Das Ende des Kometen Elenin
von Stefan Deiters astronews.com
26. Oktober 2011
Der nach seinem Entdecker Leonid Elenin benannte Komet
C/2010 X1 ist vermutlich in zahlreiche kleine Trümmerteile zerbrochen. Der
ursprünglich rund zwei Kilometer durchmessende Brocken sorgte in den vergangenen
Monaten in einschlägigen Internetblogs für so viel Aufregung, dass sich die
NASA im August sogar zu einer Stellungnahme veranlasst sah. Eine Gefahr für die Erde war Elenin jedoch nie.
Heutige Position des Kometen C/2010 X1 (Elenin)
und seine Bahn durch das innere
Sonnensystem.
Bild: NASA / JPL-Caltech [Gesamtansicht] |
"Mit Elenin ist genau das passiert, was mit etwa zwei Prozent
aller neuen Kometen geschieht, die nahe an der Sonne vorüberfliegen: Er ist
auseinandergebrochen", erläutert Don Yeomans von der Near-Earth Object Program
Office der NASA am Jet Propulsion Laboratory. "Die Reste von Elenin werden sich
nun genauso verhalten, wie die Reste anderer zerbrochener Kometen. Die
Trümmerwolke wird auf einer genau vorhersagbaren Bahn aus dem inneren
Sonnensystem herauswandern. Danach sehen wir die Reste von Elenin für knapp
zwölf Jahrtausende nicht wieder."
Der Komet Elenin, dessen exakte astronomische Bezeichnung C/2010 X1 lautet,
wurde im Dezember des vergangenen Jahres vom russischen Astronomen Leonid Elenin
entdeckt. Er erreichte durch einige Internetblogs sehr schnell eine
fragwürdige Berühmtheit, da sein Erscheinen unter anderem mit zahlreichen
Katastrophen auf der Erde in Verbindung gebracht wurde. Insbesondere sollte sein gravitativer Einfluss auf die Erde für Unheil sorgen. Diese wilden Spekulationen
sorgten sogar dafür, dass sich schließlich sogar die NASA im August zu einer Stellungnahme
veranlasst sah, in der sie detailliert darlegte, warum dieser Komet keinerlei
Gefahr für unseren Heimatplaneten darstellt. Doch die "Elenin-Anhänger" sahen
darin nur einen weiteren Versuch von offizieller Seite, die Wahrheit über den
Kometen zu unterdrücken.
"Ich habe wirklich überhaupt keine Idee, wieso ein so kleiner Komet zu einer
solchen Internet-Sensation werden konnte", so Yeomans. "Die wissenschaftliche
Realität ist, dass der Einfluss dieser eisigen kleinen Staubkugel auf unseren
Planeten so unglaublich klein ist, dass sogar mein Kleinwagen einen größeren
gravitativen Einfluss auf die Erde ausübt als es dieser Komet je getan hat. Das
schließt auch den 16. Oktober mit ein, als er der Erde am nächsten gekommen ist
und die Reste des Kometen unseren Planeten in einem Abstand von 35,4 Millionen
Kilometern passiert haben."
Das Zerbrechen eines Kometen ist für die Wissenschaftler nichts
Ungewöhnliches: "Kometen bestehen aus Eis, Gestein, Staub und organischen
Verbindungen und können einen Durchmesser von mehreren Kilometern haben",
erklärt Yeomans. "Sie sind aber zerbrechlich und nur sehr locker verbunden. Es
braucht also nicht viel, damit ein Komet auseinanderbricht. Und wenn das erst
einmal geschehen ist, gibt es auch keine Hoffnung auf eine Wiedervereinigung."
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