom National
Optical Astronomy Observatory auf der Tagung der American Astronomical Society in Austin im
US-Bundesstaat Texas vorstellte. Es handelt sich dabei um die detaillierteste
Aufnahme des Kerns einer anderen Galaxie, die je gemacht wurde.
Im Zentrum der Andromedagalaxie verbirgt sich ein supermassereiches Schwarzes
Loch, das etwa die 100-Millionen-fache Masse unserer Sonne haben dürfte und
damit auch deutlich massereicher ist als das Schwarze Loch im Zentrum unserer
Milchstraße. Dessen Ereignishorizont allerdings, also die Grenze, nach deren
Überschreiten es auch für das Licht kein Zurück mehr gibt, ist noch immer so
klein, dass er auch mit Hubbles Hilfe nicht zu sehen ist.
Das Schwarze Loch befindet sich nahe der Mitte des kompakten Haufens aus
bläulichen Sternen, der im Zentrum der Aufnahme gut zu erkennen ist. Dieser
Haufen ist umgeben vom "Doppelkern" von M31, der 1992 durch Hubble-Beobachtungen
entdeckt wurde. Es handelt sich dabei um einen elliptischen Ring aus alten
rötlichen Sternen, die sich in einem weiten Orbit um das Schwarze Loch befinden.
Am entferntesten Punkt ihrer Umlaufbahn bewegen sich die Sterne langsamer,
wodurch der Eindruck entsteht, dass die Andromedagalaxie zwei Kerne hat.
Die blauen und massereichen Sterne in unmittelbarer Umgebung des Schwarzen
Lochs sind nicht älter als 200 Millionen Jahre und müssen deswegen in der Nähe
der Schwerkraftfalle in einem Ausbruch von Sternentstehung entstanden sein.
Massereiche Sterne sind nämlich sehr kurzlebig, weshalb sie gar keine Zeit
gehabt hätten, von einem weiter entfernten Ort an ihre jetzige Position zu
wandern.
Die Astronomen haben allerdings Schwierigkeiten damit, sich die Entstehung
von Sternen unter den extremen Umweltbedingungen in der Nähe des Schwarzen Loch
zu erklären. Auch in unserer Milchstraße hat man auch junge Sterne im Zentrum
entdeckt, so dass es sich hierbei eventuell um ein bei Spiralgalaxien typisches
Phänomen handeln könnte.
Lauer hatte mehrere Aufnahmen des Zentralbereichs von Andromeda im
blauen und ultravioletten Bereich des Lichts mit dem hochauflösenden Kanal der
Advanced Camera for Surveys gemacht und die einzelnen Bilder dann zu
der jetzt veröffentlichten detaillierten Ansicht des Galaxienkerns kombiniert.
Die Andromedagalaxie ist etwa 2,5 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt und
liegt im Sternbild Andromeda.
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