Staubpartikel helfen bei Molekülbildung
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der Universität Stattgart astronews.com
14. Oktober 2010
Dass Wasserstoffmoleküle im Weltraum vorkommen, ist bekannt. Wie diese jedoch gebildet werden, dazu fehlten bislang die passenden Antworten.
Jetzt ist ein Team aus deutschen und niederländischen Wissenschaftlern
aber einer Lösung näher gekommen. Den entscheidenden Beitrag leisten demnach Tunneleffekte und Staubpartikel.

Staubpartikel,
hier eine künstlerische Darstellung von Staub und
Gas um einen jungen
Stern, spielen bei der Entstehung von
Wasserstoffmolekülen eine wichtige Rolle.
Bild:
NASA / JPL-Caltech / T. Pyle (SSC) |
Tunneleffekte sind in der Physik und der Chemie hinreichend bekannte Phänomene. Dabei durchdringt ein quantenmechanisches Teilchen eine Barriere, die höher als seine eigene Energie ist. Ohne Tunneleffekt würde es von der Barriere zurückgeworfen. Verantwortlich ist das Tunneln unter anderem für den Zerfall von Atomen. Dass der quantenmechanische Effekt auch zur Bildung von Wasserstoffmolekülen im Weltraum entscheidend beiträgt, hat Junior-Professor Johannes Kästner vom Institut für Theoretische Chemie der Universität Stuttgart mit seinem niederländischen Partner Dr. Theodorus P. M. Goumans
jetzt zeigen können.
"Den Wasserstoffatomen gelingt es bei den niedrigen Temperaturen, die im interstellaren Medium vorherrschen, durch eine Energiebarriere zu tunneln. Mit anderen Worten: Mit Hilfe des Tunneleffekts überwinden sie die letzte Hürde, die der Molekülbildung entgegensteht", erklärt Kästner den Vorgang. Als Katalysator bei der Bildung der H2-Moleküle fungieren dabei feinste Staubpartikel.
"Die Wasserstoffatome lagern sich zunächst an aromatischen Kohlenwasserstoffen an, bevor sie sich mit Hilfe der Tunneleffekte zu Molekülen zusammenschließen", beschreibt der 32-jährige die von ihm untersuchte Reaktion.
Bestätigen konnten Kästner und sein Forschungspartner den Effekt mithilfe von Computersimulationen, wie sie im Exzellenzcluster
SimTech auf vielfältige Weise eingesetzt werden. "Die Temperaturen und
Zeitskalen, die im interstellaren Raum vorherrschen, lassen sich experimentell
nicht ausreichend nachbilden. So ist es in diesem Fall unumgänglich, auf
Simulationen zurückzugreifen. Die notwendige Rechenleistung zur Durchführung
dieser komplexen Simulationen ist erst seit kurzem zugänglich", so Kästner. So erklärt sich auch, dass, obwohl die zugrunde liegende Methode schon seit Mitte der 1960er Jahre existiert, bisher nicht hinreichend verifiziert werden konnte, wie die Anlagerung der Wasserstoffatome vor sich geht.
Von seinem Forschungsausflug in den Bereich der Kosmologie erhofft sich der SimTech-Juniorprofessor vor allem methodische Impulse für die Arbeit in seinem eigentlichen Fachgebiet, der Biochemie.
"Bei der Erforschung von Enzymen haben wir es nicht wie hier mit 13, sondern gleich mit mehreren Tausend Atomen zu tun", sagt Kästner. Allerdings ist er zuversichtlich, mit der eingesetzten Methodik auch in seinem Spezialbereich wichtige Fortschritte in der Grundlagenforschung zu erzielen.
|