Hinweise auf stellaren Kannibalismus
von
Rainer Kayser
23.
September 2010
Astronomen haben mithilfe des Röntgenteleskops Chandra
Indizien dafür gefunden, dass der Stern BP Piscium einen anderen Stern oder aber
einen Planeten verschluckt hat. Aus den Überresten des zerstörten Objektes hat
sich, so die Forscher, eine Gasscheibe um die alternde Sonne gebildet, in der
eventuell noch einmal Planeten entstehen könnten.

BP Piscium in
einen Bild, für das optische und Beobachtungen im
Röntgenbereich kombiniert wurden.
Bild: NASA / CXC / RIT / J. Kastner et al
(Röntgen); UCO / Lick / STScI / M. Perrin et al
(optisch)

So könnte BP Piscium aus der Nähe aussehen.
Bild: NASA / CXC / M. Weiss |
Der rund tausend Lichtjahre entfernte Stern BP Piscium verblüfft die
Astronomen: Einerseits scheint es sich um einen aufgeblähten, alten Riesenstern zu handeln - ähnlich, wie es unsere Sonne in fünf Milliarden Jahren sein wird. Andererseits besitzt BP Piscium
eine rotierende Gas- und Staubscheibe wie junge Sterne in ihrer
Entstehungsphase. Die Forscher, die im Fachblatt Astrophysical Journal Letters über ihre Beobachtungen des seltsamen Objekts berichten, vermuten, dass BP Piscium einen anderen Stern oder einen großen Planeten geschluckt hat. Aus den Überresten dieses stellaren Kannibalismus könnten nun neue Planeten entstehen.
"Dieses Objekt ist für uns deshalb besonders interessant, weil wir hier die Chance haben, junge Planeten um einen alten Stern zu entdecken", erläutert Joel Kastner vom
Rochester Institute of Technology in den USA, der die Studie geleitet hat. "Um extrasolare Planeten zu verstehen, die nun zu Dutzenden aufgespürt werden, müssen wir vor allem wissen, wie und wo sie entstehen." Kastner und seinem Team gelang es erstmals, Röntgenstrahlung von BP Piscium nachzuweisen. Die Röntgenstrahlung ist vergleichsweise schwach - typisch für einen alten, untypisch für einen jungen Stern.
Frühere Beobachtungen im optischen und infraroten Spektralbereich hatten gezeigt, dass BP Piscium nicht nur von einer rotierenden Gas- und Staubscheibe umgeben ist, sondern auch zwei mehrere Lichtjahre lange Materiestrahlen besitzt, die entlang der Rotationsachse des Sterns Materie ins Weltall hinaus schleudern. Beides sind typische Anzeichen dafür, dass es sich um einen jungen Stern in der Entstehungsphase handelt - doch BP Piscium liegt fernab von allen Sternentstehungsregionen.
Die Röntgenbeobachtungen von Kastner und seinem Team mit dem Weltraumobservatorium
Chandra bestätigen nun den Verdacht, dass PB Piscium tatsächlich kein junger, sondern ein alter Stern ist. Am Ende seines Lebens hat der Stern sich aufgebläht und dabei einen nahen Begleiter - entweder einen zweiten Stern oder einen großen Planeten - zerstört. Aus Überresten des zerstörten Objekts hat sich, so die Forscher, die Gasscheibe gebildet. In dieser Scheibe könnten nun noch einmal Planeten entstehen. Sterne können also mehrere Generationen von Planeten gebären.
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