Absturz über dem Golf von Bengalen
von Stefan Deiters astronews.com
25. Oktober 2011
Der deutsche Röntgensatellit Rosat ist am frühen
Sonntagmorgen über dem Golf von Bengalen in die Erdatmosphäre eingetreten. Das
ergab die jetzt vom Deutschen Zentrum für
Luft- und Raumfahrt (DLR) veröffentlichte Auswertung der Daten verschiedener
Institutionen. Ob Trümmerteile ins Meer gestürzt sind, ist hingegen nicht bekannt.
Rosat am 20. Oktober 2011 auf einer
Radar-Aufnahme des Tracking and Imaging Radar des
Fraunhofer-Instituts für Hochfrequenzphysik und
Radartechnik in Wachtberg bei Bonn. Der
Antennenmast des Satelliten ist deutlich zu
erkennen.
Bild: Fraunhofer FHR |
Die Mission des deutschen Röntgensatelliten Rosat ist
endgültig beendet. Der Satellit trat am Sonntagmorgen um 3.50 Uhr MESZ über dem
Golf von Bengalen in die Erdatmosphäre ein. Das ergab eine Auswertung von Daten,
die das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) heute veröffentlicht hat.
Die Daten stammen von verschiedenen Partnern des DLR, hauptsächlich aus den USA.
"Mit dem erfolgten Wiedereintritt von Rosat findet eine der
erfolgreichsten wissenschaftlichen Raumfahrtmissionen Deutschlands ihren
endgültigen Abschluss. Der Einsatz aller Beteiligten im DLR und unserer
nationalen und internationalen Partner war mustergültig. Dafür gebührt allen
mein ausdrücklicher Dank", so Prof. Johann-Dietrich Wörner, der
Vorstandsvorsitzender des DLR.
Unklar bleibt weiterhin, ob Trümmerteile des Satelliten die Erdoberfläche
erreicht haben. Berechnungen des DLR im Vorfeld des Wiedereintritts hatten
ergeben, dass bis zu 30 einzelne
Trümmerteile mit einer Gesamtmasse von 1,7 Tonnen den Erdboden erreichen
könnten, das größte darunter der äußerst hitzebeständige Spiegel des Teleskops.
Bedingt durch die Bahn des Satelliten konnte nicht ausgeschlossen werden, dass
diese Trümmer auf bewohnte Gebiete fallen. Auch Teile von Deutschland wurden von
Rosat regelmäßig überfolgen. Die Chance, dass Trümmerteile Deutschland
treffen, wurde vom DLR zuvor mit 1:580 angegeben, die Wahrscheinlichkeit, dass
jemand in Deutschland zu Schaden kommt mit 1:700.000.
Rosat war eine äußerst erfolgreiche Mission und gilt als Vorläufer
des europäischen Röntgenteleskops XMM-Newton. Der Satellit wurde Mitte 1990
gestartet und sollte eigentlich nur rund zwei Jahre lang den Himmel nach
Röntgenquellen absuchen. Er war aber schließlich acht Jahre im Einsatz und
machte dabei über 60.000 Aufnahmen von Sternen, Supernova-Überresten,
galaktischen Nebeln, Galaxien und Quasaren. Im Februar 1999 wurde Rosat
deaktiviert. In der über achtjährigen Betriebszeit entdeckte der Satellit über
120.000 Röntgenquellen, die vor seinem Start noch unbekannt waren.
Jedes Jahr stürzen unzählige Trümmerteile aus dem All zurück auf die Erde. Zu
Schaden gekommen ist dabei bislang noch niemand. Trotzdem wird dem Weltraummüll
seit einigen Jahren immer mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Für viele neuere
Satelliten werden schon im Vorfeld Pläne entwickelt, wie diese am Ende ihrer
Mission gezielt zum Absturz gebracht werden können. So ist es dann auch möglich
sicherzustellen, dass eventuell nicht verglühende Trümmerteile in abgelegenen
Gebieten der Weltmeere stürzen und nicht über bewohnten Regionen niedergehen.
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