Wiedereintritt Ende der Woche erwartet
von Stefan Deiters astronews.com
9. Januar 2012
Die im Erdorbit
gestrandete russische Marsmond-Sonde Phobos-Grunt
wird vermutlich Ende der Woche in die Erdatmosphäre eintreten und größtenteils
verglühen. Nach Angaben der russischen Weltraumagentur könnten jedoch 20 bis 30
Bruchstücke der Sonde mit einem Gesamtgewicht von bis zu 200 Kilogramm den
Erdboden erreichen.
Die Sonde Phobos-Grunt.
Bild: Roskosmos / DLR |
Für die russische Marssonde
Phobos-Grunt dürfte die letzte Woche im Erdorbit begonnen haben. Vor zwei
Tagen lag die maximale Höhe der Umlaufbahn der Sonde nur noch zwischen 229,4 und
189,2 Kilometern. Nach den letzten Prognosen der russischen Raumfahrtagentur
Roskosmos dürfte Phobos-Grunt zwischen dem 10. und 21. Januar 2012
in die Erdatmosphäre eintreten, wobei ein Eintritt am 15. Januar derzeit als am
wahrscheinlichsten gilt. Berechnungen anderer Stellen kommen zu sehr ähnlichen
Ergebnissen.
Nach Berichten der Webseite RussianSpaceWeb sind die Bemühungen, mit
Phobos-Grunt Kontakt aufzunehmen bis zuletzt fortgesetzt worden. Es gab
Spekulationen, dass sich durch die Verringerung der Orbithöhe und die somit
zunehmende Dichte der Atmosphäre, die Orientierung von Phobos-Grunt in
der Umlaufbahn ändern und dies eine erneute Kontaktaufnahme ermöglichen könnte.
Doch selbst für den unwahrscheinlichen Fall, dass dem russischen Kontrollteam
dies gelingen sollte, bliebe nur noch sehr wenig Zeit, um durch ein Zünden der
Triebwerke einen Absturz der Sonde noch zu verhindern.
Phobos-Grunt sollte, so zumindest das gegenwärtig diskutierte
Szenario, innerhalb von 24 Stunden in der Erdatmosphäre verglühen, sobald die
mittlere Orbithöhe der Sonde unter 150 Kilometer gefallen ist. Man geht davon
aus, dass die Sonde dabei größtenteils verglühen wird, aber etwa 20 bis 30
Bruchstücke mit einem Gesamtgewicht von bis zu 200 Kilogramm die Erdoberfläche
erreichen könnten. Der Treibstoff der Sonde dürfte dabei keine Gefahr darstellen
und in einer Höhe von ungefähr 100 Kilometer verbrennen. Dies gilt auch für die
kleine Menge von radioaktivem Kobalt, die sich in einem Instrument befindet.
Das Bauteil der Sonde, das einen Wiedereintritt mit der größten
Wahrscheinlichkeit überstehen wird, ist die Rückkehrkapsel, mit der eigentlich
einmal Bodenproben des Marsmondes Phobos zur Erde gebracht werden sollten. Sie
verfügt über ein Hitzeschutzschild und ist so gebaut worden, dass sie einen
ungebremsten Eintritt in die Erdatmosphäre übersteht.
Auch Experten anderer Raumfahrtagenturen sind sich einig, dass der
Wiedereintritt der Sonde Phobos-Grunt keine große Gefahr darstellen
wird. Wo genau aber die Fragmente die Erdoberfläche erreichen könnten, lässt
sich erst sagen, wenn der Wiedereintritt unmittelbar bevorsteht. Da
Phobos-Grunt die Erde etwa alle 90 Minuten umkreist, machen schon wenige
Minuten einen Unterschied von mehreren Hundert Kilometern aus. Der aktuelle
Orbit von Phobos-Grunt wird in den kommenden Tagen immer häufiger
bestimmt werden, um den genauen Zeitpunkt des Wiedereintritts mit zunehmender
Genauigkeit prognostizieren zu können.
Die russische Marssonde Phobos-Grunt war, wie berichtet, Anfang
November 2011 an Bord einer Trägerrakete
vom Typ Zenit 2FG von Baikonur
aus gestartet. Zwar hatte sich nach rund elf Minuten die Trägerrakete wie vorgesehen von
Phobos-Grunt getrennt, doch zündete die Antriebseinheit anschließend
nicht wie vorgesehen, so dass Phobos-Grunt in einem niedrigen Erdorbit
strandete und anfangs in einer Höhe von zwischen 207 und 347 Kilometern die Erde
umkreiste.
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