Eine kosmische Riesenblase
von Stefan Deiters astronews.com
20. Juli 2011
Die europäische Südsternwarte ESO hat heute ein neues Bild
eines Nebels um den Sternhaufen NGC 1929 in der Großen Magellanschen Wolke
veröffentlicht. Dieses Sternentstehungsgebiet wird von einer riesigen Blase
dominiert, die sich durch die stellaren Winde junger Sterne und die Stoßwellen
von Supernova-Explosionen gebildet hat.

Der Nebel LHA 120-N 44 um den Sternhaufen NGC
1929 in einer Aufnahme des Very Large Telescope.
Bild: ESO/Manu Mejias [Großansicht] |
Die Große Magellansche Wolke ist eine Satellitengalaxie der
Milchstraße. In ihr gibt es unzählige Regionen, in denen gerade mit hoher Rate
neue Sterne entstehen. Wegen ihrer relativen Nähe sind diese stellaren
Kinderstuben dankbare Beobachtungsobjekte für Astronomen, die mehr über die
Entstehung und Entwicklung von Sternen und Sternhaufen lernen wollen.
Eine dieser Regionen trägt
die Bezeichnung LHA 120-N 44 oder kurz N 44. Im Zentrum dieses
Sternentstehungsgebiets befindet sich der Sternhaufen NGC 1929. Die jungen und
massereichen Sterne senden intensive ultraviolette Strahlung aus und machen so
eine Struktur sichtbar, die auf der jetzt veröffentlichten Aufnahme des Very
Large Telescope der ESO eindrucksvoll zu erkennen ist: eine gewaltige Blase, die
von Astronomen Superbubble, also "Superblase", genannt wird. Sie hat eine Größe
von 325 mal 250 Lichtjahren.
Die N 44-Superblase entsteht nach Ansicht der Wissenschaftler durch zwei
Prozesse: Zum einen haben stellare Winde, also heftige Partikelströme, die von
den heißen und jungen Sternen im zentralen Sternhaufen ausgehen, die
Zentralregion praktisch leergeblasen. Supernova-Explosionen der massereichsten
Sterne des Haufens haben dann Stoßwellen erzeugt, die das weggeblasene Gas
weiter nach außen gedrückt und komprimiert haben, so dass die leuchtende
Blasenstruktur entstanden ist.
Die Kompression des Gases allerdings hat einen weiteren Effekt: Sie führt
zum Einsetzen neuer Sternentstehung in den Randbereichen, so dass eine neue
Generation von Sonnen in der Region entsteht. Das jetzt von der ESO
veröffentlichte Bild wurde aus Archivmaterial erstellt, das der Argentinier Manu Mejias im
Rahmen des Wettbewerbs Hidden Treasures 2010 in den alten Datenbeständen
der ESO aufgespürt hatte.
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