Heftige Schneestürme auf dem Mars?
von
Rainer Kayser
25.
Juli 2011
Heftigen Schneefall hat man bislang auf dem Mars zwar noch
nicht beobachten können, doch muss das nicht bedeuten, dass es ihn nicht geben
kann: Amerikanische Wissenschaftler haben nun eine Untersuchung vorgestellt,
nach der kurzlebige Seen auf der Marsoberfläche Auslöser für heftige
Schneestürme sein könnten, bei denen bis zu zehn Zentimeter Schnee pro Stunde
fällt.
Die nördliche Polkappe des Mars. Könnten
Schneestürme auch in anderen Regionen des roten
Planeten für eine weiße Landschaft sorgen?
Bild: NASA/JPL/MSSS |
Auf dem Mars kann es zu heftigen Schneestürmen kommen, bei denen pro Stunde bis zu zehn Zentimeter Schnee fällt. Das zeigen Wettersimulationen, die ein amerikanisches Forscherteam im Fachblatt
Journal of Geophysical Research präsentieren. Auslöser für solche lokalen Wetterextreme sind Seen mit einer Oberfläche größer als 1.000 Quadratkilometern, was einem Durchmesser von etwa 35 Kilometern entspricht.
Unser roter Nachbarplanet ist zwar seit 3,5 Milliarden Jahren eine überwiegend kalte und trockene Welt. Untersuchungen der chemischen Zusammensetzung der Marsoberfläche haben jedoch gezeigt, dass es dort immer wieder kurzlebige Seen gegeben hat, insbesondere in Kratern.
Solche lokalen Wasseransammlungen können beispielsweise entstehen, wenn im Marsuntergrund verborgenes Eis durch geothermische Wärme oder den Einschlag eines Meteoriten schmilzt.
"Mars besitzt nur eine dünne Atmosphäre, deshalb kann bereits die Freisetzung einer geringen Menge an latenter Wärme eine starke Konvektion verursachen", schreiben Edwin Kite von der
University of California in Berkeley und seine Kollegen. Auch auf der Erde führt die Abgabe von Wärme an Wasseroberflächen dazu, dass dort warme, feuchte Luft aufsteigt. Auf dem Mars ist dieser Effekt durch die geringe Dichte der Atmosphäre - der Luftdruck beträgt nur 0,6 Prozent des irdischen Luftdrucks - erheblich stärker.
Die Simulationen von Kite und seinem Team zeigen, dass die feuchte Luft auf dem Mars mit einer Geschwindigkeit von knapp 200 Kilometern pro Stunde bis in eine Höhe von 35 Kilometern aufsteigt. Schon in geringer Höhe ist die Luft übersättigt, es bilden sich dichte Wolken. In ihnen entstehen Eiskristalle mit einer Größe von bis zu 0,2 Millimetern, die über dem See und in seiner Umgebung für einen heftigen Schneesturm sorgen. Die Sonnenstrahlung reicht auf dem Mars nicht aus, um den Schnee wieder zu schmelzen. Er kann auf dem roten Planeten deshalb liegen bleiben, bis nach Jahrmillionen Änderungen der Mars-Umlaufbahn oder der Orientierung der Rotationsachse des roten Planeten das Klima so verändern, dass es zu einer Schneeschmelze kommt.
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