Überraschende Beobachtung auf Hartley 2
von Stefan Deiters astronews.com
25. Oktober 2010
Die NASA-Sonde Deep Impact, die in der kommenden
Woche am Kometen Hartley 2 vorüberfliegen soll, hat im September eine
Beobachtung gemacht, die den Astronomen einiges Kopfzerbrechen bereitet.
Innerhalb von nur acht Tagen hatte sich die vom Kometen ins All ausgestoßene
Menge an Zyanid verfünffacht. Die Entdeckung dürfte wichtig sein, um die
Beobachtungen des Kometen richtig einordnen zu können.
Die Sonde Deep Impact soll Anfang November am
Kometen Hartley 2 vorüberfliegen.
Bild: NASA / JPL-Caltech |
Im Rahmen der Mission EPOXI soll die NASA-Sonde Deep Impact
Anfang November am Kometen Hartley 2 vorüberfliegen. Der Komet ist derzeit auch
an unserem Nachthimmel zu sehen. Die Beobachtungen, die Deep Impact
beim Vorüberflug machen wird, sollten - zusammen mit Daten, die vom 9. bis zum
17. September von der Sonde gesammelt wurden - den Astronomen den bislang
detailliertesten Blick auf die Aktivität eines Kometen bei seiner Reise durch
das innere Sonnensystem bieten.
"Auf der Erde ist Zyanid ein tödliches Gas. Im Weltall ist es allerdings sehr
leicht zu entdecken und bei Kometen immer zu beobachten", erläutert Mike A'Hearn
von der University of Maryland, der für die EPOXI-Mission
verantwortlich ist. Die Mission nutzt die Deep Impact-Sonde der NASA
für zusätzliche und ursprünglich nicht geplante Untersuchungen (astronews.com
berichtete). "Unsere Beobachtungen haben nun ergeben, dass die Menge an Zyanid,
die der Komet abgegeben hat, über eine Periode von acht Tagen im September um
einen Faktor fünf angestiegen ist, allerdings ohne dass die abgegebene
Staubmenge auch größer geworden ist. Eine solche Art von Aktivität haben wir bei
einem Kometen bislang noch nie beobachtet und es könnte auch die Beobachtungen
des Kometen von der Erde aus deutlich beeinflussen."
Das jetzt bei Hartley 2 beobachtete Phänomen unterscheidet sich deutlich von
schon vorher beobachteten Ausbrüchen von Kometen, die in der Regel auch mit
einer großen Menge an freiwerdendem Staub verbunden sind. Es scheint auch nichts
mit den schon bekannten Zyanid-Jets bei Kometen zu tun zu haben. Das EPOXI-Team
hält es daher für unerlässlich, dass das Phänomen bei Beobachtungen von der Erde
berücksichtigt wird. "Wenn man es nicht bei Untersuchungen von Hartley 2
berücksichtigt, kann dies leicht zu falschen Schlussfolgerungen über die
Entwicklung der Aktivität des Kometen führen, wenn er sich der Sonne annähert
und sich wieder von ihr entfernt", warnt A'Hearn.
Der Missionsname EPOXI setzt sich aus den zwei Komponenten der erweiterten Mission
der Deep Impact-Sonde der NASA zusammen - der Beobachtung von
extrasolaren Planeten (Extrasolar Planet Observations and Characterization,
EPOCh) und dem Vorüberflug an Hartley 2 (Deep Impact Extended Investigation,
DIXI). Deep Impact hatte im Sommer 2005 ein Projektil auf den Kometen
Tempel 1 geschossen, um das so freigelegte Material näher zu untersuchen (astronews.com
berichtete).
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