Eindrucksvoller Blick in Centaurus A
von Stefan Deiters astronews.com
20. November 2009
Centaurus A ist die uns am nächsten gelegene elliptische
Riesengalaxie und gehört mit zu den am besten untersuchten Objekten am südlichen
Himmel. Mithilfe von Beobachtungen im nahen Infrarot gelang Astronomen nun mit
dem New Technology Telescope (NTT) der ESO ein faszinierender Blick
durch die Staubschleier ins Innere des Kolosses. Dort sind die Überreste einer
kleinen Spiralgalaxie zu sehen, die Centaurus A vor einiger Zeit verschluckt
hatte.

Der neue Blick ins Zentrum von Centaurus A.
Bild: ESO / Y. Beletsky [Großansicht] |
Centaurus A oder NGC 5128 ist mit einer Entfernung von rund elf
Millionen Lichtjahren die uns am nächsten gelegene elliptische Riesengalaxie. Sie
gehört mit zu den am besten untersuchten Objekten am südlichen Himmel und fiel
1847 schon dem berühmten britischen Astronomen John Herschel auf, der damals
einen umfangreichen Katalog der Nebel des Südhimmels erstellte.
Das eindrucksvolle Aussehen von Centaurus A erklärt sich durch im sichtbaren
Bereich des Lichtes undurchdringliche Staubschwaden, die vermutlich auf eine
Verschmelzung der Riesengalaxie mit einer kleineren staubreichen Spiralgalaxie
zurückzuführen sind. Tatsächlich dürfte Centaurus A vor 200 bis 700 Millionen
Jahren eine kleinere, gasreiche Galaxie verschluckt haben, deren Gas im Inneren
des Riesen vermutlich für die Entstehung neuer Sterne sorgt.
Schon das ESA-Infrarotteleskop ISO entdeckte in Centaurus A erste Hinweise auf die damaligen Geschehnisse: Das Teleskop spürte eine 16.500
Lichtjahre durchmessende Struktur auf, die ein wenig an eine
Balken-Spiralgalaxie erinnerte. Das NASA-Infrarotteleskop Spitzer konnte
später weitere
Details erkennen: Die Struktur hatte die Form eines Parallelogramms und war der
Rest einer gasreichen Spiralgalaxie, die von Centaurus A verschluckt wurde.
Elliptische Riesengalaxien entstehen nach Ansicht der Astronomen durch
wiederholte Verschmelzungen von Galaxien.
Die neuen Beobachtungen, die mit Hilfe des abbildenden
Infrarot-Spektrographen SOFI am 3,58 Meter New Technology Telescope der
Europäischen Südsternwarte (ESO) im chilenischen La Silla gemacht wurden, zeigen
nun weitere Details der verschluckten Galaxie. Durch die Kombination von
Aufnahmen, die mit verschiedenen Filtern gemacht wurden, konnten die Astronomen
mit einem neuen Verfahren ein Bild vom Zentrum von Centaurus A erzeugen, das
vollkommen frei von den Einflüssen des störenden Staubs ist.
Das Resultat hat die Forscher überrascht: "Wir konnten einen deutlichen
Ring aus Sternen und Sternhaufen sehen, die bislang hinter den Staubschwaden
verborgen waren und unsere Bilder gewähren einen bislang einmaligen Blick
darauf", erläutert Jouni
Kainulainen vom Max-Planck-Institut für Astronomie, der Hauptautor eines
Fachartikels in der Zeitschrift Astronomy & Astrophysics, in dem über die
Beobachtungen berichtet wird. "Eine weitere Analyse dieser Struktur sollte uns
einiges über die Verschmelzung verraten und auch darüber, welche Rolle die
Sternentstehung dabei gespielt hat."
Die neue, für die Beobachtung angewandte Technik würde, so die beteiligten
Forscher, ganz neue Möglichkeiten eröffnen. So könnte es dadurch möglich werden,
riesige Gaswolken in anderen Galaxien in hoher Auflösung und außerordentlich
"preiswert" zu beobachten. "Zu wissen, wie solche Gaswolken entstehen und sich
entwickeln ist wichtig, um die Sternentstehung in Galaxien zu verstehen", so
João Alves vom spanischen Calar Alto Observatory.
Im Inneren von Centaurus A befindet sich ein gewaltiges Schwarzes Loch
(astronews.com berichtete), das wohl die 200 Millionen-fache Masse unserer Sonne
hat und damit auch noch rund 50-mal massereicher ist, als das Schwarze Loch im
Zentrum unserer Milchstraße. Das Schwarze Loch in Centaurus A ist zudem aktiv: Es
wird ständig mit neuem Material gefüttert, wodurch die Riesengalaxie zu einer
extrem hellen Quelle im Radiobereich wird und hochenergetische Partikel in eng
gebündelten Jets ins All schleudert.
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