Zweiter europäischer Raumfrachter startbereit
Redaktion
/ Pressemitteilung der ESA astronews.com
3. Februar 2011
Der jüngste europäische Raumfrachter, das Automated Transfer Vehicle
der ESA, ist startbereit und soll am 15. Februar 2011 vom europäischen
Weltraumbahnhof in Kourou in Französisch-Guayana zur Internationalen
Raumstation (ISS) starten. Das unbemannte Raumschiff soll wichtige
Vorräte zur ISS bringen und zudem während seiner dreieinhalb Monate
langen Mission die Flugbahn der Raumstation anheben.
Das zweite Automated Transfer Vehicle
(ATV) der ESA soll neue Versorgungsgüter zur ISS
bringen.
Bild: ESA / D. Ducros |
Europas zweites Automated Transfer Vehicle (ATV) Johannes
Kepler ist nach dem äußerst erfolgreichen Qualifikationsflug des
ATV Jules Verne im Jahr 2008 das erste operationelle ATV. Mit
einer Gesamtmasse von über 20 Tonnen stellt es die größte jemals von
Europa gestartete Nutzlast dar. Das ATV ist ein hochkomplexes
Raumfahrzeug, das eine autonome freifliegende Plattform, ein steuerbares
Raumschiff und in angedocktem Zustand ein Raumstationsmodul in sich
vereint.
Zur Ausführung des automatischen Andockmanövers gemäß den extrem
strengen Sicherheitsbestimmungen für die bemannte Raumfahrt verfügt das
ATV über hochpräzise Navigationssysteme, eine redundante Flugsoftware
und ein völlig autonomes Antikollisionssystem mit unabhängiger
Stromversorgung, Kontrolle und eigenständigen Triebwerken. Mit einer
Höhe von rund 10 Metern und einem Durchmesser von 4,5 Metern umfasst das
ATV ein 45 Quadratmeter großes Druckmodul und ein russisches
Andocksystem, welche denjenigen nachempfunden sind, die bei den
bemannten Sojus-Raumflügen und den Progress-Raumfrachtern
zum Einsatz kommen. Mit ausgefahrenen Solarpaneelen beträgt die
Spannweite des ATV 22 Meter. Es ist dreimal so groß wie der russische
Raumfrachter und kann auch etwa die dreifache Menge an Ladung
transportieren.
Bei seiner ersten operationellen Mission transportiert das ATV-2
über sieben Tonnen Nutzlast, einschließlich 4.534 Kilogramm Treibstoff
für die Anhebung der Flugbahn der ISS und ihre Lageregelung. Sobald das
ATV an die ISS angedockt hat, werden seine Triebwerke zum regelmäßigen
Anheben der Umlaufbahn der ISS genutzt, um deren auf den atmosphärischen
Widerstand zurückzuführende natürliche Absenkung auszugleichen. Zudem
kann es eingesetzt werden, um Ausweichmanöver zu vollführen, falls
potenziell gefährlicher Weltraumschrott der ISS zu nahe kommt.
Die Nutzlast des ATV umfasst insgesamt knapp 1 600 Kilogramm
Trockenfracht, 850 Kilogramm Treibstoff für das russische Swesda-Modul
und 100 Kilogramm Sauerstoff. Bevor Johannes Kepler im Juni
wieder von der ISS ablegt, wird der Raumtransporter mit Müllsäcken und
von der Bordmannschaft nicht mehr benötigtem Gerät beladen. Anschließend
verlässt er die Umlaufbahn über dem Südpazifik und verglüht ohne Risiko
bei seinem kontrollierten Wiedereintritt in die Erdatmosphäre.
Ausnahmsweise wird bei diesem Versorgungsflug kein Trinkwasser zur ISS
gebracht, da davon an Bord noch genügend vorhanden ist. Die Wassertanks
werden jedoch vor dem Ablegen des ATV mit Flüssigabfällen von der
Raumstation befüllt.
Das ATV Johannes Kepler wurde nach dem berühmten deutschen
Astronom und Mathematiker gleichen Namens benannt, der als erster die
Planetenbewegung in elliptischen Umlaufbahnen beschrieb und somit den
Weg für Isaac Newtons Gravitationsgesetz ebnete. Es ist das zweite einer
Serie von fünf Raumfahrzeugen, die als europäischer Beitrag zum
ISS-Betrieb entwickelt wurden.
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