Supernova hüllt Sterne in Staub
von Stefan Deiters astronews.com
1. April 2010
Ein neues jetzt veröffentlichtes Bild aus Daten der
NASA-Weltraumteleskope Chandra und Spitzer zeigt die staubigen
Überreste eines explodierten Sterns. Die massereiche Sonne war offenbar Teil
eines Sternhaufens. Für die Astronomen ist diese Konstellation ein Glücksfall,
können sie doch so mehr über den Staub erfahren, der durch die
Supernova-Explosion entstanden ist.
Der Supernova-Überrest G54.1+0.3 in einer
Aufnahme von Chandra und Spitzer.
Bild: NASA / CXC / JPL-Caltech /
Harvard-Smithsonian CfA
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"Wissenschaftler vermuten, dass alle Sterne in dem Bild zu einem
Sternhaufen gehören, in dem eine Supernova explodiert ist", erläutert Tea Temim
vom Harvard-Smithsonian Center vor Astrophysics. "Das Material, das dabei ins
All geblasen wurde, weht nun mit hoher Geschwindigkeit an diesen Sternen
vorüber." Auf dem jetzt veröffentlichten Bild sind die Daten des
Röntgenteleskops Chandra in blau zu sehen, die des Infrarotteleskops
Spitzer in
grün und rot-gelb.
Die helle, punktförmige Quelle ungefähr in der Bildmitte ist ein schnell
rotierender Neutronenstern oder Pulsar. Dabei handelt es sich um den Überrest der Supernova-Explosion, mit der
ein massereicher Stern sein Leben beendet hat. Vom Pulsar bläst ein Wind aus
energiereichen Partikeln, was gut in den blauen Röntgendaten zu erkennen ist. Er ist
auch für das Leuchten des Materials verantwortlich, das bei
der Explosion ins All geschleudert wurde.
Rund um den Pulsarwind ist zudem Infrarotstrahlung zu erkennen. Hier befinden sich Gas
und Staub, der aus dem Trümmermaterial der Supernova kondensiert ist. Der
kalte Staub breitet sich in die Umgebung aus und wird hier von den Sternen des
Sternhaufens aufgeheizt, so dass er im Infraroten beobachtbar wird. Der Staub,
der sich am dichtesten an den Sternen des Haufens befindet, ist am wärmsten und
erscheint hier gelblich. Ein Teil des Staubs wird auch vom Pulsarwind erwärmt,
der die sich langsam ins All ausdehnende Hülle aus Material überholt.
Die besondere Umgebung, in der die Supernova explodiert ist, macht eine
Beobachtung des kondensierten Staubs der Supernova erst möglich. Normalerweise ist dieser Staub nämlich zu kalt, um im Infraroten
sichtbar zu sein. Würde der Staub nicht durch die Sterne des Haufens aufgewärmt,
wäre er erst zu erkennen, nachdem ihn die von der
Supernova ausgehende Stoßwelle erreicht und erhitzt hat. Dabei werden allerdings auch viele
der kleineren Staubpartikel zerstört. In G54.1+0.3, so der Name des
Supernova-Überrestes,
können Astronomen also frischen Staub einer Supernova in seinem ursprünglichen
Zustand sehen.
Und gerade dies macht die Bedeutung von G54.1+0.3 aus. Über die genaue Menge und die Zusammensetzung des Staubs, der
bei Supernova-Explosionen entsteht, rätseln Wissenschaftler nämlich schon seit langem.
Der jetzt untersuchte Supernova-Überrest könnte nun wichtige Hinweise liefern, um dieses Mysterium zu lösen.
G54.1+0.3 ist rund 20.000 Lichtjahre von der Erde entfernt und liegt im
Sternbild Pfeil.
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