Königlicher Startschuss für Radioteleskop
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der Jacobs University Bremen astronews.com
14. Juni 2010
Das Radioteleskop der Zukunft, das LOw Frequency ARray (LOFAR), hat
jetzt auch offiziell den Betrieb aufgenommen. Am Wochenende gab die
holländische Königin Beatrix den Startschuss für die Inbetriebnahme von
LOFAR. Gleichzeitig wurde ein Memorandum über die wissenschaftliche
Zusammenarbeit der beteiligten Forschungskonsortien unterzeichnet.

Das Zentrum von LOFAR, das sogenannte Superterp
mit 6 LOFAR Stationen, wurde am 12. Juni 2010
offiziell von der holländischen Königin Beatrix
eingeweiht. Es liegt auf einer künstlichen Insel
in der Region Exloo im Norden der Niederlande.
Foto: idw / ASTRON [Großansicht]

Gab am Samstag den offiziellen Startschuss
für die Inbetriebnahme des weltgrößten
Radioteleskops: Königin Beatrix zusammen mit
Vertretern der europäischen LOFAR-Konsortien.
Foto: idw / Hans Hordijk |
Am 12. Juni 2010 gab die holländische Königin Beatrix den offiziellen
Startschuss für die Inbetriebnahme von LOFAR, dem größten und modernsten
Radioteleskop der Welt. An der Zeremonie in den Niederlanden nahmen
Astronomen aus der ganzen Welt teil. Anschließend unterzeichneten
Vertreter der LOFAR-Forschungskonsortien in Deutschland, Frankreich,
Großbritannien, den Niederlanden und Schweden das offizielle Memorandum
zur wissenschaftlichen Zusammenarbeit im Rahmen dieses europäischen
Großforschungsvorhabens. Vertreter des deutschen Konsortiums war Marcus
Brüggen, Professor of Astrophysics an der Jacobs University.
LOFAR (das Akronym steht für LOw Frequency ARay) ist ein komplett
elektronisches und neuartiges Teleskop, das vom holländischen Institut
für Radio-Astronomie ASTRON entwickelt wurde. Es ermöglicht Astronomen
die gemeinsame Nutzung eines Antennen-Netzwerks, das sich von seinem
Zentrum im Nordosten der Niederlande aus über tausende von Kilometern
durch Europa erstreckt. "Durch seine einmalige europäische Dimension
steht LOFAR einer großen internationalen Forschergemeinschaft zur
Verfügung, die mit Hilfe der niedrigsten, von der Erde aus messbaren
Radiofrequenzen simultan das Universum in bisher nie dagewesener
Detailliertheit untersuchen können", erläutert Dr. René Vermeulen,
Direktor des ASTRON-Radio-Observatoriums die künftigen Möglichkeiten.
"Die LOFAR-Technologie wird die Radioastronomie ebenso
revolutionieren, wie die Digitalkameras das Fotografieren revolutioniert
haben. Durch die ungeheure Größe des LOFAR-Netzwerkes und die besondere
Untersuchungsfrequenz werden wir zudem Einblicke in das Universum
bekommen, wie niemals zuvor", meint auch Brüggen, der Vizepräsident des
deutschen Langewellen-Forschungskonsortiums ist sowie der zuständige
Projektleiter an der Jacobs University.
Unter der Federführung der Jacobs-Astrophysics-Gruppe um Brüggen und mit
einer Gesamtfördersumme von 1,3 Millionen Euro beteiligt sich der
deutsche LOFAR-Forscherverbund aus insgesamt sechs Universitäten und
Forschungsinstitutionen mit einem Antennenfeld an dem Radioteleskop und
entwickelt darüber hinaus die Programme zur Analyse und Verarbeitung der
LOFAR-Daten.
Die Jacobs University, die mit 860.000 Euro den Löwenanteil des
BMBF-Fördervolumens erhält, errichtet bei Jülich in der Nähe der
holländischen Grenze ihr eigenes Antennenfeld, das diesen Sommer fertig
gestellt wird. Andere deutsche LOFAR-Stationen sind bereits in Betrieb
(astronews.com berichtete).
LOFAR ist der Wegbereiter für eine neue Generation von digitalen
Radioteleskopen. Im Gegensatz zu klassischen Systemen haben diese
Teleskope keine beweglichen Parabolantennen, um den Himmel zu scannen,
sondern bestehen aus einem Netz fest am Boden installierter
Antennenfelder, die zum Teil hunderte Kilometer voneinander entfernt
sind. Jedes Antennenfeld ist circa Fußballfeld-groß und besteht aus
hunderten Antennen. Über Glasfaserkabel mit Übertragungsraten von 3 Gb/s
ist jedes Antennenfeld mit einem zentralen Supercomputer in den
Niederlanden verbunden, der die digitalisierten Signale der einzelnen
Antennenfelder zu einem Bild zusammenfügt.
LOFAR, das auf diese Weise eine Auflösung erreicht, die der einer
klassischen Parabolantenne von über 1000 Kilometern Durchmesser
entspricht, ist in der Lage, in mehrere Richtungen zu "blicken" und so
gleichzeitig mehrere Astronomen-Teams mit Daten zu versorgen. Außerdem
ermöglicht LOFAR erstmals die Messung langwelliger Radiostrahlung von
bis zu zehn Metern Wellenlänge. Die Wissenschaftler wollen so
beispielsweise Strahlung von Wasserstoffgas aus der Frühzeit des
Universums auffangen, um Einblicke in die Entstehung der ersten Sterne
zu erhalten.
Darüber hinaus erwarten sich die Wissenschaftler Aufschlüsse über
extragalaktische Magnetfelder, Informationen über Schwarze Löcher und
extrasolare Planeten. Auch die Radiostrahlung von Eruptionen auf der
Sonne lässt sich mit LOFAR mit einer bislang unerreichten Präzision
verfolgen und erlaubt so ein besseres Verständnis von Prozessen auf der
Sonnenoberfläche und deren Einfluss auf das Leben auf der Erde.
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