Gemeinsame Forschung im ewigen Eis
Redaktion
/ Pressemitteilungen des DLR astronews.com
25. November 2009
Nicht nur Astronauten auf Langzeitmissionen im All, sondern auch Forscher im
antarktischen Eis müssen lange Perioden der Isolation unter extremen
Bedingungen überstehen. Wenn man sich also für die medizinischen Folgen
dieser Abgeschiedenheit interessiert, bietet sich in der Antarktis ein
idealer Ort für Untersuchungen. Aus diesem Grund haben sich DLR und AWI nun
zusammengetan.

Wissenschaftler wollen die körperlichen und
seelischen Auswirkungen der Langzeitisolation in
der Neumayer-Station III auf die Mannschaft
studieren.
Foto: Alfred-Wegener-Institut |
Das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI) und
das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) arbeiten künftig in
der Gesundheitsforschung zusammen. Am 23. November 2009 unterzeichneten
beide Partner einen Kooperationsvertrag zur Durchführung
biomedizinischer Studien auf der Neumayer-Station III in der Antarktis.
In zwei Projekten überwachen Wissenschaftler die Gesundheit der
Stationsmannschaft und studieren die körperlichen und seelischen
Auswirkungen der Langzeitisolation während der Wintermonate in der
Antarktis. Die Untersuchungen ergänzen entsprechende Experimente, die
auf der Internationalen Raumstation ISS durchgeführt werden und bereiten
so Langzeitmissionen zu Mond und Mars vor.
Die extremen Bedingungen, unter denen die Biologen, Klimaforscher und
Geologen auf der Neumayer-Station III leben und arbeiten, ähneln denen von
Astronauten bei einer Weltraummission: Isolation, äußere Gefahren, körperlicher
und seelischer Stress sowie das Fehlen eines normalen Tag-Nacht-Wechsels
beeinträchtigen das Wohlbefinden und die Gesundheit. In den beiden jetzt
vereinbarten Projekten wird die Forschung am Herz-Kreislauf-System sowie am
Immunsystem des Menschen im Vordergrund stehen.
Es ist lange bekannt, dass das Immunsystem von Astronauten bei
Weltraumaufenthalten beeinträchtigt wird. Dies gilt auch für Menschen unter
Stress und in extremen Umgebungsbedingungen. Die genauen Ursachen und
Mechanismen hierfür sind aber unbekannt. Diese wollen Wissenschaftler der
Ludwig-Maximilians-Universität München jetzt herausfinden. Dafür planen sie
immunologische Untersuchungen auf der Forschungsstation.
Im zweiten Projekt werden Forscher der Charité Berlin Blutbildung und
Kreislaufregulation sowie Aktivitäts- und Schlafmuster bei den Überwinternden in
der Antarktis verfolgen. Nach Abschluss der Studien werden beide
Wissenschaftsteams ihre Untersuchungsergebnisse mit Daten von ähnlichen
Experimenten vergleichen, die auf der ISS und in anderen extremen Umgebungen
durchgeführt werden.
Die Ergebnisse werden zum einen eine konkrete praxisbezogene Bedeutung haben
für das Überwintern in der Antarktis und für Langzeitmissionen im Weltraum. Zum
anderen werden aus diesem kooperativen Forschungsprogramm zwischen
Alfred-Wegener-Institut und DLR wichtige Beiträge für das grundlegende
Verständnis von Stoffwechsel- und Herz-Kreislauf-Regulation sowie des
Immunsystems erwartet.
Das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in der
Helmholtz-Gemeinschaft wird bei dieser Kooperation Infrastruktur, Logistik und
Personal auf der Station zur Verfügung stellen. Das DLR-Raumfahrt-Management
unterstützt die wissenschaftlichen Projekte an den Universitäten organisatorisch
sowie finanziell mit Geldern des Bundesministeriums für Wirtschaft und
Technologie (BMWi). Die Zusammenarbeit ist zunächst für fünf Jahre vereinbart
und verlängert sich danach im Zweijahres-Rhythmus.
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