Dramatische Sternentstehung
von Stefan Deiters astronews.com
16. März 2011
Ein heute veröffentlichtes Bild des Very Large Telescope
der europäischen Südsternwarte ESO zeigt Details der dramatischen Geschehnisse
rund um die Geburt neuer Sterne. Zwar sind die jungen Sonnen selbst nicht zu
erkennen, doch lässt sich ihr Einfluss auf Gas und Staub in der Region kaum
übersehen.

Das heute von der ESO veröffentlichte Bild
von NGC 6729.
Bild: ESO [Großansicht]
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Das Sternentstehungsgebiet NGC 6729 gehört zu einer der
nahegelegensten stellaren Kinderstuben und daher auch zu einer der am besten
untersuchten. Das heute von der europäischen Südsternwarte ESO veröffentlichte
Bild zeigt eine Detailansicht dieser Region. Sie basiert auf Beobachtungen des
Very Large Telescope. Die Daten wurden im Rahmen des Hidden
Treasures-Wettbewerbs der ESO von einem Teilnehmer in den Archiven der
Organisation aufgespürt. Die ESO-Experten machten daraus das jetzt vorgestellte
Bild.
Sterne entstehen im Inneren von dichten Molekülwolken. Die ersten Phasen
ihrer Entstehung sind daher für Teleskope, die im sichtbaren Bereich des Lichts
beobachten, nicht zu sehen. Der Einfluss jedoch, den die jungen Sonnen auf ihre
Umgebung haben, wird auch auf dem jetzt veröffentlichten Bild auf dramatische
Weise deutlich: Eng gebündelte Jets, also Ströme aus Material, die mit hoher
Geschwindigkeit von den jungen Sternen ins All gestoßen werden, treffen auf Gas
und Staub in der Umgebung und sorgen hier für die Entstehung von Stoßwellen. Das
Gas heizt sich dadurch auf und es entstehen eigentümlich leuchtende Bögen, die
man als Herbig-Haro-Objekte bezeichnet.
Die Objekte sind nach den Astronomen George Herbig und Guillermo Haro
benannt, die als erste die Spektren dieser Bögen gründlich untersucht haben. Sie
stellten dabei fest, dass es sich nicht einfach um Wolken aus Gas und Staub handelt,
die Licht reflektieren oder durch ultraviolette Strahlung zum Leuchten angeregt
werden, sondern um eine neue Art von Objekten, die durch die Wechselwirkung mit Material entstehen, das
von ganz jungen Sternen in ihre Umgebung abgestoßen wird.
Auf dem Bild lassen sich zwei Linien aus Herbig-Haro-Objekten erkennen, die
die vermutliche Richtung des von den Sternen ausgestoßenen Materials zeigen:
Eine verläuft von oben links nach unten und endet in einer kreisförmigen
Ansammlung von hellen Flecken und Bögen unterhalb der Bildmitte. Die zweite
Linie beginnt am linken oberen Rand und verläuft zur Mitte des rechten Rands
(siehe auch Großansicht mit Beschriftungen). Bei der eigentümlichen Struktur
oben links, die etwas an einen Krummsäbel erinnert, handelt es sich vermutlich
nicht um ein Herbig-Haro-Objekt, sondern einfach um Sternenlicht, das reflektiert wird.
Das Bild beruht auf Daten, die mit dem Instrument FORS1 am Very Large
Telescope gemacht wurden. Die Beobachtungen wurden mit zwei Filtern
gemacht, die für Licht von glühendem Wasserstoff (in orange dargestellt) und von
glühendem ionisierten Schwefel (bläulich dargestellt) empfindlich sind. Die
unterschiedlichen Farben des Bildes verraten den Astronomen so etwas über die
verschiedenen Bedingungen in der Region: Beispielsweise ist in Bereichen mit
glühendem ionisiertem Schwefel (bläulich) die Geschwindigkeit des kollidierenden
Materials relativ gering. NGC 6729 liegt im Sternbild Südliche Krone (Corona Australis).
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