Entstand Andromeda durch gewaltige Kollision?
von
Rainer Kayser
24.
November 2010
Die Magellanschen Wolken könnten einst ein Teil von
Andromeda gewesen sein. Jetzt vorgestellte Computersimulationen zeigen, dass
sich unsere Nachbargalaxie vor mehreren Milliarden Jahren durch den Zusammenstoß
zweier Galaxien gebildet haben könnte. Ein Teil der dabei entstanden
Gezeitenarme ist dann abgerissen und Richtung Milchstraße geschleudert worden -
die Magellanschen Wolken.
Momentaufnahme
der Simulation nach rund 1,5 Milliarden Jahren
Modellzeit.
Bild: GEPI, Observatoire de Paris / NAOC |
Vor 5,5 bis 9 Milliarden Jahren stießen in der Nachbarschaft der Milchstraße zwei große Galaxien zusammen. Durch diese kosmische Katastrophe entstand die Andromeda-Galaxie, das größte Sternsystem der "Lokalen Gruppe". Teile eines durch die Kollision gebildeten Gezeitenarms der Andromeda-Galaxie lösten sich ab, rasten Richtung Milchstraße - und bilden heute die Große und die Kleine Magellansche Wolke. Zu diesen Schlüssen kommt ein französisch-chinesisches Forscherteam auf der Basis von Computersimulationen.
"Die Magellanschen Wolken gelten unter den Satellitengalaxien der Milchstraße als Außenseiter", erklären Francois Hammer von der Sternwarte Paris und seine Kollegen,
"denn sie sind reich an Gas und irregulär." Damit unterscheiden sie sich deutlich von den anderen kleinen Zwerggalaxien, die die Milchstraße begleiten. Zudem spricht die schnelle Bewegung der Magellanschen Wolken dafür, dass sie erstmals an der Milchstraße vorbei fliegen - und ursprünglich aus einer anderen Region der Lokalen Gruppe stammen.
Hammer und seine Kollegen haben deshalb versucht, mithilfe von
Computersimulationen dem Ursprung der Magellanschen Wolken auf die Spur zu
kommen. Ihre demnächst im Fachblatt Astrophysical Journal Letters
präsentierten Rechnungen zeigen, dass die Magellanschen Wolken sich vor
4,3 bis 8 Milliarden Jahren in unmittelbarer Nähe zur Andromeda-Galaxie aufgehalten haben könnten. Die Astronomen schließen daraus, dass die jetzigen Begleiter der Milchstraße sich damals im Zuge einer kosmischen Katastrophe von Andromeda abgelöst haben.
In weiteren Simulationen stellen Hammer und sein Team diese Katastrophe
- den Zusammenstoß zweier Galaxien - nach. Die Wissenschaftler zeigen, dass ein solches Szenario nicht nur den Ursprung der Magellanschen Wolken, sondern auch viele ungewöhnliche Eigenschaften von Andromeda erklären kann, wie eine ungewöhnlich massereiche zentrale Verdickung der Galaxienscheibe und einen Strom alter Sterne im Inneren der Galaxie.
Die beste Übereinstimmung mit den heutigen Eigenschaften von Andromeda erhalten Hammer und seine Kollegen für einen Zusammenstoß einer Galaxie, die etwas größer als die Milchstraße war, mit einem System, dass etwa ein Drittel der Masse der Milchstraße enthielt. Die Kollision begann demnach vor knapp 9 Milliarden Jahren und endete vor 5,5 Milliarden Jahren mit der kompletten Verschmelzung der beiden Galaxien.
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