Kometen-Bombardement um Eta Corvi
von Stefan Deiters astronews.com
20. Oktober 2011
Astronomen haben mithilfe des Infrarot-Weltraumteleskops
Spitzer Hinweise darauf entdeckt, dass es in dem um den Stern Eta Corvi
vermuteten Planetensystem gerade zu einem heftigen Kometen-Bombardement kommt.
Eine solche turbulente Phase gab es auch in der Geschichte unseres
Sonnensystems. Damals könnten Wasser und eventuell auch Bausteine des Lebens auf
die Erde gelangt sein.

So stellt sich ein Künstler das "große
Bombardement" im System um den Stern Eta Corvis
vor.
Bild: NASA / JPL-Caltech |
Vor rund vier Milliarden Jahren war das Innere unseres
Sonnensystems ein relativ ungemütlicher Ort: Die Planeten wurden von zahlreichen
eisigen Brocken und Kometen getroffen, die aus dem Kuipergürtel abgelenkt worden
waren. Grund hierfür war, so die Theorie der Astronomen, eine Wanderung der
beiden Gasriesen Jupiter und Saturn. Sie störte das Gleichgewicht im
Sonnensystem und sorgte dafür, dass viele Brocken des Kuipergürtels aus dem
Sonnensystem hinausgeschleudert wurden. Im Gürtel selbst entstanden durch die
dadurch ausgelösten Kollisionen größere Mengen an kaltem Staub.
Einige Brocken allerdings wurden auch auf Bahnen gelenkt, die sie ins innere
Sonnensystem führten. Die Folge war das "Große Bombardement" der inneren
Planeten. Unter anderem entstanden in dieser Zeit riesige Krater auf dem Mond,
die sich dann mit Lava füllten und die wir heute als Mondmeere kennen. Auch die
Erde blieb natürlich nicht verschont. Astronomen spekulieren schon seit
längerem, dass durch dieses Bombardement auch größere Mengen Wasser oder sogar
wichtige Bestandteile für die Entstehung des Lebens auf unseren Planeten gelangt
sein könnten.
Mit Hilfe des Weltraumteleskops Spitzer haben Astronomen nun
Hinweise dafür gefunden, dass um den Stern Eta Corvi gerade etwas ganz ähnliches
passiert. Sie entdeckten ein Staubband um den Stern, dessen Zusammensetzung der
eines zerstörten großen Kometen gleicht. Der Staub befindet sich in einem
Abstand von Eta Corvi, in dem man auch erdähnliche Planeten erwarten würde, so
dass sich hier eventuell eine Kollision zwischen einem Planeten und einem oder
mehrerer Kometen ereignet haben könnte. Das Eta-Corvi-System ist etwa eine
Milliarde Jahre alt.
"Wir glauben, dass wir hier einen direkten Beweis für ein gerade
stattfindendes großes Bombardement in dem nahegelegenen Sternsystem Eta Corvi
vor uns haben, das in etwa zur gleichen Zeit geschieht wie auch in unserem
Sonnensystem", erläutert Carey Lisse vom Applied Physics Laboratory der
Johns Hopkins University, der auch Erstautor eines Fachartikels über
die Beobachtungen ist, der in der Zeitschrift Astrophysical Journal
erscheinen wird.
Die Wissenschaftler hatten mit den Infrarotdetektoren von Spitzer
das Licht des Staubs um Eta Corvi untersucht und dabei die Signaturen bestimmter
charakteristischer Substanzen wie Wassereis, organische Stoffe und Gestein
entdeckt. Dies deutet darauf hin, dass es sich um die Überreste eines Kometen
handeln könnte. Eine ähnliche Signatur wies auch der Meteorit Almahata Sitta
auf, der 2008 im Sudan niederging (astronews.com berichtete). Dies könnte auf
einen ähnlichen Ursprung des Meteoriten und des zerstörten Kometen in ihrem
jeweiligen Sonnensystem hindeuten.
Am Rand des Eta-Corvi-Systems wurde bereits 2005 ein deutlich umfangreicheres
Band aus kaltem Staub entdeckt, bei dem es sich um ein Reservoir für Kometen und
ähnliche Objekte handeln könnte, das unserem Kuipergürtel ähnelt. Die neuen
Spitzer-Beobachtungen könnten, so die Wissenschaftler, ein Hinweis darauf
sein, dass der Meteorit Almahata Sitta aus dem Kuipergürtel stammt.
Der Stern Eta Corvi und sein eventuell vorhandenes Planetensystem könnte den
Forschern also einen interessanten Einblick in die Geschichte unseres eigenen
Sonnensystems erlauben: "Wir sollten das Eta-Corvi-System detailliert
untersuchen, um so mehr über das Bombardement von Kometen und anderen Objekten
zu lernen, durch das das Leben auf unserem Planeten eventuell erst möglich
wurde", so Lisse.
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