Warten auf ein Signal von Spirit
von Stefan Deiters astronews.com
2. August 2010
Seit 22. März hat die NASA nichts mehr von ihrem Marsrover
Spirit gehört. Das Gefährt befindet sich in einer Art Winterschlaf, da
die Solarzellen von Spirit nicht mehr ausreichend Energie produzieren
können. Am Jet Propulsion Laboratory hält man es sogar für möglich,
dass der Rover nicht wieder aufwacht.
Spirit hatte sich im vergangenen Jahr im
lockeren Sand festgefahren. Bild: NASA/JPL-Caltech [Großansicht] |
Dass Spirit nicht den ganzen Marswinter über aktiv
bleiben würde, war von den Experten am Jet Propulsion Laboratory (JPL)
der NASA erwartet worden, nachdem es nicht gelungen war, den Rover so zu parken,
dass seine Solarzellen optimal zur Sonne ausgerichtet sind. Spirit
hatte sich, wie wiederholt berichtet, im vergangenen Frühjahr im Marssand
festgefahren. Der niedrige Sonnenstand während des von Mai bis November
dauernden Winters auf dem Roten Planeten sorgt dafür, dass die Solarzellen des
Rovers nicht ausreichend Energie erzeugen können und er deswegen in eine Art
Winterschlaf fällt. Dabei werden sämtliche Aktivitäten eingestellt und die
Energie ausschließlich zum Aufladen und Heizen der Batterien verwendet sowie zum
Betrieb der Missionsuhr.
Am 26. Juli hat man nun begonnen, Spirit zu kontaktieren: "Anstatt
nur zu hören, ob sich der Rover meldet, senden wir ein Kommando zu Spirit,
das ihn auffordert mit einem Piepen zu antworten", erläutert John Callas,
Projektmanager für die beiden Rover am JPL. "Wenn der Rover aufwacht und uns
hört, wird er dieses Piepen senden."
Nach Modellen über das Wetter in Spirits Region und der daraus
resultierenden verfügbaren Energie ist es am wahrscheinlichsten, dass wenn ein
solches Signal gesendet wird, dies in den nächsten paar Monaten geschieht.
Allerdings ist es auch möglich, dass Spirit nie wieder antwortet. "Es
wird das Wunder vom Mars sein, wenn sich unser geliebter Rover meldet", so John McCuistion, Direktor für das NASA-Marsprogramm. "Er musste solche Bedingungen
wie jetzt noch nie aushalten - das ist vollkommen unerforschtes Gebiet."
Wegen der geringen Energiemenge, die dem Rover in diesem Winter zur Verfügung
stand, konnten die meisten Heizungen des Rovers nicht betrieben werden. Damit
dürfte die Temperatur im Inneren des Rovers auf bis zu minus 55 Grad Celsius
gefallen sein. In den vergangenen drei Wintern war der Rover günstiger geparkt,
konnte so seine Heizungen betreiben und hat sich ein bis zwei Mal in der Woche
gemeldet. Die Temperaturen im Inneren lagen dabei nie unter minus 40 Grad
Celsius.
Spirit ist so programmiert, dass der Rover aufwachen und mit der
Erde kommunizieren sollte, sobald er wieder ausreichend Energie zur Verfügung
hat. Doch wenn die Energieversorgung zu schlecht war, könnte die interne Uhr des
Rovers stehengeblieben sein, so dass Spirit nicht weiß, welche Uhrzeit
es gerade ist. Er würde dann die Uhr neu starten und sich regelmäßig aktivieren,
um zu versuchen, ein Signal von der Erde aufzufangen.
Der frühestmögliche Zeitpunkt, zu dem ausreichend Energie zur Verfügung hätte
stehen können, war nach Berechnungen des Teams am JPL der 23. Juli. Allerdings
ist es wahrscheinlicher, dass erst im September oder Oktober der Ladezustand der
Batterien ausreichend hoch ist. Sollte die Uhr stehen geblieben sein, könnte es
noch länger dauern. Ein Unsicherheitsfaktor bei allen Berechnungen ist
beispielsweise die Menge an Staub, die sich auf den Solarzellen des Rovers
inzwischen abgesetzt hat. Wenn sich Spirit allerdings bis zur
Sommersonnenwende im März 2011 nicht gemeldet hat, ist es äußerst
unwahrscheinlich, dass man je wieder von ihm hören wird.
"Dies war ein langer Winter für Spirit", so Steve Squyres von der
Cornell University, der verantwortliche Wissenschaftler für die beiden
Marsrover. "Doch selbst wenn wir nichts mehr von Spirit hören sollten,
ist sein wissenschaftliches Vermächtnis sicher. Wir geben aber die Hoffnung
nicht auf, dass Spirit sich meldet und wir dann wieder mit zwei Rovern
den Mars erkunden können."
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