Totale Mondfinsternis bei Mondaufgang
von
Stefan Deiters astronews.com
15. Juni 2011
Wer heute Abend den aufgehenden Mond betrachtet, dem wird
auffallen, dass er deutlich anders aussieht als ein normaler Vollmond: Bei
Mondaufgang ist nämlich von Mitteleuropa aus eine totale Mondfinsternis zu
beobachten. Es handelt sich dabei um die längste totale Mondfinsternis seit mehr als
zehn Jahren. Die totale Phase endet kurz nach Mitternacht.
Auch diese totale Mondfinsternis wird wieder nicht in ihrer Gesamtheit von
Mitteleuropa aus zu beobachten sein: Für die meisten Menschen wird sich hier der
Mond nämlich bereits komplett im Kernschatten befinden, wenn er über dem
Horizont aufgeht. Die Finsternis beginnt bereits rund zwei Stunden früher mit
dem Eintritt des Mondes in den Halbschatten der Erde um 19.23 Uhr MESZ. Zu einer deutlich
sichtbaren Verfinsterung des Mondes kommt es dann mit dem Eintritt in den
Kernschatten ab 20.23 Uhr MESZ. Komplett verdunkelt wird der Mond ab 21.22 Uhr
MESZ sein.
Die totale Phase der Finsternis dauert bis 23.03 Uhr MESZ. Da der Mond bei
dieser Finsternis zentral durch den Schattenkegel der Erde wandert, können sich
Beobachter diesmal über eine sehr lange totale Phase freuen. Ganz aus dem Kernschatten der Erde befreit hat
sich der Mond dann wieder um 0.03 Uhr MESZ, die Finsternis endet mit dem
Austritt aus dem Halbschatten um 1.02 Uhr MESZ.
Eine Mondfinsternis gibt es immer dann, wenn die Erde zwischen Mond und Sonne
gerät und der Schatten der Erde den Mond verdunkelt. Das kann nur passieren,
wenn Sonne, Erde und Mond auf einer Linie liegen - also bei Vollmond. Bei der
Sonnenfinsternis ist es übrigens genau umgekehrt: Hier wirft der Mond einen
Schatten auf die Erde, der Mond muss sich also genau zwischen Erde und Sonne
befinden, was wiederum der Neumondposition entspricht. Da die Mondbahn um die
Erde aber nicht genau in der Ebene verläuft, in der sich die Erde um die Sonne
dreht, kommt es nicht jeden Monat zu einer Sonnen- bzw. Mondfinsternis.
So finster, wie der Begriff "Mondfinsternis" vermuten lässt, wird der Mond
dem irdischen Betrachter übrigens nicht erscheinen. Selbst im Maximum der
Verfinsterung ist der Erdbegleiter nicht schwarz oder gar unsichtbar, sondern
eher kupferfarben rötlich, mitunter auch bräunlich. Dieser Farbeindruck
resultiert aus der Lichtstreuung und -filterung des Sonnenlichts in der
Erdatmosphäre, die insbesondere das langwellige, rote Sonnenlicht durchlässt und
Richtung Kernschatten ablenkt, das kurzwelligere Licht dagegen "verschluckt" und
streut. Die Helligkeit des reflektierten Lichts und seine Farbtönung ist auch
ein Maß für die Verschmutzung der irdischen Hochatmosphäre, insbesondere durch
vulkanische Aktivität.
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