15. Dienstjubiläum im All
Redaktion
/ Pressemitteilung des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung astronews.com
31. Januar 2011
Seltenes Dienstjubiläum im All: Die Sonde SoHO liefert seit nunmehr 15
Jahren wertvolle wissenschaftliche Daten über unsere Sonne. Das im Dezember
1995 gestartete Teleskop begann im Januar 1996 mit regelmäßigen Beobachtungen.
Ursprünglich war für SoHO nur eine zweijährige Missionsdauer geplant,
inzwischen soll das Teleskop mindestens bis 2013 weitermachen.
Aufnahme der Sonne mit Hilfe des Instruments EIT
an Bord von SoHO aus dem Jahre 2000. SoHO war die
einzige Sonde, die dieses Aktivitätsmaximum der
Sonne begleitet hat. Unten links im Bild ist ein
gewaltiger koronaler Massenauswurf zu sehen.
Bild:
NASA/ESA |
Als die Raumsonde SoHO (Solar and Heliospheric Observatory)
Ende Januar 1996 zum ersten Mal ihre Instrumente für das Licht der Sonne
öffnete, hofften die amerikanische und die europäische Weltraumagentur
auf einen zweijährigen Betrieb. Aus den zwei Jahren sind inzwischen 15
geworden - und aus SoHO eine unvergleichliche Erfolgsgeschichte.
Heute ist SoHO das dienstälteste Sonnenobservatorium und darf
sich wegen seines ungewöhnlich hohen Alters in die Riege der
Weltraum-Methusalems einreihen - neben etwa dem Weltraumteleskop
Hubble und den Pioneer- und Voyager-Raumsonden.
Bis heute prägen Erkenntnisse, die durch SoHO möglich wurden, unser Bild
der Sonne. Besonders die Instrumente SUMER und LASCO, zu denen Forscher
des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung (MPS) maßgeblich
beigetragen haben, liefern weiterhin einzigartige Daten.
Mit ihren zwölf wissenschaftlichen Instrumenten an Bord sollte die
Raumsonde SoHO vor 15 Jahren erstmals ein umfassendes Bild der
Sonne zeichnen - von den Schwingungen tief in ihrem Innern bis zu dem
Strom geladener Teilchen, welche unser Stern als Sonnenwind ins All
schleudert. Dabei erhofften sich die beteiligten Forscher unter anderem
Einblicke in die Vorgänge in der Atmosphäre der Sonne, der so genannten
Korona. Denn warum diese mehr als 200-mal so heiß ist wie die darunter
liegenden Schichten, war vor 15 Jahren weitestgehend unklar. Und auch
der Sonnenwind gab Wissenschaftlern damals noch viele Rätsel auf. Wo in
der Korona hat er seinen Ursprung? Und wie werden die Teilchen ins All
beschleunigt?
Dank der Messungen von SoHO sind Forscher in diesen Fragen ein
gutes Stück weiter gekommen. Heute kennen Wissenschaftler die Quellen
des schnellen und langsamen Sonnenwindes. Während die langsamen Teilchen
mit einer Geschwindigkeit von 400 Kilometern in der Sekunde von der
Äquatorregion der Sonne ins All strömen, sind die Entstehungsorte der
etwa doppelt so schnellen Teilchen in der Nähe der Pole zu finden. Auch
andere Messungen der Sonde offenbarten die Sonne als ausgesprochen
dynamischen Stern, zeigten beispielsweise Wellen und Tornados in der
Korona und lieferten Informationen über den inneren Aufbau der
Sonnenflecken.
Diese dunklen Gebiete auf der sichtbaren Oberfläche der Sonne überziehen
unseren Stern mal mehr, mal weniger zahlreich in einem etwa elfjährigen
Zyklus. Für die Enträtselung dieses periodischen Verhaltens ist die
Mission SoHO von andauernder Bedeutung. Denn SoHO ist das
einzige Sonnenobservatorium, das einen kompletten Sonnenzyklus begleitet
hat: das ungewöhnlich lange Aktivitätsminimum 2009 und das davorliegende
Maximum im Jahre 2000. Nur SoHO konnte das solare Feuerwerk,
das die besonders aktive Sonne damals bot, Tag für Tag aufzeichnen. Wenn
die beiden Weltraumagenturen NASA und ESA, wie derzeit geplant, die
Sonde 2013 oder 2014 außer Dienst stellen, hätte SoHO sogar
zwei Sonnenzyklen erlebt.
Trotz dieser Erfolge hat SoHO in den vergangenen Jahren starke
Konkurrenz bekommen. Im Oktober 2006 startete die Mission STEREO
(Solar Terrestrial Relations Observatory) der amerikanischen
Weltraumagentur NASA. Zwei identische Sonden, welche die Sonne von zwei
getrennten Standorten wie zwei Augen beobachten, liefern seitdem
dreidimensionale Bilder unseres Sterns. Seit Anfang des vergangenen
Jahres richtet zudem das Solar Dynamics Observatory (SDO) der
NASA seinen Blick auf die Sonne. Mit der deutlich höheren räumlichen und
zeitlichen Auflösung und einer Datenübertragungsrate von gewaltigen 1,5
Terabyte pro Tag ist die jüngere Sonde SoHO in dieser Hinsicht
deutlich überlegen.
"Dennoch leistet SoHO noch immer wertvolle Dienste", urteilt
SUMER-Projektleiter Dr. Werner Curdt vom MPS. Ein Grund ist der
einzigartige Beobachtungsstandort des Observatoriums. Denn SoHO kreist
in einem Abstand von 1,5 Millionen Kilometern im Gleichtakt mit der Erde
um die Sonne. Auf diese Weise hat SoHO unser Zentralgestirn 24 Stunden
am Tag ununterbrochen im Blick.
Besonders das Instrument LASCO (Large Angle and Spectrometric
Coronograph), zu dem das MPS eine von drei Komponenten beigetragen
hat, ergänzt die Mission STEREO - wie ein drittes Auge. Der Koronograph
blendet die Sonnenscheibe aus und erlaubt so einen detaillierten Blick
auf die Korona. Ebenso bleibt das Instrument SUMER (Solar
Ultraviolet Measurements of Emitted Radiation) an Bord von SoHO
für Wissenschaftler von unschätzbarem Wert. Der Spektrograph, der unter
Leitung des MPS entwickelt und gebaut wurde und noch immer betrieben
wird, spaltet das Licht aus der Sonnenatmosphäre wie ein Prisma in seine
einzelnen Komponenten auf. Auf diese Weise lassen sich etwa Druck,
Temperatur und Strömungen in dem beobachteten Gebiet bestimmen. "Ein
vergleichbares Instrument ist derzeit nicht in Betrieb - und in
absehbarer Zukunft auch nicht geplant", so Curdt.
Und ganz nebenbei hat SoHO in den vergangenen 15 Jahren einen
zweiten, völlig unverhofften Rekord aufgestellt: Das Observatorium ist
der erfolgreichste Kometenfinder aller Zeiten. Bis zum 26. Dezember 2010
gingen 2.000 Entdeckungen neuer Kometen auf das Konto des
Observatoriums. Nicht selten waren es Hobbyastronomen, die die
Schweifsterne aufgespürt haben, denn die Aufnahmen von LASCO stehen im
Internet jedermann zur Verfügung. Und nach sorgfältigem Auswerten finden
sich in den Bildern jeden Monat in mehr als zehn Fällen die Spuren
besonders sonnennaher Kometen - bestimmt auch noch in den nächsten
Jahren.
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