Neue Tricks für einen alten Rover
von Stefan Deiters astronews.com
26. März 2010
Trotz seinen Alters lernt der Marsrover Opportunity
beständig dazu: Jetzt testete man am Jet Propulsion Laboratory der NASA
eine neue Steuerungssoftware, mit der der Rover selbstständig Ziele für
eine gründlichere Untersuchung auswählen kann. Der Test war erfolgreich:
Opportunity entschied sich genau für den Felsbrocken, den auch das Team im Auge
hatte.

Auf diesem Bild wählte Opportunity selbstständig
ein interessantes Objekt aus und entschied sich
für den markierten Felsbrocken.
Bild: NASA/JPL-Caltech [Großansicht] |
Dank einer kürzlich zum Marsrover Opportunity übertragenen
Software verfügt dieser nun über die Fähigkeit, selbstständig entscheiden zu
können, ob sich die weitere Untersuchung von Gesteinsbrocken in einer Region
lohnt oder nicht. Der Computer von Opportunity analysiert dazu eigenständig ein
Bild, das mit der Weitwinkel-Navigationskamera des Gefährts gemacht wurde und
sucht darauf nach Gesteinsbrocken, die bestimmten Kriterien entsprechen. Dazu
gehören etwa eine bestimmte Farbe oder Form. Findet er solche
Brocken kann er dann die Panorama-Kamera darauf richten und damit
detailliertere Aufnahmen in verschiedenen Wellenlängenbereichen machen.
"Auf diese Weise erhalten wir zusätzliche wissenschaftliche Informationen",
erläutert Tara Estlin vom NASA Jet Propulsion Laboratory, die die Entwicklung des neuen Softwaresystems leitete.
Es trägt den Namen Autonomous Exploration for Gathering Increased Science
(AEGIS). Ohne dieses System wartet der Rover auf Anweisungen vom
Kontrollteam, das zunächst die ersten Übersichtsbilder auswerten muss, die der Rover zur
Erde gefunkt hat, nachdem er an einer Stelle zum Stehen gekommen ist. Detailliertere Aufnahmen von potentiell interessanten Objekten können dann
erst am nächsten Tag gemacht werden oder fallen, weil man sich zuvor bereits für
eine Weiterfahrt entschieden hatte, ganz unter den Tisch.
Beim ersten Test hatte Opportunity ein Bild auszuwerten, das der Rover nach
einer Fahrt am 4. März von der Umgebung des kleinen Kraters Concepcion gemacht hatte. Aus
den über 50 Gesteinsbrocken, die auf der Aufnahme zu erkennen waren, entschied
sich der Rover für einen Fußball-großen Brocken, der seiner Ansicht nach den
Kriterien der Wissenschaftler am besten entsprach. "Er hat das Ziel
ausgewählt, das wir wollten", so Estlin. "Der Test verlief genau so,
wie wir uns das erhofft hatten. Es ist aber schon faszinierend zu beobachten, wie
Opportunity nach mehr als sechs Jahren auf dem Mars nun autonom agiert."
Die Kriterien, die AEGIS zur Auswahl der Ziele verwendet, können von den
Wissenschaftlern an die jeweilige Umgebung angepasst werden. "Wir haben viele
Jahre an dieser Software in unserer Versuchsanlage am JPL gearbeitet", so Estlin.
"Vor sechs Jahren hatten wir überhaupt nicht damit gerechnet, dass wir diese
Software einmal mit Opportunity ausprobieren können." Die Marsrover
Spirit und Opportunity waren Anfang 2004 auf dem Mars gelandet und sollten den Mars
eigentlich nur drei Monate lang erkunden.
Es ist nicht das erste Softwareupdate für die Marsrover: So haben die
Ingenieure den Rovern in den vergangenen Jahren beispielsweise auch
"beigebracht", selbstständig ein Hindernis zu umfahren und den Roboterarm
eigenständig auszufahren, um einen Gesteinsbrocken damit zu berühren. Auch
können sie Bilder des Marshimmels analysieren, darauf Wolken oder die
marstypischen Staubteufel erkennen und nur die Aufnahmen zur Erde übertragen,
die gerade von Interesse sind.
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