Spiralgalaxie im Glanz junger Sterne
von Stefan Deiters astronews.com
15. Dezember 2011
Die europäische Südsternwarte ESO hat heute eine
eindrucksvolle neue Aufnahme der nahegelegenen Spiralgalaxie NGC 253
veröffentlicht. Es dürfte sich vermutlich um die detailreichste
Weitwinkelaufnahme des Systems handeln, die bislang gemacht wurde. Das Bild
entstand mit dem VLT Survey Telescope, dem jüngsten Teleskop auf dem
Gipfel des Paranal in Chile.
Das heute veröffentlichte Bild der Galaxie
NGC 253.
Bild: ESO / INAF-VST / A. Grado / L.
Limatola / INAF-Capodimonte Observatory [Großansicht] |
Die markante Spiralgalaxie NGC 253 liegt in ungefähr 11,5 Millionen
Lichtjahre Entfernung im südlichen Sternbild Bildhauer (lateinischer Name Sculptor) und wird deswegen oft Sculptor-Galaxie genannt. Sie ist auch unter dem
Namen Silberdollar-Galaxie bekannt. NGC 253 ist ein dankbares Objekt für
Beobachtungen mit dem Fernglas, handelt es sich doch - abgesehen von unserem
galaktischen Nachbarn, der Andromedagalaxie - um eine der hellsten Galaxien am
Nachthimmel.
Schon seit Längerem war den Astronomen aufgefallen, dass in zahlreichen
Regionen von NGC 253 sehr viele neue Sterne entstehen. Die Wissenschaftler
klassifizierten die Galaxie deswegen auch als "Starburst-Galaxie". Bei den
zahlreichen hellen Klumpen, die man überall in der Galaxie erkennen kann,
handelt es sich um Sternentstehungsgebiete, in denen gerade junge, heiße Sterne
zu leuchten begonnen haben. Die intensive Strahlung der neugeborenen Sonnen
sorgt dafür, dass das Wasserstoffgas in der Umgebung hell strahlt. Es ist in
dieser Aufnahme grün dargestellt.
NGC 253 wurde 1783 von Caroline Herschel entdeckt, der Schwester von Wilhelm
Herschel. Sie war eigentlich auf der Suche nach Kometen. Dass es sich bei den
eigentümlichen Nebeln, als die Galaxien in den damaligen Instrumenten
erschienen, um Galaxien wie unsere Milchstraße handelt, und nicht um
nebelförmige Objekte in unserer Galaxie, wussten Caroline Herschel und ihre
Zeitgenossen damals noch nicht. Zu dieser Erkenntnis gelangte man erst vor noch
nicht einmal hundert Jahren.
Das heute von der europäischen Südsternwarte veröffentlichte Bild von NGC 253
entstand während der wissenschaftlichen Testphase des VLT Survey Telescope
(VST). Die Daten wurden durch Beobachtungen mit dem Infrarot-Surveyteleskop
VISTA ergänzt, um auch die jüngsten Sternengenerationen in NGC 253 sichtbar zu
machen.
Das VST ist ein 2,6-Meter-Teleskop, das speziell für
Weitwinkel-Himmelsdurchmusterungen verwendet wird. Es hat ein Sichtfeld von
einem Grad, was etwa dem doppelten Vollmonddurchmesser entspricht. Herz des
Teleskops ist die 268-Megapixel-Kamera OmegaCAM, mit der detaillierte
Himmelsaufnahmen in nur kurzer Zeit erstellt werden können. Das VST beobachtet
ausschließlich im sichtbaren Bereich des Lichtes und ergänzt damit das Infrarot-Surveyteleskop
VISTA, das sich auch auf dem Gipfel des Paranal befindet.
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