Suche nach Spuren von Außerirdischen?
von Stefan Deiters astronews.com
28. Dezember 2011
Detaillierte Aufnahmen der Mondoberfläche sollten nach
Ansicht zweier amerikanischer Wissenschaftler systematisch nach Spuren von
Außerirdischen abgesucht werden, die den Erdtrabanten vor langer Zeit einmal
besucht haben könnten. Zwar sei die Chance etwas zu entdecken äußerst gering,
die Bedeutung eines möglichen Fundes sollte aber den vergleichsweise geringen
Aufwand wert sein.
Keine Spuren Außerirdischer, sondern die Landestelle von Apollo 11.
Bild: NASA / Goddard Space Flight Center
/ Arizona State University |
Professor Paul Davies, Direktor des Beyond Center for
Fundamental Concepts in Science der Arizona State University, und Student
Robert Wagner schlagen in einem jetzt online in der Fachzeitschrift Acta
Astronautica veröffentlichten Artikel vor, gezielt nach
Hinterlassenschaften von außerirdischen Besuchern auf dem Mond zu suchen.
Vorstellbar seien dabei nach Ansicht der Wissenschaftler beispielsweise
zurückgelassene wissenschaftliche Instrumente, Müll oder auch Spuren von Bergbau
auf der Mondoberfläche. Zwar dürfte die Wahrscheinlichkeit, solche außerirdischen
Spuren zu entdecken, äußerst gering sein, doch würden sich digitalisierte Aufnahmen
recht leicht automatisch oder auch durch freiwillige Helfer im Internet
absuchen lassen. Der Aufwand sei somit - im Vergleich zur Bedeutung eines dabei
möglichen Fundes - relativ gering.
Nach Ansicht von Davies und Wagner würde eine solche Analyse die anderen Bemühungen
bei der Suche nach außerirdischer Intelligenz (in der Regel zusammengefasst
unter dem Begriff SETI für Search for extraterrestrial Intelligence)
ideal ergänzen. So werden beispielsweise Signale von Radioteleskopen regelmäßig
nach Botschaften von Außerirdischen abgesucht. "Obwohl die Wahrscheinlichkeit
äußerst gering ist, dass außerirdische Technologie irgendwelche Spuren auf dem
Mond in Form von Artefakten oder durch die Veränderung von Oberflächenstrukturen
hinterlassen hat, bietet der Mond doch den Vorteil, dass er uns sehr nahe ist und
sich dort Spuren für sehr lange Zeit erhalten", zitiert die britische Zeitung
The Guardian die Studie der Forscher.
Die Wissenschaftler schlagen vor, sich auf die Daten der NASA-Sonde Lunar Reconnaissance Orbiter zu konzentrieren, die seit Mitte 2009 um den Mond kreist.
Sie hat seitdem unzählige detaillierte Bilder von der Mondoberfläche zur Erde
gesandt, auf denen sich die Spuren der Apollo-Mondmissionen und anderer
Missionen zum Erdtrabanten erkennen lassen (astronews.com berichtete).
Inzwischen wurden mehr als 340.000 Bilder von der NASA veröffentlicht, es
dürften aber einmal bis zu einer Millionen Bilder werden.
Da solche Datenmengen nicht mehr von einer Person allein abgesucht werden
können, schlagen die Wissenschaftler vor, eine Software zu
entwickeln, die gezielt nach merkwürdig aussehenden Strukturen auf der
Mondoberfläche sucht, etwa nach scharfen Linien von Solarzellenpaneelen oder
staubbedeckten Gebäuden. Da der Mond geologisch nicht aktiv ist, dürften sich
solche Überreste viele Millionen Jahren erhalten. Alternativ könnten die Bilder
auch von einer großen Zahl Freiwilligen im Internet abgesucht werden.
Am einfachsten ließe sich nach Ansicht der Forscher natürlich eine Nachricht
finden, die Außerirdische ganz bewusst zurückgelassen haben. Als Ort dafür käme
etwa ein großer, relativ junger Krater wie etwa Tycho in Frage. Außerirdische,
so eine weitere Spekulation von Davies und Wagner, könnten auch in unterirdischen
Lavaröhren Unterschlupf gesucht haben, um dort ihr Lager zu errichten. Dort
müsste dann auch noch heute ihr Müll
oder andere Überreste zu finden sein. "Die gleichen Faktoren, die diese
Lavaröhren zu einem attraktiven Lebensraum machen, bewirken auch, dass alle
Artefakte, die dort zurückgelassen wurden, nahezu unendlich lange erhalten
bleiben ohne zerstört oder durch Staub verdeckt zu werden", so die
Wissenschaftler.
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