Magnetfelder füttern Sternenembryos
Redaktion
/ Pressemitteilung der Universität Bonn astronews.com
19. Februar 2010
Bei der Geburt massereicher Sterne scheinen starke Magnetfelder eine
wichtigere Rolle zu spielen als bislang vermutet. Das zeigt eine Studie der
Universität Bonn und des niederländischen JIVE-Instituts, die in der
Fachzeitschrift Monthly Notices of the Royal Astronomical Society
erscheinen wird. Demnach sorgen die Magnetfelder anscheinend dafür, dass die
Sternen-Embryonen stetig mit Materie versorgt werden.

Künstlerische Darstellung des Magnetfeldes um
den jungen massereichen Stern Cepheus A HW2.
Bild: Universität Bonn / Tobias Maercker |
Als "massereich" bezeichnen Astronomen Sterne, die mehr als die
achtfache Masse der Sonne aufweisen. Sie sind relativ selten, haben aber
aufgrund der von ihnen ausgehenden starken Strahlungsfelder einen
erheblichen Einfluss auf die Entwicklung der Galaxien. Sie können etwa
die Entstehung anderer Sterne und Planeten beeinflussen und sind für die
Existenz der schweren Elemente verantwortlich, ohne die es vermutlich
kein Leben geben würde.
Bis heute versteht man allerdings nur recht grob, wie derartige Himmelskörper
überhaupt entstehen können. Gerade die Frage, welche Rolle Magnetfelder dabei
spielen, ist noch immer Thema hitziger Debatten. "Man weiß zwar, dass derartige
Kräfte bei der Bildung leichterer Sterne am Werk sind", erklärt Dr. Wouter
Vlemmings vom Argelander-Institut für Astronomie der Universität Bonn. "Bei
massereichen Sternen hat man dafür bislang jedoch keinerlei Anhaltspunkte
gefunden."
Bisher zumindest. Vlemmings und seine niederländischen Kollegen haben nun
nämlich eine 2.300 Lichtjahre entfernte Sternentstehungsregion namens Cepheus A
genauer unter die Lupe genommen. Hier kommen regelmäßig neue Sterne zur Welt.
Darunter ist auch der "Sternenembryo" Cepheus A HW2, der nach Berechnungen zu
einem massereichen Stern heranwachsen wird.
Die Astronomen konnten mit Hilfe einer neuen Methode erstmals eine Art
3D-Karte des Magnetfeldes um Cepheus A HW2 erstellen. Dabei zeigte sich, dass
dieses Feld erstaunlich regelmäßig und stark ist. Wahrscheinlich kontrolliert
es, wie Materie von einer Scheibe aus Gas und Staub um Cepheus A HW2 zum
wachsenden Sternenembryo gelangt. Das Feld versorgt das Sternenkind also
gewissermaßen mit ausreichend Nahrung, so dass aus ihm ein massereicher Stern
werden kann. "Unsere Ergebnisse legen nahe, dass bei der Entstehung massereicher
und kleiner Sterne ähnliche Prozesse ablaufen", sagt Dr. Huib Jan van Langevelde,
Direktor des Joint Institute for VLBI in Europe (JIVE).
Ein Teil der Materie um den Sternenembryo fungiert als ein sogenannter
"Maser": Sie verstärkt Mikrowellenstrahlung, die beispielsweise von
Methanol-Molekülen ausgeht – ganz ähnlich, wie es Laser mit Licht tun. Methanol
ist der am einfachsten gebaute Alkohol und kommt in großen Mengen in der
Umgebung von Cepheus A HW2 vor. Starke Magnetfelder hinterlassen in dieser
Mikrowellenstrahlung eine Art Fingerabdruck. Dieser ist zwar sehr klein; durch
den Verstärkungs-Effekt des Masers lässt er sich aber dennoch messen. Auf diese
Weise konnten die Forscher Rückschlüsse auf die Struktur des Magnetfeldes ziehen.
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