Neuer Blick auf Spiralgalaxie NGC 300
von Stefan Deiters astronews.com
9. September 2010
Die europäische Südsternwarte ESO hat jetzt ein neues
spektakuläres Bild der Spiralgalaxie NGC 300 veröffentlicht, das auf insgesamt
50-stündigen Beobachtungen mit dem Wide Field Imager am La Silla-Observatorium
in Chile beruht. Zu erkennen sind eindrucksvolle Details der Galaxienstruktur
und zahlreiche Sternentstehungsgebiete.
Die Galaxie NGC 300 in der jetzt
veröffentlichten Aufnahme der ESO.
Bild: ESO [Großansicht] |
Die Galaxie NGC 300 ist rund sechs Millionen Lichtjahre von der Erde
entfernt und liegt im Sternbild Bildhauer (Sculptor). An unserem Himmel hat sie
eine Größe, die etwa zwei Dritteln des Vollmonddurchmessers entspricht. Sie
wurde Anfang des 19. Jahrhunderts von Australien aus vom schottischen Astronomen
James Dunlop erstmals beobachtet. NGC 300 gehört zu den uns am nächsten
gelegenen und auffälligsten Spiralgalaxien am Südhimmel und kann bereits mit
einem Fernglas beobachtet werden.
Im Sternbild Bildhauer finden sich nur wenig helle Sterne. Dafür sind hier
aber einige Galaxien zu entdecken, die den Sculptor-Galaxienhaufen bilden. Dazu
gehören etwa NGC 55, NGC 253 und NGC 7793, die bereits in früher von der ESO
veröffentlichten Aufnahmen zu sehen waren (astronews.com berichtete). Alle diese
Galaxien weisen zumindest leichte Eigentümlichkeiten auf, NGC 300 allerdings
scheint vollkommen "normal" zu sein. Dies könnte auch damit zusammenhängen, dass
jüngste Entfernungsmessungen darauf hindeuten, dass NGC 300 uns näher ist als
ursprünglich gedacht und daher vielleicht nur lose mit dem Sculptor-Galaxienhaufen
in Verbindung steht. NGC 300 gilt den Astronomen als wertvolles Studienobjekt,
um Struktur und Inhalt einer Spiralgalaxie zu untersuchen, die unserer
Milchstraße ähnelt.
Das Bild wurde mithilfe des Wide Field Imager (WFI) am La Silla
Observatory der ESO in Chile gemacht und aus zahlreichen, mit
unterschiedlichen Filtern erstellten Aufnahmen zusammengesetzt. Die
Gesamtbeobachtungszeit betrug 50 Stunden. Die Daten wurden in mehreren
Beobachtungsnächten über einige Jahre verteilt gewonnen. Das besondere Interesse
der Astronomen galt dabei der Anzahl und der verschiedenen Sternentypen in NGC
300, wobei sie auch auf der Suche nach Regionen oder einzelnen Objekten waren,
die vielleicht eine genauere Untersuchung wert sein könnten.
Das umfangreiche Datenmaterial dürfte aber auch zahlreiche weitere
Interessenten finden: So wurden etwa dank der Verwendung von Filtern, die eine
gezielte Beobachtung des von Wasserstoff und Sauerstoff ausgesandten Lichts
ermöglichen, viele Sternentstehungsgebiete in den Spiralarmen von NGC 300
hervorgehoben, die als rötliche und pinkfarbene Wolken zu erkennen sind. Der
Wide Field Imager hat ein Gesichtsfeld, das in etwa der Größe des
Vollmondes am Himmel entspricht und daher ideal für die Untersuchung solcher
ausgedehnten Objekte ist.
Anfang des Jahres wurde in NGC 300 das entfernteste und eines der
massereichsten stellaren Schwarzen Löcher entdeckt (astronews.com berichtete).
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