Saturnmond mit extremem Wetter
von
Rainer Kayser
18.
August 2011
Stehende Wellen in der Atmosphäre des Saturnmonds Titan
können zur Bildung ungewöhnlich geformter und dichter Wolkenstrukturen und zu
extremen Wetterphänomenen führen. Dies ergaben jetzt Computersimulationen eines
amerikanischen Forscherteams. Die Niederschläge dürften auch bei der Entstehung
der Oberflächenstrukturen des Mondes eine entscheidende Rolle gespielt haben.

Der Saturnmond Titan in einer Aufnahme der
Sonde Cassini. In der Atmosphäre ist eine
eigentümliche pfeilförmige Wolke zu erkennen.
Bild: NASA / JPL / Space Science
Institute [Großansicht] |
In der Atmosphäre des größten Saturnmonds Titan können sich stehende Wellen herausbilden und zu extremen Wetterphänomenen führen.
Simulationen eines amerikanischen Forscherteams zeigen die Entstehung ungewöhnlich geformter, dichter Wolken, aus denen ein intensiver Regen aus Methan auf die Oberfläche fällt.
Die amerikanische Raumsonde Cassini hatte solche Wetterphänomene auf Titan beobachtet, bislang gab es für die Erscheinungen aber keine plausible Erklärung. Die Niederschlagsmenge aus den dichten Wolken kann das 20-fache des mittleren Niederschlags erreichen, berichten die Wissenschaftler im Fachblatt
Nature Geoscience.
"Die atmosphärischen Wellen ähneln der natürlichen Resonanzschwingung eines Weinglases", erläutert Jonathan Mitchell von der
University of California in Los Angeles, der Leiter des Forscherteams. Das dreidimensionale Atmosphärenmodell der Wissenschaftler zeigt, wie sich aus den Luftströmungen stabile stehende Wellen herausbilden, die zur Entstehung scharf begrenzter, dichter und oftmals seltsam geformter Wolken führen. So zeigen
Cassini-Aufnahmen vom 27. September 2010 beispielsweise eine riesige pfeilförmige Wolke in der Äquatorregion des Saturnmonds.
Aus den Wolken können dann mehrere Zentimeter Niederschläge fallen - über eine Region von bis zu tausend Kilometern Ausdehnung.
"Diese Niederschläge spielen eine wichtige Rolle in der Erosionsgeschichte der Oberfläche Titans", so die Forscher. Titan besitzt einen ähnlichen Flüssigkeitskreislauf wie die Erde - allerdings spielt auf dem Saturnmond flüssiges Methan die Rolle, die auf unserem Planeten das Wasser übernimmt. An den Polen des Saturnmonds gibt es ausgedehnte Methanseen und überall auf der Oberfläche des Himmelskörpers gibt es ausgetrocknete Flussbetten, die auf Episoden heftiger Niederschläge hindeuten. Für diese Landschaftsformen liefern die Simulationen von Mitchell und seinem Team nun eine Erklärung.
|