Wie die ersten Sterne entstanden
von
Rainer Kayser
2. Juli 2010
Mit der Entstehung der ersten Sterne endete das dunkle
Zeitalter des Universums. Doch wie genau sind diese ersten Sonnen entstanden und
welche Masse hatten sie? Zur Beantwortung dieser Fragen muss man einiges über
die Prozesse wissen, die in den Gaswolken abliefen. Im Labor hat ein
Wissenschaftlerteam dazu nun wichtige Messungen gemacht.

Wie entstanden
die ersten Sonnen im Universum? Wissenschaftler
machten dazu im Labor elementare Messungen.
Bild: NASA/JPL-Caltech/R. Hurt (SSC) |
Wie sind nach dem Urknall die ersten Sterne entstanden, welche Masse hatten sie und wie haben sie die kosmische Strukturbildung beeinflusst?
Die Antworten auf diese Fragen hängen stark davon ab, wie die kontrahierenden Gaswolken, aus denen die ersten Sterne entstanden sind, ihre Wärmeenergie nach außen abführen konnten. Ein internationales Forscherteam hat nun einen für diese Kühlung entscheidenden Prozess, die Bildung von molekularem Wasserstoff, im Labor mit hoher Genauigkeit vermessen. Die Ergebnisse dieser Messungen verringern die Unsicherheiten numerischer Simulationen der ersten Sternentstehungsphase um einen Faktor 10, schreiben die Wissenschaftler im Fachblatt
Science.
Sterne entstehen, wenn große Gaswolken sich durch ihre Eigengravitation zusammenziehen. Bei diesem Prozess muss das Gas Wärme nach außen abführen können. Im heutigen Kosmos spielen schwere Elemente eine wichtige Rolle bei den Kühlungsprozessen. Im frühen Kosmos gab es diese schweren Elemente, die nur im Inneren von Sternen entstehen, noch nicht.
Die Kühlung konnte damals nur über wenig effektive Mechanismen des molekularen Wasserstoffs ablaufen.
Doch die Entstehung des molekularen Wasserstoffs ist bislang nur sehr ungenau bekannt. Eben diesen Prozess, die Bildung von molekularem Wasserstoff aus Wasserstoff-Atomen und negativen Wasserstoff-Ionen, haben Holger Kreckel von der
Columbia University in New York und seine Kollegen aus den USA und Tschechien mit einem speziellen Versuchsaufbau nachgestellt. Die Forscher haben dazu Strahlen aus Wasserstoff-Atomen und -Ionen bei unterschiedlichen Energien aufeinander geschossen und die Produktionsrate von molekularem Wasserstoff in Abhängigkeit von den Eingangsenergien gemessen. Die so gewonnenen Werte können nun als Input für die Simulation der Sternentstehung im frühen Kosmos verwendet werden.
Die Experimente von Kreckel und seinem Team erlauben so künftig eine erheblich genauere Bestimmung der Massenverteilung der ersten Sterne im Kosmos. Die Kenntnis dieser Sternmassen ist wiederum wichtig für das Verständnis der Entstehung der großräumigen Strukturen - Galaxien, Galaxienhaufen, Filamente - im Universum.
"Ein faszinierender Aspekt dieser Untersuchung ist", so kommentiert Volker Bromm von der
University of Texas in einem begleitenden Perspektiven-Artikel in Science,
"dass mikrophysikalische Prozesse großräumige, kosmologische Implikationen haben
können."
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