Endeavour zum letzten Flug gestartet
Redaktion
/ Pressemitteilung der ESA astronews.com
16. Mai 2011
Im zweiten Anlauf hat es geklappt: Die Raumfähre Endeavour hob
am Nachmittag zu ihrer letzten Mission ab. Ziel des eigentlich schon für
Ende April vorgesehenen Flugs ist die Internationale Raumstation ISS. An
Bord des Space Shuttle befindet sich ein einzigartiges
wissenschaftliches Instrument, mit dem nach
Antimaterie und Dunkler Materie gesucht werden soll.
Die Endeavour startete heute zu ihrer letzten
Mission.
Foto: NASA/Troy Cryder |
Die Raumfähre Endeavour ist heute um 14.56 Uhr MESZ zu ihrer
letzten Mission (Flug STS-134) zur Internationalen Raumstation (ISS)
gestartet. Das Andocken der Endeavour an der Raumstation wird
voraussichtlich am Mittwoch, den 18. Mai um 12.15 Uhr MESZ erfolgen. Der
ESA-Astronaut Roberto Vittori wird mit seinen fünf Teamkollegen 16 Tage
im All verbringen. Im Gepäck ist ein hochkomplexes europäisches
Instrument zur Messung der von Antimaterie und so genannter "dunkler
Materie" im Kosmos hinterlassenen Spuren. Die Mission sollte eigentlich
bereits Ende April beginnen, musste aber wegen eines technischen
Problems verschoben werden (astronews.com berichtete im Missionslog zur
Mission).
An Bord der ISS wird Vittori auf seinen italienischen Landsmann, den
ESA-Astronauten Paolo Nespoli, treffen, der bereits seit Dezember auf
dem internationalen Außenposten tätig ist. Vittoris Mission wurde auf
den Namen "DAMA" als Kürzel für das englische "dark matter" getauft,
denn sie steht ganz im Zeichen der Suche nach geheimnisvollen
Materieteilchen, die mit einem 6,9 Tonnen schweren Instrument zur
Erforschung der Grundlagenphysik, dem Alphamagnetspektrometer AMS-02,
aufgespürt werden sollen. Diese Nutzlast dürfte die wohl bislang
anspruchsvollsten wissenschaftlichen Experimente auf der Raumstation
ermöglichen.
"Wissenschaftler weltweit haben große Erwartungen an die mit dem AMS-02
erfassten Daten, die Antworten auf grundlegende Fragen bringen sollen,
etwa die nach der Zusammensetzung der unsichtbaren Masse im All", so
ESA-Generaldirektor Jean-Jacques Dordain. "Damit ergänzt das
Spektrometer wunderbar die Beobachtungen des ESA-Weltraumobservatoriums
Planck, das den Anteil der unsichtbaren Masse mit hoher Präzision misst,
und des Satelliten Herschel, der beispielsweise ihre Auswirkungen auf
junge Galaxien erfasst. Das AMS ist ein Paradebeispiel für die
einzigartigen Möglichkeiten, die die ISS zur Unterstützung der
Grundlagenforschung in verschiedenen Bereichen, wie den
Lebenswissenschaften, der Erdbeobachtung, der Werkstoffforschung und der
Physik, bietet. Mit der vor kurzem genehmigten Verlängerung des
ISS-Einsatzes bis 2020 haben wir nun die Kapazitäten, Wissenschaftlern
auf der ganzen Welt ein internationales Labor bereitzustellen, um die
Grenzen unseres Wissens immer weiter hinauszuschieben."
Im AMS-02 kommt ein riesiger 1,2 Tonnen schwerer Magnet, dessen Feld
4.000-mal stärker als das der Erde ist, zum Einsatz, um hochenergetische
kosmische Strahlen mit bisher unerreichter Empfindlichkeit und Präzision
auf Hinweise auf Antimaterie und dunkle Materie hin zu untersuchen.
Antimaterie dürfte ursprünglich parallel zur eigentlichen Materie
entstanden sein, im Universum in seiner heutigen Form scheint sie jedoch
nicht mehr zu existieren. Die dunkle Materie wiederum macht
schätzungsweise 90 Prozent der Masse unseres Weltalls aus, sie konnte
allerdings bisher nicht durch direkte Messungen erfasst werden.
Flug STS-134 ist die 26. und letzte Space-Shuttle-Mission für einen
ESA-Astronauten. Damit geht die enge Zusammenarbeit zwischen NASA und
ESA bei den Shuttle-Flügen zu Ende. ESA-Astronauten waren drei
Jahrzehnte lang bei ungefähr einem Fünftel der Space-Shuttle-Flüge mit
von der Partie, und die ESA war an etwa zwei Dritteln der Missionen
unmittelbar beteiligt. Zu den wichtigsten Nutzlasten zählten das
Spacelab-Labor, die Sonnensonde Ulysses, die freifliegende
europäische wiederverwendbare Raumplattform Eureca und vier
Raumstationsmodule, insbesondere das Columbus-Labor. Die
Endeavour soll am 1. Juni mit Vittori an Bord wieder zur Erde
zurückkehren.
Zurzeit trainieren zwei weitere ESA-Astronauten für ihren sechsmonatigen
ISS-Einsatz als ständige Mannschaftsmitglieder: Als erster ist André
Kuipers an der Reihe, der im November an Bord einer Sojus
starten wird. Luca Parmitano bereitet sich als erster der Neulinge, die
2010 den Astronautengrundlehrgang der ESA absolviert haben, auf einen
Sojus-Start im Dezember 2013 vor.
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