Alter des Sonnensystems wird neu berechnet
von
Rainer Kayser
4. Januar 2010
Das bisherige Verfahren zur Bestimmung des Alters des
Sonnensystems auf Grundlage radioaktiver Isotope in Meteoriten beruht offenbar
auf einer fehlerhaften Annahme. Dies zeigen jetzt Analysen eines Forscherteams
aus den USA und Deutschland. Die sich ergebenden Abweichungen sind zwar nicht
groß, sind aber für eine genaue Datierung der Entstehung der Planeten wichtig.

Das Alter des
Sonnensystems lässt sich mit Hilfe von Meteoriten
relativ exakt bestimmen.
Foto: Arizona State University / Celeste
Riley
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Die Bestimmung des Geburtszeitpunkts unseres Sonnensystems aus dem Alter von
Meteoriten basiert auf einer fehlerhaften Annahme. Das zeigen Analysen, über die
ein Forscherteam aus Deutschland und den USA in der Online-Ausgabe des
Fachblatts Science berichtet. Die resultierenden Abweichungen sind
nicht groß: Sie betragen lediglich wenige Millionen Jahre. Bei einem Alter des
Sonnensystems von etwa 4,57 Milliarden Jahren fällt dies kaum ins Gewicht. Doch
die neuen Erkenntnisse könnten künftig eine genauere Datierung der
Planetenentstehung ermöglichen.
"Die Bausteine der Planeten haben sich alle innerhalb von weniger als zehn
Millionen Jahren gebildet", erläutert Meenakshi Wadhwa von der Arizona State
University, eine an dem Projekt beteiligte Wissenschaftlerin. "Wenn wir
also versuchen, die Ereignisse innerhalb dieser ersten zehn Millionen Jahre
genau zu untersuchen, benötigen wir eine zeitliche Auflösung von weniger als
einer Million Jahren."
Die Datierung der Geburtszeit unseres Sonnensystems basiert wesentlich auf der
Untersuchung von radioaktiven Isotopen in Meteoriten. Die Astronomen sind
bislang davon ausgegangen, dass bestimmte Stoffe - die Uran-Isotope 235 und 238
- in allen Meteoriten im gleichen Verhältnis auftreten. "Der Grund dafür war
einfach, dass niemand in der Lage war, geringe Unterschiede im
Isotopenverhältnis von Uran nachzuweisen", sagt Gregory Brennecka, ebenfalls von
der Arizona State University, "doch nun sind solche Messungen möglich."
Brennecka, Wadhwa und ihre Kollegen konnten mit neuen, maßgeblich an der
Goethe-Universität in Frankfurt entwickelten Messverfahren zeigen, dass die
Isotopenverhältnisse in unterschiedlichen Meteoriten signifikant voneinander
abweichen. Die Berücksichtigung des genauen Isotopenverhältnisses kann, so die
Forscher, künftig genauere Datierungen ermöglichen. Die gefundenen Abweichungen
sind zudem der bislang stärkste Hinweis darauf, dass in der Entstehungsphase des
Sonnensystems in unmittelbarer Nähe ein Stern explodiert ist und den Urnebel des
Sonnensystems mit radioaktiven Elementen angereichert hat.
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