Nova mit Überraschung
Redaktion
/ Pressemitteilung der Universität Innsbruck astronews.com
18. August 2010
Ein internationales Forscherteam hat mithilfe des Gammastrahlenteleskops
Fermi erstmals eine Verbindung zwischen der
Helligkeitsveränderung und hochenergetischer Gammastrahlung bei einem Novaausbruch
herstellen können. Die Wissenschaftler beobachteten das System V407
Cygni in etwa 9000 Lichtjahre Entfernung.
Künstlerische Darstellung des Systems V407 Cygni.
Bild:
NASA/Conceptual Image Lab/Goddard Space Flight
Center |
In den Morgenstunden des 11. März beobachteten die beiden japanischen
Amateurastronomen Koichi Nishiyama and Fujio Kabashima den dramatischen
Helligkeitsanstieg eines Sterns im Sternbild Schwan. Diese Veränderung
konnte mit einem sogenannten symbiotischen Stern, V407 Cygni, in
Verbindung gebracht werden, der etwa 10-fach heller als noch vor drei
Tagen erschien. Derartige Helligkeitsveränderungen sind das
Charakteristikum einer klassischen Nova, also eines Phänomens, das
Astronomen etwa 35-mal pro Jahr in unserer Milchstraße sehen können und
das daher kaum mehr als exotisch betrachtet werden kann.
Wenige Tage später wurde jedoch bei der automatischen Prozessierung von
Daten des Fermi-Weltraumteleskopes eine neue
Gammastrahlungsquelle in der gleichen Region festgestellt. Eine
gründliche Analyse über die relevanten Zeitintervalle des Novaausbruches
von V407 Cyg konnte eine Verbindung zwischen der optischen
Helligkeitsveränderung und hochenergetischer Gammastrahlung zweifelsfrei
herstellen: Die Gammastrahlen erschienen zeitgleich mit der Nova und
somit wurde ein lang bekanntes astronomisches Phänomen jetzt auch im
Lichte der hochenergetischen Gammastrahlung gesehen. Niemals zuvor war
eine Assoziation von Novaausbrüchen mit
Gigaelektronenvolt-Gammastrahlung beobachtet noch theoretisch
vorhergesagt worden. Novae reihen sich somit in die Liste der wenigen
Gammastrahlen-Quellen am Himmel ein.
V407 Cygni ist etwa 9.000 Lichtjahre von uns entfernt und stellt ein
Doppelsternsystem aus einem kompakten Weißen Zwerg und einem Roten
Riesenstern dar. "Dieser Rote Riese hat sich bereits so ausgedehnt, dass
seine äußerste Atmosphäre permanent Materie ins Weltall abströmen
lässt", erklärt Olaf Reimer, Professor am Institut für Astro- und
Teilchenphysik der Universität Innsbruck und Mitglied im Fermi Large
Area Telescope Team. "Der dabei auftretende Masseverlust entspricht
in der Summe über zehn Jahre in etwa der Masse unserer Erde."
Dynamik erhält dieses Phänomen durch den Partnerstern im Binärsystem:
Der Weiße Zwerg fängt Teile dieses Materiestromes ein, der dort
akkumuliert. Nach Jahrzehnten oder auch Jahrhunderten sammelt sich
letztlich soviel Wasserstoff an, dass Temperatur und Dichte ausreichen,
die Kernfusion zum Helium zu zünden. Die thermonukleare Energie aus
diesem Prozess startet eine Kettenreaktion in deren Folge das zuvor
akkumulierte Gas explodiert, wobei der Weiße Zwergstern jedoch intakt
bleibt. Infolge der Explosion breiten sich nun die Reaktionsprodukte
unter Ausbildung einer Stoßwellenfront ins interstellare Medium aus.
Im Falle von V407 Cyg expandiert diese Stoßwellenfront mit etwas mehr
als 11 Millionen Kilometern pro Stunde, also etwa mit einem Prozent der
Geschwindigkeit des Lichtes. Die schon recht hohen Geschwindigkeiten
machen, neben Ansammlungen ionisierten Gases und eingebetteten
magnetischen Feldern, die Entstehung von Gammastrahlen erst möglich.
"Den genauen Mechanismus können wir noch nicht zweifelsfrei beschreiben,
aber die Analogie zu den großen Geschwistern der Novae, den deutlich
energetischeren Supernova-Explosionen, legt nahe, dass die magnetischen
Felder bei einer Nova ausreichend stark sind, derartige Teilchen
einzufangen und weiterzubeschleunigen", so Reimer. "Die
Stoßwellenfronten von Supernova-Explosionen breiten sich allerdings über
Hunderttausende von Jahren im interstellaren Raum aus, was im Falle
unserer Nova von V407 Cyg nicht zu erwarten ist, da sich alle
Veränderungen auf deutlich kleineren Energie- und Zeitskalen
vollziehen."
Möglicherweise gehört V407 Cyg aber auch zu der eher seltenen Klasse von
wiederauftretenden Novae. So gibt es bemerkenswerte spektrale
Ähnlichkeit mit dem letzten Nova-Ausbruch von RS Ophiuchi im Jahre 2006,
wo sich derartige Ausbrüche unregelmäßig etwa alle zwanzig Jahre
wiederholen.
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