Wie eine zweite Landestelle
von Stefan Deiters astronews.com
6. September 2011
Vor knapp einem Monat erreichte der Marsrover
Opportunity sein neues Ziel, den Rand des Kraters Endeavour, und hat inzwischen mit
dessen Erkundung begonnen. Die erste Analyse eines Gesteinsbrockens ergab, dass
dessen Zusammensetzung anders ist als die von allen anderen Gesteinen, die der
Rover in den vergangenen 7,5 Jahren untersucht hat.

Der Marsrover Opportunity bei der
Untersuchung des Brockens Tisdale 2. Das Bild
entstand am 23. August 2011. Der Brocken ist rund
30 Zentimeter hoch. Bild:
NASA / JPL-Caltech [Großansicht] |
Der NASA-Marsrover Opportunity hatte vor knapp einem
Monat den Rand des 22 Kilometer durchmessenden Endeavour-Kraters erreicht (astronews.com
berichtete)
und bald darauf mit der Untersuchung eines flachen Gesteinsbrockens begonnen, dem die
Wissenschaftler den Spitznamen "Tisdale 2" gegeben haben. Er gelangte vermutlich
durch den Einschlag an seine jetzige Position, der für einen etwa
Tennisplatz-großen Krater am Rand von Endeavour verantwortlich ist.
"Dieses Gestein unterscheidet sich von allen anderen Gesteinen, die wir
bislang auf dem Mars untersucht haben", erläutert Steve Squyres, der
verantwortliche Wissenschaftler für Opportunity an der Cornell
University. "Seine Zusammensetzung ähnelt der von bestimmtem Vulkangestein,
der Anteil von Zink und Brom ist aber sehr viel höher. Die Entdeckung zeigt,
dass die Ankunft am Endeavour-Krater einer zweiten Landestelle für
Opportunity gleichkommt."
Das Rover-Team hofft nun, dass die
ungewöhnliche Zusammensetzung von Tisdale 2 nur ein erster Vorgeschmack auf
zahlreiche weitere Entdeckungen am Rand des Endeavour-Kraters sein wird. Der
Rover hatte in den vergangenen zwei Wochen den Brocken an verschiedenen Stellen
mit Hilfe der Kamera für extreme Nahaufnahmen sowie in unterschiedlichen
Wellenlängenbereichen mit der Panorama-Kamera untersucht.
Bei früheren
Beobachtungen aus dem Marsorbit hatten Wissenschaftler Hinweise darauf entdeckt,
dass das Gestein am Rand des Endeavour-Kraters aus einer frühen Phase der
Marsgeschichte stammen muss, da sich hier auch Mineralien finden lassen, die nur
unter feuchteren Bedingungen entstehen konnten. Damals herrschten auf dem Mars
somit vermutlich auch lebensfreundlichere Bedingungen als heute. Vom ursprünglichen
Rand des Endeavour-Kraters sind inzwischen nur noch einige Bergrücken übrig.
Opportunity erreichte den Kraterrand an einem "Cape York" genannten
Bergrücken. Die Lücke zwischen diesem und dem nächsten Überrest des Kraterrandes
trägt den Namen "Botany Bay". "Auf dem letzten Teil unseres Wegs nach
Cape York haben wir Gesteinsbrocken in Botany Bay gesehen, die mit nichts
vergleichbar sind, was Opportunity bis dahin entdeckt hat", erläutert
Ray Arvidson von der Washington University in St. Louis. "Am Rand von
Cape York konnten wir Strukturen erkennen, die wie Sedimentgestein aussehen, das
zerteilt wurde und in das anderes Material eingedrungen ist, möglicherweise mit
Hilfe von Wasser. Wir haben uns entschieden, das alte Gestein von Cape York
zuerst zu untersuchen."
Vor fast genau drei Jahren hatte der Marsrover
Opportunity den Victoria-Krater verlassen und sich auf den Weg zum
Krater Endeavour gemacht. Um diesen zu erreichen, ist Opportunity rund
21 Kilometer gefahren. "Wir haben hier einen sehr alten Rover, der inzwischen
30-mal länger funktioniert als eigentlich geplant war", so John Callas, der
Rover-Projektmanager am Jet Propulsion Laboratory. "Jederzeit könnte
eine kritische Komponente von Opportunity versagen und die Mission wäre
beendet. Vielleicht leistet uns der Rover aber auch noch weitere Jahre wertvolle
Dienste. Am Endeavour-Krater jedenfalls gibt es jede Menge zu entdecken."
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