Starburst-Galaxie mit stürmischem Wind
von Stefan Deiters astronews.com
3. September 2010
Ein neues, in dieser Woche veröffentlichtes Bild des
Wide Field Imagers am 2,2-Meter-MPG/ESO-Teleskop in La Silla zeigt die
Galaxie NGC 4666, in der gerade in großer Menge neue Sterne entstehen. Durch
heftige stellare Winde und Supernova-Explosionen hat sich hier ein sogenannter
Superwind entwickelt, der über viele Zehntausend Lichtjahre aus dem Zentrum der
Galaxie ins All bläst.
Die Galaxie NGC 4666 in einer jetzt
veröffentlichten Aufnahme des Wide Field Imager
am 2,2-Meter-MPG/ESO-Teleskop in La Silla.
Bild: ESO / J. Dietrich [Großansicht] |
Die Galaxie NGC 4666 ist rund 80 Millionen Lichtjahre von der Erde
entfernt. Die Astronomen haben sie als sogenannte Starburst-Galaxie
klassifiziert, weil in ihr gerade mit einer sehr hohen Rate neue Sterne
entstehen. Verantwortlich für diese hohe Sternentstehungsaktivität dürfte das
gravitative Wechselspiel zwischen NGC 4666 (in der Bildmitte) und anderen
Galaxien in der Umgebung sein, darunter auch NGC 4668, die am linken unteren
Bildrand zu sehen ist.
Bei heftiger Sternentstehung kommt es auch zur Geburt von vielen
massereichen Sternen, die vergleichsweise schnell wieder als Supernova
explodieren und zudem auch heftige Winde ins All abblasen. Die Kombination von
Supernova-Explosionen und heftigen Sternenwinden führt zu einem gewaltigen Strom
aus Gas aus dem Galaxienzentrum ins All. Astronomen sprechen hier von einem
Superwind. Er erstreckt sich von der hellen zentralen Region von NGC 4666 über
viele Zehntausend Lichtjahre in den Raum.
Das Gas in dem Superwind ist extrem heiß und sendet seine Strahlung daher
hauptsächlich im Röntgen- und Radiobereich des elektromagnetischen Spektrums
aus. Auf Bildern, die im sichtbaren Bereich des Lichtes gemacht wurde, wie das
jetzt von der ESO veröffentlichte, ist der Wind daher nicht zu sehen. Das
aktuelle Bild basiert auf Beobachtungen, die gemacht wurden, um entsprechende
Untersuchungen mit dem europäischen Röntgenteleskop XMM-Newton zu
ergänzen. Dieses hatte im Umfeld von NGC 4666 noch andere Röntgenquellen
aufgespürt - etwa den schwachen Galaxienhaufen, der am unteren Bildrand zu sehen
ist. Er liegt in etwa drei Milliarden Lichtjahren Entfernung.
Am meisten lernt man über astronomische Objekte, indem man diese in möglichst
vielen Wellenlängenbereichen untersucht, weil so ganz unterschiedliche
physikalische Prozesse sichtbar werden. So dienten diese Beobachtungen mit dem
Wide Field Imager am 2,2-Meter-MPG/ESO-Teleskop in La Silla auch dazu,
die unterschiedlichen von XMM-Newton entdeckten Röntgenquellen - im
wahrsten Sinne des Wortes - noch in einem anderen Licht zu sehen.
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