Geringere Masse als angenommen?
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der Universität Göttingen astronews.com
22. Februar 2011
Schwarze Löcher haben womöglich eine bis zu zehn Mal kleinere Masse als bislang
angenommen. Zu diesem Schluss kommen zumindest Astrophysiker der Universität Göttingen in
einer Studie, bei der sie Beobachtungen von 37 Galaxien auswerteten. Die
Forscher interessierten sich dabei für spezielle Strukturen in den Spektren der
Galaxien, die Rückschlüsse auf die Zentralregion erlauben.
Darstellung
einer flachen Akkretionsscheibe, die um ein
Schwarzes Loch herumwirbelt.
Bild: idw / Universität Göttingen / NASA /
Dana Berry, SkyWorks Digital |
Supermassereiche Schwarze Löcher befinden sich in den Zentren
der meisten Galaxien und haben eine Masse von bis zu einer Milliarde
Sonnenmassen. Sie sind umgeben von einer sogenannten Akkretionsscheibe,
in der sich die Materie ansammelt, bevor sie irgendwann vom Innenrand
der Scheibe mit hoher Geschwindigkeit in das Schwarze Loch hineinstürzt.
Die Astrophysiker der Universität Göttingen untersuchten nun 37 Galaxien.
Dank bestimmter Strukturen in den Spektren der Galaxien ist es ihnen dabei
erstmals gelungen, auf die Umlaufgeschwindigkeit der Scheibenmaterie zu
schließen.
Mit Hilfe des dritten Keplerschen Gesetz lässt sich anhand der
Umlaufgeschwindigkeit und dem Abstand der Körper voneinander dann die Masse des
Schwarzen Lochs berechnen. Die sich so ergebenden Massen erwiesen sich als zwei
bis zehn Mal niedriger als bislang angenommen.
Die Wissenschaftler registrierten Rotationsgeschwindigkeiten zwischen einigen
hundert und einigen tausend Kilometern pro Sekunde. Nach Innen, also in Richtung
des Schwarzen Lochs, nimmt die Geschwindigkeit zu, genau wie sich auch in
unserem Sonnensystem die inneren Planeten schneller als die äußeren bewegen. Darüber
hinaus konnten die Göttinger Astrophysiker erstmals Aussagen über die Geometrie
der Materiewolken in der Umgebung eines Schwarzen Lochs machen: Bei hohen
Rotationsgeschwindigkeiten ist die umgebende Materie in Form einer flachen
Scheibe angeordnet, bei langsam rotierenden Schwarzen Löchern in Form einer
dicken Scheibe.
Die Wissenschaftler berichteten über ihre Ergebnisse in einem Fachartikel,
der in der vergangenen Woche in der Wissenschaftszeitschrift Nature
erschienen ist.
|