Herschel entdeckt Loch im Nebel
von Stefan Deiters astronews.com
14. Mai 2010
Das europäische Infrarot-Weltraumteleskop Herschel hat eine
überraschende Entdeckung gemacht: Inmitten eines Reflexionsnebels spürten
Astronomen einen Bereich auf, in dem sich nahezu kein Material befindet. Von
diesem Loch erhoffen sich die Astronomen wichtige Informationen über
die Endphase der Sternentstehung.

Herschels Blick auf NGC 1999 (grüner Bereich
oben) mit dem mysteriösen Loch.
Bild: ESA / HOPS Consortium [Großansicht] |
Sterne entstehen in dichten Wolken aus Gas und Staub. Normalen
Teleskopen ist daher der Blick in diese stellaren Kinderstuben in der Regel
verstellt, in infraroten Wellenlängen jedoch können diese Regionen detailliert
studiert werden. Genau dies ist eine der Aufgaben des im vergangenen Jahr
gestarteten europäischen Infrarot-Weltraumteleskops Herschel.
Neugeborene Sterne blasen intensive Winde und zuweilen auch gebündelte
Teilchenstrahlen, sogenannte Jets, ins All. Sie beeinflussen auf diese Weise das Material
in ihrer Umgebung und sollten sich, so zumindest die Theorie der Astronomen,
damit auch von den
Überresten des Materials befreien, aus dem sie einmal entstanden sind. Herschel
könnte es jetzt gelungen sein, eine Folge dieses Prozesses zu beobachten.
Die Astronomen waren dabei, mit Herschel junge Sterne in der Nähe des
Reflexionsnebel NGC 1999 zu beobachten, in dessen unmittelbarer Nähe sich ein
eigentümlicher dunkler Bereich befindet. Bislang hatten die Astronomen
angenommen, dass es sich dabei um eine dunkle Wolke aus Gas und Staub handelt,
die keinerlei Licht durchlässt. Zu ihrer Überraschung erschien der dunkle
Bereich aber auch auf den Herschel-Bildern dunkel, obwohl das Teleskop doch
eigentlich durch solche Gas- und Staubwolken hindurch blicken können sollte. Entweder
war diese Wolke also ungewöhnlich dicht oder es handelte sich bei ihr um etwas
ganz anderes.
Weitere Untersuchungen mit erdgebundenen Teleskopen brachten dann die wahre
Ursache ans Licht: Der Bereich erscheint deswegen schwarz, weil sich hier
wirklich gar nichts befindet. Irgendetwas hat hier ein Loch in die Wolke
geblasen. "Niemand hat bislang ein Loch wie dieses gesehen", so Tom Megeath
von der University of Toledo in den USA.
Das Loch muss nach Ansicht der Astronomen durch einen Jet von einem jungen
Stern in der Region entstanden sein, der NGC 1999 regelrecht
durchlöchert hat. Auch die starke Strahlung der Sterne in der Umgebung könnte
bei der Bildung des Lochs geholfen haben. Die Forscher freuen sich daher, mit dem
Fund einen kleinen Einblick in die Prozesse erhalten zu haben, durch die junge
Sterne ihre Umgebung von Gas und Staub befreien können.
|