Zahlreiche Trans-Neptun-Objekte entdeckt
von Stefan Deiters astronews.com
15. September 2010
Jenseits der Neptunbahn kreisen unzählige eisige Brocken um
die Sonne, darunter viele kleinere Objekte, aber auch massereiche wie der
Zwergplanet Pluto. Mit einem neuen Verfahren haben Astronomen nun das
Datenarchiv des Weltraumteleskops Hubble nach bislang unbekannten
Trans-Neptun-Objekten durchforstet und 14 neue Brocken entdeckt. Viele weitere
dürften folgen.

So könnte einer der jetzt entdeckten Brocken
aussehen.
Bild: NASA, ESA und G. Bacon (STScI) |
"Trans-Neptun-Objekte sind deswegen so interessant, weil es sich
dabei um Material handelt, das von der Entstehung des Sonnensystems übrig
geblieben ist", erläutert Cesar Fuentes von der Northern Arizona University,
der diese Untersuchung noch während seiner Zeit am Harvard-Smithsonian
Center for Astrophysics durchführte. Da solche TNOs langsam um die Sonne wandern, erscheinen sie auf langbelichteten
Aufnahmen als kleine Streifen. Ein Team um Fuentes hat nun eine spezielle
Software entwickelt, mit der gezielt nach solchen Streifen auf Hubble-Aufnahmen
gesucht werden kann. Vielversprechende Kandidaten wurden dann noch einmal direkt
in Augenschein genommen, um sicher zu sein, dass es sich auch tatsächlich um die
Spur eines TNOs handelt.
Die meisten TNOs befinden sich grob in der Ebene, in der auch die
Planeten die Sonne umlaufen. Die Astronomen konzentrierten sich für ihre Analyse daher auf
einen Bereich von fünf Grad oberhalb und unterhalb dieser sogenannten Ekliptik.
Sie spürten auf diese Weise 14 neue Trans-Neptun-Objekte auf, darunter ein
Doppelobjekt - also zwei TNOs, die einander umkreisen. Alle waren
außerordentlich leuchtschwach mit einer Helligkeit von nur 25 bis 27 Magnituden.
Die Objekte dürften nach Schätzungen der Wissenschaftler Durchmesser zwischen 40
und 100 Kilometern haben.
Im Gegensatz zu den Planeten haben einige TNOs auch Bahnen, die stark zur
Ekliptik geneigt sind. Das Team untersuchte daher, wie die Größenverteilung
von TNOs mit weniger geneigten Bahnen im Vergleich zu der von Objekten mit
stärker geneigten Bahnen aussieht, um so mehr über die Entwicklung dieser beiden
Populationen zu erfahren. Kleinere TNOs sollten in der Regel Trümmer größerer
Brocken sein, die bei Kollisionen zerbrochen sind. Sie stellten allerdings keine
wesentlichen Unterschiede in der Größenverteilung fest - beide Gruppen dürften
also eine ähnliche Kollisionsgeschichte haben.
Bei ihrer Studie untersuchte das Team lediglich ein Drittel Quadratgrad des
Himmels, so dass bei einer Fortsetzung des Programms noch unzählige weitere TNOs
aufgespürt werden sollten. Auch eine Ausdehnung auf Bereiche in größerem Abstand
von der Ekliptik dürfte zu weiteren Funden führen. "Wir konnten zeigen, dass wir
TNOs mit Daten entdecken und charakterisieren können, die ursprünglich nicht für
diesen Zweck gesammelt worden waren", fasst Fuentes zusammen. Die Arbeit der
Astronomen erscheint demnächst in der Fachzeitschrift The Astrophysical
Journal.
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