Blick ins Herz aktiver Galaxien
Redaktion
/ Pressemitteilung der Max-Planck-Gesellschaft astronews.com
9. Dezember 2009
Astronomen gelang nun ein tiefer Blick ins Herz aktiver Galaxien. Dabei
konnten die Forscher erstmals mehrere Strahlungsquellen räumlich auflösen. Die interferometrischen
Beobachtungen im nahen Infrarot zeigten eine ringförmige Struktur, die aus
Staub und Gas besteht. Die gemessenen Ringradien liefern neue Erkenntnisse
über das Material, das auf das zentrale Schwarze Loch einströmt.

Infrarot-Aufnahmen der vier untersuchten
Galaxien. Mit dem Keck-Interferometer konnte die
innere Region der leuchtkräftigen Galaxienkerne
in Details aufgelöst werden.
Bild: M. Kishimoto auf der Basis von
Galaxienaufnahmen mit UKIRT [Großansicht] |
Die Kerne vieler Galaxien leuchten nicht nur im optischen Licht, sondern auch im Bereich der Röntgen-, Infrarot- und Radiostrahlung. Außerdem schießt oftmals ein Materiestrahl - ein sogenannter Jet - aus dem Zentrum heraus. Man glaubt, dass diese Energie durch das Einströmen von Materie auf extrem massereiche, zentrale Schwarze Löcher erzeugt wird. Die Wissenschaftler um Makoto Kishimoto
vom Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn interessieren sich für die Details: Sie wollen einem massereichen Schwarzen Loch bei seiner
"Mahlzeit" zusehen und herausfinden, wo genau der energiereiche Materiejet aus dem Zentralbereich startet.
Dazu hat das Team im Mai 2009 vier dieser aktiven Galaxienkerne (AGN) mit dem Keck-Interferometer auf Hawaii beobachtet. Anschließend wurden am United Kingdom Infrared Telescope (UKIRT) zeitnahe Aufnahmen der jeweiligen Galaxien im Nahinfrarotbereich gewonnen. Zu den untersuchten Objekten gehörten unter anderem NGC 4151, eine relativ nahe Galaxie in 50 Millionen Lichtjahren Distanz, aber auch der Quasar IRAS 13349+2438 in einem Abstand von mehr als einer Milliarde Lichtjahren.
"Das wurde nur möglich durch die große Anstrengung der Keck-Mitarbeiter, die die Empfindlichkeit ihrer Instrumente für schwache Strahlung stark verbessert haben", sagt Max-Planck-Forscher Kishimoto, Erstautor der Veröffentlichung.
Um derart weit entfernte Objekte im Infraroten räumlich aufzulösen, wären Teleskope von 100 Metern Durchmesser und mehr erforderlich. Es ist aber einfacher, die Strahlengänge von zwei oder mehr benachbarten Einzelteleskopen zu überlagern. Aus den so erhaltenen Interferenzmustern lassen sich Informationen über die Umgebung der Schwarzen Löcher gewinnen.
Zukünftige Interferometer-Anlagen dieser Art werden aus einem großen
Teleskop-Netzwerk bestehen, das sich über mehrere Kilometer erstreckt. Solche
Interferometer gibt es bereits seit vielen Jahren in der Radio-, jedoch noch
nicht in der Infrarot-Astronomie. Hier befindet sich die Technik in einem recht
frühen Stadium, weshalb sich meist nur zwei oder drei Teleskope für die
Interferometrie einsetzen lassen. Ein Prototyp dafür sind die beiden
Keck-Teleskope mit jeweils 10 Meter Spiegeldurchmesser; sie werden mit einem
gegenseitigen Abstand von 85 Metern betrieben.
Während dieses Keck-Interferometer regelmäßig zur Beobachtung von Sternen in unserer Milchstraße eingesetzt wird, stellen die Untersuchungen viel weiter entfernter Objekte - besonders der massereichen Schwarzen Löcher in den Zentren ferner Galaxien - eine ungleich größere Herausforderung dar: Sie strahlen um ein Vielfaches schwächer als nahegelegene Sterne. Die Beobachtung solcher Objekte mit Interferometern, vor allem im kurzwelligen Infrarot (Nahinfrarot), sind besonders schwierig.
Bis vor kurzem haben die Astronomen lediglich einen einzigen aktiven Galaxienkern erfolgreich mit dem Keck-Interferometer beobachtet. Diese Galaxie, NGC 4151, ist einer der hellsten AGN bei sichtbaren und infraroten Wellenlängen. Die neuen Messungen von gleich vier dieser Galaxien ermöglichen nun ein recht zuverlässiges Bild davon, was mit dem Interferometer aufgelöst werden kann: eine ringförmige Struktur, die von der Nahinfrarot-Strahlung von Staubkörnern herrührt.
Mit der Auswertung von unterschiedlichen, voneinander unabhängigen Messungen des Ringradius ist das Forscherteam der räumlichen Ausdehnung rund um das zentrale Schwarze Loch auf der Spur. Wie ist die radiale Verteilung, wie kompakt oder ausgedehnt ist der Staubtorus?
"Obwohl wir über die höchste bisher erreichte räumliche Auflösung im Infraroten verfügen, untersuchen wir doch noch eine relativ weit außen gelegene Region um das zentrale Schwarze Loch", sagt Makoto Kishimoto. Der Wissenschaftler hofft daher, mit zukünftigen Interferometern noch näher an die Zentralquelle heranzukommen.
"Außerdem planen wir, eine Reihe weiterer aktiver Galaxien mit massereichen
Schwarzen Löchern im Zentrum zu untersuchen." Über die Ergebnisse der aktuellen
Untersuchung berichteten die Forscher jetzt in der Fachzeitschrift Astronomy & Astrophysics.
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