Absturz des Röntgensatelliten am Wochenende
von Stefan Deiters astronews.com
19. Oktober 2011 (Update 22. und 23. Oktober 2011)
Der deutsche Röntgensatellit Rosat wird vermutlich
am kommenden Wochenende in die Erdatmosphäre eintreten. Das Deutsche Zentrum für
Luft- und Raumfahrt (DLR) rechnet mit dem Absturz des Satelliten am 22. oder 23.
Oktober. Dabei könnten bis zu 30 Trümmerteile mit einer Gesamtmasse von 1,7
Tonnen auf der Erdoberfläche aufschlagen.

Künstlerische Darstellung von Rosat in der
Erdumlaufbahn.
Bild: EADS Astrium |
Ende September sorgte - wie berichtet - der Absturz des Upper
Atmosphere Research Satellite (UARS) der NASA für Aufregung. Lange Zeit
konnte die amerikanische Weltraumbehörde nicht sicher vorhersagen, wo die nicht
verglühten Trümmerteile des ausgedienten Umweltsatelliten niedergehen würden.
Sie stürzten schließlich in den Pazifik ohne irgendwelche Schäden anzurichten.
Einen Monat später ist nun wieder ein Satellit in die Schlagzeilen geraten -
diesmal der deutsche Röntgensatellit Rosat. Ursprünglich umkreiste er
die Erde auf einer elliptischen Umlaufbahn in einer Höhe zwischen 585 und 565
Kilometern, zu Beginn des vergangenen Monats betrug seine Höhe nur noch rund 290
Kilometer.
Ende der Woche nun wird sich die Bahn von Rosat so weit abgesenkt
haben, dass der Satellit in die dichtere Erdatmosphäre eintritt. Da er über kein
Triebwerk verfügt, konnte er nach Abschluss seiner Mission nicht kontrolliert
zum Absturz gebracht werden. Beim Eintritt in die dichteren Atmosphärenschichten
wird der Satellit zwar zerbrechen, aber nicht komplett verglühen. Nach Ansicht
des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) werden bis zu 30 einzelne
Trümmerteile mit einer Gesamtmasse von 1,7 Tonnen den Erdboden erreichen. Das
mit Abstand größte Teil dürfte dabei der äußerst hitzebeständige Spiegel des
Teleskops sein.
Wie auch im Falle von UARS lässt sich der Zeitpunkt des Absturzes und damit
auch der Absturzort erst unmittelbar vor dem Absturz präziser vorhersagen. Nach
heute veröffentlichten Berechnungen geht das DLR von einem Absturz am 22. oder
23. Oktober aus. Rosat umkreist die Erde alle 90 Minuten und überfliegt
auf seiner Bahn alle Regionen zwischen dem 53. nördlichen und südlichen
Breitengrad. Damit könnten auch große Teile Deutschlands betroffen sein, mit
Ausnahme des Nordens der Bundesrepublik. Trümmerteile können noch in einem 80
Kilometer breiten Korridor um die Bodenspur des Satelliten aufschlagen. Die
Chance, dass Trümmerteile Deutschland treffen gibt das DLR mit 1:580 an, die
Wahrscheinlichkeit, dass jemand in Deutschland zu Schaden kommt mit 1:700.000.
Die Schwierigkeit bei der genauen Vorhersage von Ort und Zeitpunkt des
Absturzes ist, dass man dazu die genaue Bremswirkung der Erdatmosphäre auf den
Satelliten kennen muss. Diese verändert sich jedoch ständig durch die
schwankende Aktivität der Sonne: Wenn sich die Atmosphäre beispielsweise
aufheizt, verstärkt sich die Reibung des Satelliten an den Luftmolekülen. Zudem
ist der Satellit alles andere als aerodynamisch, was die Vorhersage noch
erschwert. Die Bahn von Rosat wird von mehreren Stellen überwacht und
die Berechnungen für den Zeitpunkt des Wiedereintritts ständig aktualisiert. Der
Absturz von Weltraumschrott ist alles andere als selten: Jedes Jahr gehen
unzählige Trümmerteile auf der Erde nieder. Zu Schaden gekommen ist dadurch
bislang niemand.
Rosat war eine äußerst erfolgreiche Mission und gilt als Vorläufer
des europäischen Röntgenteleskops XMM-Newton. Er wurde Mitte 1990
gestartet und sollte eigentlich nur rund zwei Jahre lang den Himmel nach
Röntgenquellen absuchen. Er war aber schließlich acht Jahre im Einsatz und
machte dabei über 60.000 Aufnahmen von Sternen, Supernova-Überresten,
galaktischen Nebeln, Galaxien und Quasaren. Im Februar 1999 wurde Rosat
deaktiviert. In der über achtjährigen Betriebszeit entdeckte der Satellit über
120.000 Röntgenquellen, die vor seinem Start noch unbekannt waren.
Update (22. Oktober 2011, 12 Uhr MESZ): Der
ROSAT-Wiedereintritt wird inzwischen im Zeitraum Samstag, 22.10.2011, ca. 20.00
Uhr MESZ und Sonntag, 23.10.2011, ca. 14.00 Uhr MESZ erwartet.
Update (23. Oktober 2011, 11 Uhr MESZ): Der Satellit ROSAT
ist nach Angaben des DLR am Sonntag 23. Oktober 2011 in der Zeit zwischen 3.45
Uhr und 4.15 Uhr MESZ wieder in die Erdatmosphäre eingetreten. Eine Bestätigung,
dass Teile die Erdoberfläche erreicht haben, liegt gegenwärtig nicht vor.
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