Jagd nach Stürmen auf Saturn
von Stefan Deiters astronews.com
10. Mai 2010
Dank der Hilfe von Amateurastronomen konnten
Wissenschaftler mit dem Infrarot-Spektrometer an Bord der Saturnsonde Cassini
erstmals einen Sturm in der Atmosphäre des Ringplaneten detailliert untersuchen.
Das Instrument lieferte die bislang genauesten Daten über die
Temperaturverteilung und die Zusammensetzung der Gase in dem Wettersystem.
Saturnaufnahme von Amateurastronom
Christopher Go. Der Sturm ist mit einem weißen
Pfeil markiert. In den rot umrandeten Regionen
konnte das Spektrometer von Cassini Daten
sammeln.
Bild: C. Go und NASA/JPL-Caltech/GSFC
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"Wir sind wirklich begeistert, dass wir einen Hinweis von den
Amateuren erhalten haben", so Gordon Bjoraker, der zum Spektrometer-Team von
Cassini
am Goddard Space Flight Center der NASA gehört. "Die Daten dieser Sturmzelle
wären sonst sicherlich untergegangen."
Mit dem Radio- und Plasma-Instrument von Cassini registrieren die Astronomen
schon seit Jahren Gewitter in einem Band in mittleren Breitengraden des
Ringplaneten. Die Wettersysteme entstehen allerdings innerhalb von Wochen und
können genauso schnell wieder verschwinden. Beobachtungen mit dem
abbildenden Spektrometer von Cassini müssen jedoch schon viele Monate im voraus
geplant werden.
Das Radio- und Plasma-Instrument empfängt Signale, die durch Entladungen in
der Saturnatmosphäre entstehen, die mit Stürmen in Verbindung gebracht werden. Teammitglieder schicken daher regelmäßig Tipps
an Amateurastronomen, die mit ihren Instrumenten schnell einmal den Ringplaneten
anvisieren können, um zu schauen, ob sich in der Atmosphäre des Ringplaneten ein
heller, weißer Sturm erkennen lässt.
Auch die Amateurastronomen Anthony Wesley, Trevor Barry und Christopher Go
erhielten im Februar entsprechende Hinweise und machten in den folgenden Wochen
zahlreiche Aufnahmen des Saturn. Ende März schickte Wesley, ein Amateurastronom
aus Australien, der im letzten Jahr auch als erster den Einschlag auf dem
Jupiter entdeckte (astronews.com berichtete), dem Cassini-Team eine E-Mail mit
Aufnahmen eines Sturmsystems. "Ich wollte nur sicher sein, dass Bilder wie
diese dem zuständigen Team auch bekannt sind. Es könnte ja von Interesse sein
für weitere Beobachtungen mit Hubble oder Cassini", so Wesley.
Die Wissenschaftler waren an seinen und anderen Bildern sehr interessiert,
insbesondere an einer Aufnahme von Go vom 13. März, die einen Sturm auf
seinem Höhepunkt zeigte. Durch einen glücklichen Zufall waren nämlich genau in diesem Bereich
Beobachtungen mit dem abbildenden Spektrometer von Cassini geplant, die dann am
25. und 26. März auch durchgeführt wurden.
Das Instrument registrierte in dem Gebiet unerwartet hohe Mengen von
Phosphorwasserstoff, einem Stoff, der sich sonst eher in tieferen
Atmosphärenschichten findet. Die Astronomen werten dies als Hinweis auf gewaltige
Turbulenzen, durch die Material aus tieferen Schichten nach oben transportiert
wird. Sie konnten außerdem feststellen, dass die Tropopause innerhalb der
Sturmzelle ein halbes Grad kälter als in den benachbarten Gebieten war.
"Ein Ballonfahrer, der sich von der ruhigen Stratosphäre aus in rund 100
Kilometer tiefer liegende Regionen begäbe, würde in einen heftigen Schneesturm
aus Ammoniak-Eis geraten", so Brigitte Hesman von der University of Maryland,
die dem Cassini-Spektrometer-Team angehört. "Dieser Schneesturm entsteht
vermutlich durch einen noch gewaltigeren Sturm, der weitere 100 bis 200
Kilometer tiefer tobt und von dem man Blitze beobachtet hat. Die Wolken bestehen
dort aus Ammoniak und Wasser."
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